Freitag, 27. Dezember 2013

Scharf, schärfer, Chilis. - Farmarbeit die Zweite.

Nachdem ich meinen Farmgau überwunden habe und mich einige Tage bei lieben Freunden in Hervey Bay und in Brisbane erholen konnte, habe ich eine neue Anzeige bei Gumtree aufgegeben. Pia und ich trennten uns, da sie gerne in ein Working Hostel 400 Kilometer neben Melbourne wollte und ich ehrlich gesagt keine Ambitionen habe, in solch ein Hostel zu gehen. Die Behandlung ist hier nämlich meistens auch kein Zuckerschlecken. 

Ich erhielt ein paar interessante Angebote auf meine Anzeige und unter anderem rief mich auch der Arne an. Arne unterhält zwei Gewächshäuser in der Nähe von Noosa und baut Chillis, Tomaten und Kräuter an. Er kommt ursprünglich aus Deutschland und ist nun schon seit 13 Jahren in Australien. Er bot mir an, dass ich meine Farmarbeit bei ihm ableisten könne, als Wwoofing. Ich willigte ein ihn kennenzulernen und düste nach Noosa. Ein wunderschöner Fleck mit einem langen Fluss, direkt am Ozean.
Region Noosa

Der Fluss direkt vor meine Haustür

Der Mainbeach, 2 km entfernt

Arne war mir gleich auf Anhieb sympathisch. Er wohnt direkt in Noosaville am Fluss und sein Apartment bietet Platz für uns beide. So willigte ich ein, für ihn zu arbeiten. Zwar verdiene ich hier nichts, aber ich habe einen entspannten, netten Menschen um mich herum und ich fühle mich wohl. Außerdem kann ich meine freien Nachmittage am Strand verbringen oder die Gegend hier unsicher machen. Für nächstes Jahr möchte ich dann gerne noch einen anderen Job finden, für zwei oder drei Abende die Woche, einen bezahlten Job. Denn trotz aller Entspannung und australischer Mentalität, ist etwas Geld durchaus praktisch und notwendig. Und Zeit dazu habe ich allemal. Wir arbeiten meistens von 5-11 Uhr oder noch früher. Dann hat man den ganzen Nachmittag frei und für sich Zeit. Auch mal schön.
So fand ich mein Weihnachtsgeschenk :D

Mein Zimmer
Gerade bin ich von einem wundervollen Christmas Wochenende aus Brisbane wiedergekommen. Arne ist heute auf einen Campingtrip gefahren, sein erster Urlaub seit Monaten und hat mir die Verantwortung überlassen. Finde ich klasse, so weiß ich, dass er meine Arbeit schätzt und ich kann mir meine Tage komplett alleine einteilen. Wundervoll. Und auch die Farmarbeit kann ich genießen. Ist irgendwie entspannend.
Yoga am Flussufer

Cocktail Time muss auch mal sein

Noosa am 24. Dezember

Am Ende wird also doch alles gut.
Nur eines muss ich noch lernen, nicht so viele von diesen tollen bunten Chillis ins Essen zu knallen... Sie sehen zwar lecker aus, aber sind verdammt scharf... 

Sonntag, 8. Dezember 2013

Flucht von der Farm der Verrückten

Wie schnell sich das Leben hier ändern kann! Gestern noch erschöpft aber einigermaßen zufrieden gewesen und heute mit Sack und Pack von der Farm geflüchtet. 

Ich liege gerade neben der lieben Pia in Paul und wir parken auf einem Rasthof and der australischen Ostküste neben Mackay! 600 stolze Kilometer entfernt von der Farm der Verrückten

Aber mal von Anfang an. Ich vergaß  gestern im Blogeintrag ein paar kleine Details. Mit Absicht, man weiß ja nicht, wer das mal liest. Nun finde ich aber sollte die Wahrheit geschrieben werden. 

Das Leben auf der Farm mit dem Namen Natal Down, war kein leichtes für uns. Die Frau hatte, nach einem Reitunfall vor 13 Jahren, einen Gehirnschaden davon getragen und war so gut wie unberechenbar. Sie war zunächst einmal kaum zu verstehen, da sie die meiste Zeit sprach als hätte sie eine Decke im Mund! Dann fing sie ständig an zu schreien und zwar in einer Art und Weise, wie ich in meinem Leben noch nie jemand schreien hören hab.  Klang eher wie ein sterbendes Tier. Und mit Wörtern, die ich nicht mal aussprechen kann ohne rot zu werden! Ich konnte damit noch einigermaßen leben, weil ich ja wusste, dass es eine Art Behinderung war. Aber der Farmer war viel schlimmer. Ein Ende 60 Jahre alter, dicker, schwitzender Mann, der uns mehr als eindeutige Blicke zuwarf und ständig schmutzige Kommentare machte (sowas habe ich in meinem Leben noch nicht gehört!!!!!) und über Sex reden wollte! 

Und mit diesen Leuten mussten wir auskommen. Zudem kam, dass alle Aufgaben willkürlich erschienen und wir bekamen für nichts eine Einführung, für gar nichts. Das kann in solch einer Art von Arbeit echt gefährlich werden. Vor drei Monaten erst, verunglückte auf dieser Farm eine englische Backpackerin tödlich, weil sie ohne Helm von einem Motorrad stürzte. Wir hörten auch von diversen anderen Verletzungen der letzten Jahren. Die Arbeit im Outback kann nunmal gefährlich sein und ohne Einführung und Instruktionen um so mehr!!!!

Wir hielten trotz allem durch. Wenigstens einen Monat wollte ich schaffen. Das Geld und die Tage für das 2nd Year Visa wären nett gewesen... 

Aber es ging nicht mehr!!! Heute (an unserem freien Tag) wurde ich von Schreien geweckt. Die Eheleute stritten mal wieder... Ich hörte nur, dass sie über Pia und mich redeten. Ich ging rüber und fragte was das Problem sei, als sie mich auch schon als dreckiges Backpacker Pack beschimpften und mich verdächtigten Früchte gestohlen zu haben. Was natürlich nicht stimme. Ich versuchte alles zu ignorieren und mich auf unseren freien Tag zu konzentrieren.

Pia und ich wuschen gerade Paul, als der Farmer ankam und uns anstarrte. Er brauche jemand um mit ihm in die Stadt zu fahren (eine Tour 3,5 Stunden). Natürlich nur, weil er nicht alleine sein wollte. Ich sagte ihm, dass sei unser freier Tag, aber morgen würden wir mitfahren. Natürlich wollte er auch nur eine von uns mitnehmen... Ist einfacher dich nur auf eine zu konzentrieren... Ich sagte also nein und er flippte völlig aus. Mit hochroten Kopf, um sich spuckend, dachte ich wirklich er würde uns schlagen. Er beschimpfte uns wild und wurde einfach nur ekelig und persönlich. Ich konnte ihn nur entsetzt anstarren, drehte mich um und Pia und ich entschlossen uns binnen Sekunden zu verschwinden!

Innerhalb von kürzester Zeit packten wir alles zusammen und verließen diesen wahnsinnigen, furchtbaren Ort! Nun weiß ich, wieso er soviel bezahlen wollte. Schweige- und Schmerzensgeld. Und auch ist mir klar, wieso seine Kinder alle abgehauen sind und nun weit weg leben. 

Wahnsinn. Ich bin froh da weg zu sein. Gefährlicher Irrsinn! 

Samstag, 7. Dezember 2013

Im roten Herzens Australiens – oder „Schluck Staub!“

Wir schreiben heute Tag 8 meiner Farmerfahrung. Der achte Tag an dem wir zwischen 12 und 14 Stunden täglich arbeiten. Es war eine Woche voller Hoch und Tiefs. Und mehr Tiefs, wenn ich ehrlich sein soll. 

Für alle die kein Genörgel hören wollen: Hört nun auf zu lesen. Für alle anderen: Haltet durch!


Die Arbeit ist wirklich hart. Es ist warm und staubig und die Sonne macht es einem nicht einfach den Tag zu überstehen. Die Autos sind zwar mit einer Klimaanlage ausgestattet, aber davon bekomme ich wie immer nur trockene Nebenhöhlen und Ohrenschmerzen. Heute wurde ich 6 Stunden lang in einem Auto gebraten. Mein Thermometer zeigte auch nur läppische 49 Grad an… 
Was soll man dazu noch sagen?!
Ich trinke am Tag circa 4-5 Liter Wasser und schwitze alles gleich wieder aus. Gut, dass ich hier nicht alleine bin. Pia und ich päppeln uns am Abend immer gegenseitig wieder auf. Ohne sie hätte ich glaube ich, nach drei Tagen geschmissen. Ich konnte nicht schlafen, weil es so warm war und mein Ventilator nicht der Beste ist. Er ist so laut, dass ich mehr Angst habe, dass er nachts von der Decke fällt und mich killt, als im Warmen zu schlafen. So war ich nach zwei Nächsten ohne viel Schlaf einfach nur am Ende.

Zeit für mich habe ich hier kaum. Ich weiß nicht, wer mir den Floh ins Ohr gesetzt hat, dass die Farmarbeit eine relaxte Zeit wird, mit viel Langeweile… Mein Farmer weiß davon jedenfalls nichts. Seit zwei Tagen haben wir uns wenigstens von der abendlichen Dinner Verpflichtung losgeeist und können wenigstens die Abende alleine verbringen. Sonst mussten wir immer zwischen 19 und 21 Uhr im Herrenhaus sein und mit dem Landlord-Ehepaar zusammen speisen. Das war nicht immer so entspannt.
Der Akzent den die Leute hier im Busch drauf haben, kombiniert mit einer leisen Stimme und manchem Gemurmel, macht es uns nicht leicht, alles zu verstehen. Hinzukommt, dass ich viele der Wörter (besonders für Werkzeuge oder den Rinderbetrieb) nicht mal im Deutschen kenne. So müssen wir oft nachfragen und das kommt leider nicht bei allen gut an…
 
Der Motor einer Pumpe, den wir repariert haben. Kein Wunder, dass ich die Vokalbeln nicht weiß...
Morgen haben wir einen Tag frei. Wir konnten nun aushandeln, dass wir jeden Sonntag für uns haben. Und so wie es aussieht, werden wir auch über Silvester ein paar freie Tage bekommen. Dann kann ich endlich wieder nach Brisbane, habe schon Sehnsucht. Das motiviert mich natürlich und dazu kommt, dass wir wirklich gut bezahlt werden. Ein zusätzlicher Antrieb. Und leider nicht mehr selbstverständlich hier.

Ich werde mich wohl an die Hitze, den Staub und den ständigen Durst gewöhnen müssen. Ich meine die Gegend ist trotz all des Staubes einfach traumhaft. Solche Weiten habe ich noch nie gesehen. 
Buschland
Staub wohin man schaut

Anders farbiger Staub
Die Arbeit an sich macht mir eigentlich auch Spaß. Du hast das Gefühl, dass du gebraucht wirst, du siehst was du tust und du kannst was bewirken (für mich als Schreibtisch-Matador ja nicht so selbstverständlich). Ich habe auch schon tolle Freunde gefunden.

Unsere Flaschenkinder
Mir würden allerdings 10 statt 12 Stunden täglich auch reichen. Abends falle ich einfach nur tot ins Bett, nach einer kurzen Yogaeinheit um meine Muskeln irgendwie wieder fit zu kriegen. Das positive ist, dass ich wirklich viel lerne. Und jeden Tag, so habe ich das Gefühl, kommen wir besser mit den Leuten hier klar. Einige sind wirklich wunderbar, Andere brauchen ihre Zeit um aufzutauen. Und mich stört ein wenig, dass Backpacker für wieder Andere, scheinbar nur Menschen zweiter Klasse sind. Wer weiß, vielleicht kann ich ihnen das Gegenteil beweisen. Vielleicht können sie mir auch nur den Buckel runter rutschen. Wir werden sehen.

8 Tage geschafft. 80 Tage bleiben. Auf in den Kampf.

PS: Motivations- und Mitleidsbekundungen für diese Situation nehme ich gerne entgegen, auch wenn ich sie mir selber eingebrockt habe.

Montag, 2. Dezember 2013

Das Leben im Outback – Lektion Eins

Zwei Tage bin ich auf der Farm und habe schon glatte 25 Stunden gearbeitet. Ein stolzer Anfang. „Mittendrin statt nur dabei“, ist hier wirklich das Motto schlechthin! Es gibt hier drei Grundregeln, die ich bisher verinnerlichen konnte!

1. Vergesse niemals nicht deinen Hut!!!

Die Sonne in diesem Kontinent frisst dich förmlich. Sie brennt erbarmungslos auf dich hinab. Und all die Bäume mit ihren Streichholzärmchen können dir nicht wirklich Schutz und Schatten bieten. Deshalb ist ein Hut Überlebenswichtig. Ich bekomme langsam das Gefühl, wir hätten in diesen Gegenstand mehr investieren sollen, als 6 Dollar bei Kmart…

2. Fluchen ist gesund und gehört zur Tagesordnung

 Baue in jedem deiner Sätze mindestens einmal das Wort „bloody“ ein. Falls du dir nicht sicher bist wo, verwende es mehrmals. Wird es ein wenig stressiger oder rauer kannst du auch alternativ „Fucking“ oder „fuck“ sagen. Wenn du ganz wild wirst dann baust du Sachen wie „Son of a bitch“ oder „stupid bitch“ ein. Je mehr desto besser.

3. Es ist niemals zu wenig Zeit um sich lässig gegen Etwas gegen zu lehnen!

Auch im größten Trubel schaffen es diese Menschen relaxt auszusehen. Eben rasen sie noch auf Motorrädern oder Buggy´s (Foto weiter unten) hinter Rindern her, um im nächsten Moment dann schon lässig die Hüfte vorzuschieben und sich gegen den nächst besten Gegenstand zu lehnen. Das kann ein Baum oder eine Wand sein, ein Auto oder auch ein Pferd, bevorzugt werden allerdings Zäune, denn hier kann man sich nicht nur anlehnen, sondern auch noch lässig einen Fuß auf eine Latte stellen. 

Wenn man diese Grundregeln beherzigt, dann überlebt man schon mal die ersten paar Stunden hier. Aber mal im Ernst, es gibt hier keine Einführungszeit oder Schonfrist... Wenn du hier bist, dann packst du mit an. So fand ich mich an meinem ersten Tag am Steuer eines 4WD (Allradantrieb) wieder und düste über Stock und Stein. Eine Stunde später stand ich dann plötzlich in der Mitte einer zusammengetrieben Rinderherde und versucht diese in einen Truck zu scheuchen. Zwischendurch musste ich mich mit beherzten Sprüngen auf den Zaun retten (der mal doppelt so groß war, wie ich) um mich vor wilden Bullen in Sicherheit zu bringen. Später am Tag saß ich dann plötzlich selber in einem dieser Buggys und trieb Rinder durch den Busch. 
Ein Buggy
Und die fahren hier wie die Irren! Über Stock Steine und Bäume, kein Hindernis ist groß genug um ausweichen zu müssen. Einfach drüber und gib Gas. Ich hielt tapfer durch und blickte ab und an neidisch zu den schätzungsweise 12 Jährigen Töchtern der Farmer hinüber, die alles mit links mitmachten. 

Obwohl ich mit meiner Ausstattung eher aussehe wie ein Hobbygärtner, als ein richtiges Cowgirl, versuche ich mein Bestes. So düste ich heute Morgen bereits um 6:30 Uhr mit einem dieser Buggy´s durch die Gegend. 
Strohhut und h&m Sonnebrille - perfekte Ausstattung für Beginner
David, der Herr dieses riesigen Areals, ich schätze ihn übrigens um die 65 Jahre, brachte mir in einem zwei Minuten Kurs bei, wie ich das Ding fahre und dann gings los. Mit ihm zusammen brausten wir zu sämtlichen Wasserquellen hier in der Gegend. Es ist sehr trocken und es ist wichtig, dass die Pumpen funktionieren, ansonsten verenden die armen Rinder schnell in der Hitze. Die riesigen Wasserlöcher haben leider die Eigenschaft zu gefährlichen Schlammpfützen zu werden, in denen die armen Rinder stecken bleiben. Hört sich im ersten Moment lustig an und ich musste auch zwei Mal hingucken, als ich die erste Kuh in solch einer Lage sah, aber diese armen Lebewesen sterben qualvoll in diesem Gefängnis aus Schlamm und Wasser. Also mussten wir sie da rausbekommen. Ehe ich mich versah warf ich Seile um Kuhhälse, zog sie mit dem Buggy raus (beim ersten Mal ziemliche Überwindungskraft das arme Ding am Hals zu ziehen, aber einzige Möglichkeit, sie herauszubekommen), dann schnell Rückwärtsgang, auf den Hals und Kopf lehnen, damit wir das Seil schnell abbekommen, bevor sie aufsteht und überlegt ihre Retter lieber anzugreifen als dankbar zu sein (hatten wir nicht nur einmal heute). Leider waren ein paar dieser armen Dinger so schwach, dass wir sie erschießen mussten. Auch da war ich überrascht von mir. Ich dachte ich könne sowas nicht mit ansehen, aber im Gegenteil es war ein seltsames Gefühl, aber da ich wusste das wir die Kuh nur erlösen, konnte ich es mit ansehen. 

Wir fuhren den ganzen Tag kreuz und quer über das Gelände. Es ist wirklich mal was anderes. Ich sah schätzungsweise 300 Kängurus und Wildschweine mit ihren Baby´s, Dingos sowie unzählige Arten von Vögeln und Kriechtieren. Nicht zu vergessen die Rinder. Auf diesem Gelände hier leben allein 25.000 bis 30.000 dieser Vierbeinigen Viecher. Und die Erde. Rote Erde über und überall. Vor allem auf mir. Denn in solch einem Buggy hat man nicht wirklich Schutz vor dem Staub Queenslands. So sah ich ziemlich bunt aus am Ende des Tages. 
Dreckig und k.o.

Outback Art - Kunst der besonderen Art 
Und auch die Hitze kann ich bisher gut ab. Klar schwitze ich, aber das tun hier alle. Und ich bin unglaublich dankbar, dass wir weite Klamotten zum Arbeiten haben, die wirklich bequem sind. Sonst wäre ich hier schon eingegangen. Heute waren wir 13 Stunden on Tour. Ich bin wirklich stehend kaputt und muss nun ins Bett, weil um 5:30 Uhr meine Nacht schon wieder endet. Fotos gibt es die nächsten Tage/Wochen. Bisher bin ich zu viel damit zu beschäftigt auf mich aufzupassen, da kann ich mein Handy noch nicht mitnehmen und Netz gibt es hier sowieso nur am Farmhaus.


Fazit: Tag zwei auf der Farm überlebt. Bleiben nur noch 86 weitere für das zweite Jahr Visa. Howwwdy! Let´s go!

Sonntag, 1. Dezember 2013

Der Weg ist das Ziel - Verloren im Outback

Pia und ich sind gerade auf dem Weg in den Norden Queenslands, um zu unserer Cattle Farm zu kommen. Wir sind extra am Mittwochmorgen losgefahren und konnten noch ein paar ruhige Tage am Strand verbringen. Nebenbei haben wir Bekanntschaft mit dem Whitsunday Council Officer gemacht und konnten uns nur um Haaresbreite um eine Geldstrafe herumdrücken für Wildcamping… Das brachte uns nicht nur Herzklopfen, sondern auch eine unruhige Nacht am Bruce Highway zwischen diversen Trucks. Aber das nur nebenbei. 

Samstagmorgen also ging es dann endlich auf die Farm. Wir hatten einen Namen und eine Nummer und die ungefähre Richtung. Also stürzten wir uns (glücklich, dass wir unseren Schlafplatz am Highway aufgeben konnten) ins Abenteuer. 

Die großen Farmen in Australien sind nicht einfach zu finden, jedenfalls nicht mit herkömmlichen Mitteln wie Navigationssystemen oder Straßenkarten. Das mussten wir bitter lernen. Wir kamen nach drei Stunden Fahrt in Charters Towers an. Ein Nest, das seine besten Zeiten wohl schon hinter sich hat. Zur Zeit des Goldrausches war diese Stadt ziemlich reich und eine Menge Leute tummelten sich in ihr, so erzählte es uns jedenfalls unser Lonely Planet. Wir sahen von dem Reichtum nicht wirklich was und machten uns nichtsdestotrotz motiviert auf die Suche nach unserer Farm. Sagte der Farmer doch, es sei in der Nähe von Charters Towers. Nachdem wir leider nur die Mailbox erreichten und auch nach mehrmaligen durchforsten der City nicht auch nur die Spur einer Farm entdeckten, fuhren wir zur örtlichen Tankstelle, die gleichzeitig als Tante-Emma-Laden fungierte. 

Dort fragten wir einem Mann mit Hut (das muss wohl ein Cowboy sein) nach dem Weg. Er schien recht amüsiert über die zwei Damen mit zerzausten Haaren und verschwitzten Gesichtern, die da vor ihm standen und lediglich den Vornamen David und den ungefähren Namen des Proberty wussten (den sie nebenbei gesagt, auch noch völlig falsch buchstabiert hatten). Unglaublicher Weise konnte er uns helfen. Naja mehr oder weniger. Er erklärte uns, wir seien auf dem Richtigen Weg und müssen nur noch circa 100 Kilometer ins Inland fahren, da würden wir dann ein weiteres Schild finden.100 Kilometer, welch ein Klacks dachten wir uns, dafür müssen wir nicht mal tanken!
Gesagt getan. 125 km weiter fanden wir ein Schild. Oder besser gesagt eines, dass mal eins werden wollte:

Das Schild!
Woher zum Kuckuck sollten wir wissen in welche Richtung wir fahren sollten? Das Schild sah von beiden Seiten gleich aus und es gab drei Möglichkeiten. 
Wir entschieden uns für die komfortabelste und fuhren weiter geradeaus. In 32 Kilometer sollte die Farm namens Myrtna sein. 45 Kilometer weiter merkten wir, dass wir wohl in die falsche Richtung gefahren sind und fuhren wieder zurück zum Schild, wo wir von einer lieben Dame den Hinweis bekamen, dass wir die unbefestigte Straße mit den verlockend aussehenden Schlaglöchern nehmen müssen. Wir fuhren 32 Kilometer (was ungefähr 1,5 Stunden dauerte, aufgrund meines nicht allzu Geländetauglichen Vehikels Paul) und kamen wirklich an einer Farm an. Gott sei Dank, wir hatten kaum noch Sprit, Wasser und Essen. 

Wir rannten also freudig strahlend auf den Farmer zu und stellten uns vor. Sina – David. David – Sina. Pia – David. David – Pia. Wir plapperten munter drauf los und bemerkten nicht, dass der Farmer uns immer verwirrter musterte… Bis er dann schließlich sagte: „Wieso seid ihr hier? Ich erwarte niemanden?“ Pia und ich waren perplex und wussten nicht was wir sagen sollten. Wir stotterten herum, dass uns ein David anrief und er wollte Backpacker für seine Farm. Der Farmer fing an zu lachen und sagte, sein Nachbar hieße auch David und es müsse sich um ihn handeln. Die Farm sei gleich um die Ecke.

Erleichtert nun auf dem richtigen Weg zu sein fuhren Pia und ich (immer noch ohne viel Sprit, Wasser und Essen) zu der nächsten Farm die „Gleich um die Ecke“ sein sollte. Wie sich leider herausstellte haben australische Menschen vom Land eine andere Auffassung von gleich um die Ecke als Deutsche. Nachdem Pia und ich nach 20 Kilometern immer noch keine Farm gefunden haben und wir immer noch in der Mitte vom Nirgendwo waren, auf unbefestigter Straße, ohne Strom und Wasser, ohne Handyempfang und ohne ein Ende in Sicht, schlich sich so langsam Unbehagen in unser Köpfchen. 
Im Nirgendwo
Wir beschlossen umzudrehen und zu David Nummer 1 zurück zu fahren. Nach ca. 19 Kilometern trafen wir ein anderes Auto. Wir erklärten ihm unsere Situation. Er hatten natürlich schon von den zwei komischen BackpackerLadies gehört, die den falschen David trafen und wild in der Gegend rumirrten (BUSCHFUNK – unglaublich). Und er konnte uns helfen und lotste uns zu der richtigen Farm, die wirklich gleich um die Ecke war. Nur 25 Kilometer!!!

Hier sind wir nun also. Erschöpft und dehydriert. Und zu kaputt um weiter zu schreiben. Uns geht es gut und wir sind hier schon bekannt wie ein bunter Hund. Paul hat kein Sprit mehr und ist dreckig wie nie. Aber wir sind heile angekommen. Nun beginnt das Farmer Leben.
Ich melde mich die Tage! Howwwdy!!!

Sonntag, 24. November 2013

Arbeitssuche auf Gumtree

Nach knapp 5 Wochen verlasse ich nun mein Kloster fürs Erste. Ich habe eine Menge gelernt, konnte Vorurteile ablegen, großartige und interessante Menschen kennenlernen und habe mich wohl gefühlt. Außerdem habe ich in Pia wohl eine Freundin für das Leben gefunden. Es war eine spezielle Zeit und es hat mir wirklich sehr viel gegeben. Vielleicht werde ich zurückkehren. 
Überall ist es bunt :)
Im schein des Lagerfeuers


Eingang Chenrezig


Pia und Urkel der Truthahn


Vor dem Ausgehen!

Und auf der Arbeit mit dem Koch :)
Doch langsam kann ich mich nicht mehr entspannt im Buddhisten Center zurück lehnen… Ich habe immer noch meine 88 Tage Farmarbeit abzuleisten, damit ich (wenn ich denn mag) ein zweites Jahr hierbleiben kann. 88 Tage bedeutet ganze drei Monate und ich sehe dem ganzen Neugierig entgegen. Ich meine wann hat man in seinem Leben sonst schon mal die Chance ein echtes Cowgirl zu werden. 

Ich möchte ganz gerne nicht nur auf einer Farm arbeiten, sondern dabei noch ein wenig Geld verdienen. Deshalb fällt Wwoofing schon mal flach, denn da bekommt man für 35-40 Stunden Arbeit die Woche lediglich Essen und ein Dach über den Kopf. Also muss was anderes her. Pia mag auch ein wenig Geld verdienen und so entstand in unseren Köpfen der Plan, gemeinsam ins Outback zu gehen. Für ein Mädel alleine kann das nämlich ganz schön komisch werden, zwischen all den hartgesottenen, rauen und nicht allzu gesprächigen Farmern. 

Wir starteten also unsere Suche und surften auf verschiedenen Jobportalen. Eines der erfolgreichsten, bekanntesten und gleichzeitig zwielichtigen Netzwerke ist wohl Gumtree. Hier findet man alles und nichts. Und hier bekommt man auch alles und nichts… Aber mal der Reihe nach. Wir bewarben uns bei einigen Angeboten und fanden aber nicht wirklich das was wir wollten. So beschlossen wir ein eigenes Angebot aufzugeben. Leider findet man auch Gumtree unzählige „Looking for Farmwork“-Anzeigen von unglaublich vielen Backpackern. Also muss unsere Anzeige wohl etwas Besonderes sein. Zunächst diskutierten wir über das Foto. Musste schon was Schönes sein, was Aufmerksamkeit erregt und auch der Text ist nicht einfach zu schreiben. Wir bastelten einen Abend lang herum und heraus kam folgendes: 

„We are looking for a paid Job for 2nd year Visa! Outback welcome!!!

Like one Million other Backpackers we are looking for a job. As everybody else we say that we are hardworking, flexible, reliable, punctual and honest. Of course we have experience as bar-staff, waitress, housekeeper, in gardening and to take care of animals.

But why should you choose us?

We are a special combination. A 27 years old German girl and a 29 year old girl from Uruguay, met each other in a Buddhism Center and decide that we want to travel and work together. We love to laugh, we love to talk and to improve our English. We want to meet interesting people and learn a lot about the Australian country, culture and people.

We would like to get a job in the outback, roadhouse or somewhere else. We are working toward our 2nd year Visa.

Please call us under 041467****

We are looking forward to hear from you :)”
Unser Foto für unsere Jobanzeige



Wir bekamen in der darauffolgenden Nacht unzählige wirre und unmoralische Nachrichten… Von Strippen oder Massageaufforderungen, von Freundschaftsanfragen oder einfach nur ob wir noch zu haben seien… Es war alles dabei! 
Aber Geduld zahlt sich aus. Wir ignorierten all diese netten schlüpfrigen Angebote und konzentrierten uns auf die, die nichts mit ausziehen zu tun hatten. 

Und wir fanden was!!! Ab nächsten Freitag werden wir auf einer Farm in Charters Towers arbeiten. Das ist ein staubiges Nest in der Mitte von Nordqueensland und es wird wahnsinnig heiß werden. Wir werden auf einer großen Rinderfarm sein und uns da 6 Tage die Woche schwitzend durch die harte Farmarbeit beißen. Was uns dort erwartet? Keine Ahnung. Der Farmer klang relaxed und entspannt. Er betonte mehrmals, dass wir wirklich hart arbeiten müssen und war ansonsten sehr entspannt mit Pias und meiner Fragenflut (natürlich waren wir ein wenig geplant und präpariert für das Gespräch). 
Vom Buddhist Camp auf eine Cattle Farm. So kann das Leben gehen. Wir werden am Mittwochmorgen die 1.500 km lange Reise antreten. Wir sind zu zweit und aufgeregt und entspannt. Wir können Geld verdienen, Erfahrungen sammeln und ein neues Kapitel dieser Reise schreiben. Ich bin gespannt was auf uns zukommt. Ich muss nun erstmal in die City (Bin gerade noch in Brisbane für ein paar Tage… wo auch sonst?) und einen Hut suchen, der Fliegenschutz hat…. Wenn man mir sowas empfiehlt wird das wohl seine Gründe haben… 

Yeeeeeeehaw!!!! Mehr nächste Woche!

Und passend zum Thema:

Dienstag, 5. November 2013

Ich bin angekommen!

Zwei Wochen sind schon um. Vierzehn Tage lebe ich nun schon an diesem speziellen Ort! Die Zeit verging wie im Flug und trotzdem bin ich schon voll und ganz ein Teil der Community hier. Ein Part des Chenrezig Institutes. Ein Ort an dem Buddhismus gelehrt und studiert wird. Ein Tempel, eine Gemeinschaft, eine Schule und auch ein Ort des Rückzugs und der Geborgenheit. Chenrezig ist wirklich eine eigene kleine Welt. Eine "Bubble" mit ganz eigenen Regeln...

Ich bin hier ein Volunteer, ein Ehrenamtlicher, der am Work Exchange Program teilnehmen darf. Das bedeutet ich arbeite 5 Tage die Woche 6 Stunden, inklusive 45 Minuten Pause. Es gibt verschiedene Arbeitsbereiche in denen wir Volunteers tätig sind. So putzen und schrubben wir alles was uns unter die Nase kommt, im Bereich housekeeping; wir sind als kitchenhand und Co-Koch tätig in der Küche des Restaurants (Veganes Essen- unglaublich lecker); beackern die riesigen Landareale im Bereich Grounds oder arbeiten als Barista (Kaffeefee) oder Kellnerin im Café. 

Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft ist wirklich einzigartig und ich muss zugeben, dass ich am Anfang die vielen Dankeschöns nicht ganz ernst nehmen konnte, dass ich nicht verstehen konnte, wieso man mir dankt, für die Arbeit, die ich doch laut Dienstplan machen muss. Das alleine zeigt ja schon eine verkorkste Mentalität. Das man ein Dankeschön nicht einfach annehmen kann ohne skeptisch zu hinterfragen... Ich musste lernen mich nicht zu stressen und nicht alles zu 100 Prozent machen zu wollen. Lernen um Hilfe zu bitten, ohne ein Bittsteller zu sein, weil die Leute das gerne machen. Lernen ein Teil des Ganzen zu sein. Nicht mehr und nicht weniger. 

Es ist hier wirklich ein besonderer Ort. Es leben hier circa 25-30
Nonnen und Mönche sowie etwa 15 Volunteers und ein paar andere Einwohner. Ich lebe mit Pia in einem Zimmer und mit 4 weiteren Leuten in einem Haus, genannt das Family Center. Pia und ich verstehen uns blind. Sie ist 29, kommt aus Uruguay und ist dort Anwältin und auch aus ihrem Leben ausgebrochen.
 Wir zwei machen alles zusammen. Wir sind der Schreck aller hier, denn wo auch immer wir hingehen, wir bombardieren jeden mit Fragen, haben immer Argumente und Diskussionsstoff parat und sind auch sonst ziemlich neugierig und skeptisch. 

Ich lese jeden Tag ca 2-4 Stunden englische Philosophie über Buddhismus. Es ist hart zu verstehen, aber es macht mir Super viel Spass! 
Ich bin nicht so sehr an dem religiösem Part interessiert, aber die Philosophie ist großartig. Eigentlich sagt es (um es mal kurz zu fassen etwa): du kannst nur glücklich und zufrieden sein, aus dir selbst heraus! 


Um zu diesen "erleuchteten" Zustand zu kommen muss man viel lernen, vor allem über den eigenen Geist. Ich persönlich beschäftige mich viel mit Meditation. Es ist Super schwierig... Und danach fühle ich mich entweder kaputt oder hyperaktiv. Ich bin bekanntlich nicht die Gefuldigste, was bei Meditation leider nicht so hilfreich ist. So wollen meine Gedanken mir partout nicht gehorchen und mein Kopf sucht sich die kreativsten Schlupfwinkel, um sich bloß nicht auf eine geordnete Sache einzulassen... Zwischendurch fällt mir dann auf, dass meine Nase juckt, meine Wirbelsäule zwickt oder ich mit meinen Gedanken schon wieder meilenweit entfernt bin. Arg... Aber ich gebe nicht auf! Ein paar Monate und die Sache wird bestimmt schon besser laufen. 

Wir haben hier die Möglichkeit zu vielen Teachings zu gehen und uns Leute anzugucken, die schon wissen wovon die sprechen. 
Manche Leute sind hier natürlich etwas abgehoben und scheinen den ganzen Tag auf ihrer Wolke umherzuschweifen, andere wiederum nutzen diesen Ort um sich vor der Welt zu verstecken, jeder hat hier wohl einen besonderen Hintergrund (man sucht sich nicht umsonst solch einen Ort aus um zu Sein...). So gibt es hier aber vor allem eine Menge Menschen die scheinen gefunden zu haben, was man zum zufrieden sein braucht. Ich bewundere das. 

Vor allem genieße ich, dass ich endlich wieder lernen kann. Studieren über studieren. Und nur für mich. Ich kann sein soviel ich will. Ich stehe um sechs Uhr morgens auf und falle um 9 tot ins Bett. Ich liebe es! Buddhismus erscheint mir großartig! Es ist keine Sekte oder wirre Glaubensgemeinschaft. Zweifel sind erlaubt und Kritiker willkommen. 

Mir gefällt es so gut hier, dass ich meinen anstehenden Road Trip für Dezember gecancelt habe und mich erstmal nur auf mich konzentriere. So versuche ich auch möglichst wenig Internet zu nutzen und mich ein wenig von der Außenwelt abzukapseln. Fühlt sich frei an! 

Montag, 21. Oktober 2013

Ein Besuch auf dem Oktoberfest Brisbane

Montagmorgen 11 Uhr Brisbane, City. Ich sitze in einem Irish Pub, vor mir steht ein frisch gezapftes Kilkenny. Ich trage ein Hard-Rock-Café-Hollywood T-Shirt und ein paar viel zu große Shorts. Ich habe irgendeine Mütze auf meinem Kopf. Neben mir sitzen zwei Australier die fröhlich und mit wunderbar hartem Akzent „Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit“ singen. Mir geht durch den Kopf, dass ich vor sechs Monaten noch in einer Bank gearbeitet habe und keinerlei blassen Schimmer hatte, was mein Leben noch alles zu bieten hat. Aber fangen wir mal von vorne an…

Gestern war endlich das langerwartete Oktoberfest in Brisbane! Darauf freute ich mich schon den ganzen Monat. Jan (mein deutscher Mitbewohner) und ich organisierten ein deutsches klassisches, südliches Weißwurscht-Frühstück! Wir scheuten keine Kosten und Mühen und düsten stundenlang quer durch Brisbane um echte deutsche Weißwürste inklusive süßen Senf, wunderbare frische und knusprige Bretzeln und natürlich Hefeweizen zu bekommen. Keine leichte Aufgabe, aber wir haben es geschafft. So fanden wir uns in dem Sharehouse, in dem ich netterweise momentan wieder untergekommen bin, ein und machten unseren Multikulturellen Besuch (USA, Australien, England, Irland, Schweden, Neuseeland, Deutschland) mit diesem traditionellen Frühstück bekannt. Obwohl die Weißwürschte bekanntlich nicht jeden Geschmack treffen, kam das Frühstück wundervoll an und bildete eine großartige Grundlage für das Oktoberfest. 
Weißwurscht-Frühstück in Australien
 
Unsere Frühstücksgesellschaft bem Fotoshooting

Extra für diesen Tag, gelang es mir, ein Dirndl zu leihen. Denn ohne ein Dirndl kann ein deutsches Madl ja nun wirklich nicht auf ein Oktoberfest gehen. Ich muss sagen, Dirndl sind wirklich nicht für australische Temperaturen gemacht, aber ich hielt tapfer durch.

Mein Leih-Dirndl

Das Oktoberfest Brisbane ist wirklich unglaublich wundervoll aufgebaut. Viele kleine Details erwecken wirklich Wiesn Feeling und die ganzen deutschen Essenstände und die Münchener Band taten ihr Übriges. 
Laura vor dem Willkommensschild
Eintritt und Karussell-Tickets bekamen wir nebenbei bemerkt für frei, da ich die German Dancegroup, die auf dem Fest tanzte, vorher in meinem Restaurantkennenlernen konnte. So konnte ich schunkeln, deutsche Texte mit grölen, Cowboy & Indianer, Flieger und das rote Pferd tanzen, Menschen Deutsche Sätze beibringen und wunderbares Bier genießen. Und das Ganze mit einer wilden Kombination an Leuten. 

Dies lasssen sich hier was einfallen...
Nicht ganz der Dresscode, aber trotzdem wunderbar

Die Deko darf natürlich nicht fehlen
Laura konnte die Finger nicht von meiner Kette lassen :D
Autoscooooooooter
Als das Fest um 20 Uhr beendet wurde, ging es noch zum Ausklang mit einigen Verrückten weiter in private Gefilde. So kam es, dass ich nicht in meinem Sharehouse nächtigte, sondern direkt in der City blieb. Am nächsten Morgen wollte ich natürlich nicht wieder in mein Dirndl schlüpfen, so wurden mir also vom Hausherrn ein paar Klamotten, die mir natürlich viel zu groß waren, zur Verfügung gestellt. Ich wollte mir nur eben schnell draußen einen Kaffee holen, als sich plötzlich wieder ein paar Leute zusammen fanden und ich mich schwupsdiewups in dem bereits erwähnten Irish Pub wiederfand…
Ähm ja... Nur das ihr wisst, ich übertreibe nicht :D
Womit wir wieder am Anfang der Geschichte waren. Herrlich. Nun muss ich erstmal ins Bett. Ausschlafen und wieder fit werden, denn meine Klosterzeit (siehe hier) fängt nach diesem Wochenende an. Spontanerweise geht es nämlich schon morgen los. Nach diesem Wochenende kann ich das allerdings auch gebrauchen… ;)

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Ich gehe ins Kloster

Arbeiten in Australien kann ein wunderbar anstrengendes Thema sein. Wie viele Backpacker habe ich hier nicht schon getroffen, die enttäuscht und frustriert waren, dass die Jobs hier nicht einfach auf der Straße rumliegen und man sich im Gegenteil wirklich hart bemühen muss, wenn man was anständiges finden will. (Überraschung!!!) Geduld und Zeit braucht man dafür und das bedeutet natürlich gleichzeitig Geld. Denn warten kostet. Allerdings ist das doch überall auf der Welt so, ich kann mich immer nur wundern, dass manche Leute hier so naiv sind. 

Dabei gibt es hier ganz wundervolle Arten zu arbeiten. Natürlich einmal das weitbekannte Fruit Picking. Viele Leute denken immer noch, dass man hier 3-6 Wochen hart arbeitet (12-15 Stunden am Tag) und sich mehrer tausend Dollar ansparen kann. Ich will nicht sagen, dass das ausgeschlossen ist. Einige Glückspilze finden tatswahrhaftig solche Jobs. Die meisten Fruit Picking Arbeitgeber sind allerdings dazu über gegangen immer weniger zu bezahlen oder auch nicht mehr einen Stundenlohn auszugeben, sondern dich nach kg zu endlöhnen. Wobei man am Ende meistens deutlich schlechter wegkommt. Es liegt einfach daran, dass immer mehr Backpacker willig sind Arbeiten für weniger Geld zu machen… Außerdem ist Fruitpicking wirklich ein Knochenjob. Ich will es irgendwann noch ausprobieren. 

Dann gibt es noch Wwoofing. Die Abkürzung steht für willing workes on Organic Farms. Und es bedeutet, dass du ca. 30 Stunden die Woche arbeitest und als Gegenleistung auf der Farm leben kannst und Essen und Getränke, Internet und einige andere Dinge für frei bekommst. 
Du bekommst kein Geld. Gerade für uns Deutsche ist das scheinbar schwer zu verstehen. Es heißt dann schnell, dass man sich unter Wert verkauft oder das es „dumm und naiv“ sei für „umsonst“ zu arbeiten. Dabei ist Wwoofing alles andere als umsonst arbeiten. Du lebst auf einer Farm, bist Teil der Familie und lernst so Land und Leute und deren Kultur kennen. Bei lediglich 30 Stunden Arbeit die Woche gibt es viele Möglichkeiten nebenbei andere Dinge zu organisieren, Zeit für sich zu haben oder einfach neue Sache auszuprobieren. Natürlich wäre es schöner, wenn man dafür auch noch bezahlt, werden würde, aber ich denke die Kontakte die man hier knüpfen kann und die Erfahrungen die man macht, sind schon Bezahlung genug. Und schließlich öffnen die Familien dir ihre eigenen privaten Türen. 

Ich bin wieder zurück in Brisbane und darf wieder im Black Forest schuften. Was nicht immer so angenehm ist und mich das ein oder andere Mal Stimmungstechnisch auch ein wenig runter zieht… (Falls ihr dieses Restaurant mal richtig kennen lernen wollt, empfehle ich euch übrigens die Rezensionen auf Google Immer für einen Lacher gut und glaubt mir, alles was da geschrieben wurde ist er unter- als übertrieben…). 
Black Forest - nicht immer so harmonisch wie es scheint
Jedenfalls dachte ich mir, es sei nun an der Zeit mir mal einen anderen Job zu suchen. Wwoofing. Und da ich gerade ein wenig auf meinem Selbstfindungstrip bin, dachte ich mir wenn ich schon die Möglichkeit habe etwas anderes zu machen, dann mache ich das nun auch richtig. Und Tadaaaaaa. Was soll ich sagen, ich habe was gefunden!

Ich werde meine ersten Wwoofing Erfahrungen in einem Buddhistischen Tempel machen! 

Ja ihr habt richtig gelesen. Ich habe explizit Farmen und Institutionen gesucht, die sich auf Meditation und Yoga spezialisiert haben. Und so habe ich dieses wundervolle Institut gefunden. Es ist ein Buddhistisches Zentrum für Meditation, ein Rückzugsort und ein Ort um die buddhistischen Lehren zu studieren. 
Foto von http://www.chenrezig.com.au/

Ich kann also an diesem Ort 30 Stunden die Woche in den wahnsinnig schönen Gartenanlagen arbeiten oder im Haushalt helfen und nebenbei ist es mir freigestellt an all diesen Kursen und Lehrstunden teilzunehmen, die sie da anbieten. Ich freu mich so unglaublich. Wann in meinem Leben habe ich für solche Dinge je wieder Zeit. Und sowas auszuprobieren erscheint mir einfach nur unglaublich wundervoll. 

Mal schauen was das für mich bedeuten mag!
Während sich einige meiner Verwandten allerdings eher Sorgen machen und denke ich werde mit rasiertem Kopf, Barfuß und schweigen in eine dicke Robe gehüllt mit meinen neuen Sektenfreunden die Zeit verbringen… Aaaaaaaaah, diese skeptischen Deutschen! So wird es nicht werden! Also macht euch keine Sorgen!

Ich habe mal versucht ein Zitat über den Buddhismus zu suchen, das mir gefällt und das erklärt, was ich einfach zu finden hoffe oder worauf ich neugierig bin: 


Meditieren lernen oder den Buddhismus studieren, bedeutet etwas über sich selbst zu erfahren, über die eigene Natur. Es geht um deine eigenen Gedankenwelt. Meditation oder Buddhismus bedeutet nicht spezielle Doktrine oder Philosophien zu lernen. Es ist eine Methode unsere undisziplinierten Gedanken, die wir haben, kontrollieren zu lernen. Das Kennenlernen, der charakteristischen Natur unseres eigenen undisziplinierten Geistes, ist die Natur der Kontrolle, weil wir so verstehen können; Und durch dieses Verständnis, können wir uns von emotionaler Ignoranz lösen. Es ist sehr wichtig, die eigene Mentalität des Geistes zu kennen, egal ob du glaubst oder nicht, egal ob du religiös bist oder nicht, ob du Christ bist oder Hinduist, oder ein Wissenschaftler, oder du bist schwarz oder aus dem Osten oder dem Westen... Es spielt keine Rolle! Den eigenen Geist zu kennen ist sehr, sehr wichtig. -  Lama Thubten Yeshe

Ich starte am 28. Oktober und ich habe keine Ahnung was das wird. Ich freue mich einfach nur und bin unglaublich gespannt. Wer hätte das jemals gedacht? Ich gehe in eine Art Kloster! Der Wahnsinn!!! Das Leben macht was es will!

Sonntag, 13. Oktober 2013

Nackte Tatsachen

Heute Morgen habe ich mich in aller Frühe mit Emily getroffen, die so lieb war, mir eine Art Freikarte für ihr Fitnessstudio zu besorgen. So dachten wir uns, machen wir ein kleines Workout, danach Power-Yoga und anschließend treffen wir die anderen Mädels für ein schönes Frühstück. 

Großartiger Plan, also quälte ich mich um 6:30 Uhr aus dem Bett und machte mich auf zu Ems. Es war das erste Mal, dass ich hier in Australien in einem Fitnessstudio war und ich entdeckte keine großen Unterschiede zu den Studios in Deutschland. Wir machten also unser Workout und danach noch eine überraschend anstrengende Stunde Yoga - die ich mehr über Kopf und in Hundeposition, als stehend verbrachte – und danach ging es in die Umkleide

Die Umkleideräume hier kamen mir auch nicht anders vor, als in Deutschland, viele Schließfächer, einige Bänke, Spiegel, Waschbecken und Föne. Alles altbekannt und nicht weiter überraschend. Ich tat also alles genauso, wie ich es auch in Deutschland machen würde: In die Umkleide reinkommen, Sachen aus dem Schließfach nehmen, Ausziehen und auf in die Dusche. So jedenfalls war der Plan. 

Als ich jedoch nackt vor meinem Schließfach stand, fing Emily an zu kichern und schließlich brach sie in schallendes Gelächter aus. Ich guckte sie verwirrt an und sie schaffte es zwischen ihren Lachanfällen nur zu sagen: „Jeder kann sehen, dass du Europäer bist. Wenn nicht sogar, dass du Deutsche bist!“ Nun war ich noch verwirrter. Hatte ich irgendwas übersehen an mir?
Ich guckte mich um und an mir herunter. Und plötzlich fiel mir auf, dass ich die einzige Person im Raum war, die nackt war. Alle anderen bedeckten sich mit Handtüchern oder waren angezogen und versuchten angestrengt nicht in meine Richtung zu gucken. Australier und Nacktheit. Irgendwie vertrug sich das nicht sonderlich gut. Obwohl hier alle in mega knappen Shorts und Shirts herumrennen, sieht man hier tatswahrhaftig niemanden Oben-Ohne am Strand. Und obwohl einem die Hitze hier dazu verleitet sich die Klamotten vom Leib zu reißen, verursachen Nackte Tatsachen immer noch Irritationen. Und ich erwähne zur Sicherheit noch, dass ich mich in der FRAUENumkleide befand. 

Nun ja, ich kann auch nicht auf alles achten und so stapfte ich mit meinen Handtüchern und Duschzeug unter dem Arm zur Dusche. Wo mich die nächste Überraschung erwartete. Es gab hier nicht etwa eine Gemeinschaftsdusche. Nein, das wäre ja auch zu einfach gewesen… Der gesamte Duschraum war in winzige, klitzekleine Duschkabinen unterteilt, die gerade einmal so groß waren, dass ich und das Wasser reinpassten. Jede der Duschkabinen war mit solch dickem Milchglas versehen, dass man sogar die Konturen der Menschen dort drinnen nur erahnen konnten. Ich blieb perplex stehen und schaute mir das Schauspiel an. 
Diese Frauen gingen fast vollbekleidet in diese Dusche und kamen geduscht und fertig angezogen wieder raus. Wie sie das in dieser kleinen, nassen Katakombe schaffen...?!?! Es ist mir ein völliges Rätsel. 
Ich suchte mir ein paar Möglichkeiten meine Handtücher aufzuhängen, denn wenn ich sie mit in diesen Verschlag genommen hätte, dann wären sie anschließend nasser als ich gewesen und ging duschen. 

Nach der Dusche trocknete ich mich vor dem Räumchen ab und stapfte wieder zurück zu den Schließfächern. Emily amüsierte sich sichtlich köstlich und bewies ein erstaunliches Talent sich umzuziehen, ohne auch nur einen Fitzel Haut zu zeigen. Es wird wahrscheinlich irgendwo Lehrgänge geben, wo man sowas lernen kann… Wahrscheinlich gehört das zu jeder guten Einweisung in eines der hiesigen Fitnessstudios. Mir jedenfalls ist es ein Rätsel, wie das klappen soll. Davon mal abgesehen, dass ich mich halbtot schwitzen würde, wenn ich versuchen sollte, mich in ein Frottierhandtuch gehüllt, auf einem Bein balancierend umzuziehen. Da mache ich es doch lieber auf die altherkömmliche Art. Und an nackte Tatsachen kann sich noch jeder gewöhnen. Versteh einer die Australier...

Freitag, 11. Oktober 2013

Atempause

Nachdem mein Blog sich nur noch liest, wie ein Portal für Ausflugstipps und mein Kontingent an Wörtern wie „wundervoll, wunderbar, atemberaubend, unvergleichlich, unglaublich und ähnliches“ für die nächsten 10 Jahre aufgebraucht ist, mache ich eine Pause. Nicht mit dem Bloggen, lediglich mit dem Reisen für die nächsten Wochen.

Ich bin jetzt wieder alleine. Verena ist nach sechs Wochen zurück nach Deutschland geflogen. Hinter mir liegt eine Wahnsinns Zeit und trotzdem oder gerade deshalb, bin ich auch froh, dass ich nun wieder Zeit für mich alleine habe. Denn genau deshalb bin ich ja hier. Vier Monate nun schon. Und ich muss sagen, dass es für mich die beste Entscheidung war, die ich treffen konnte. Ich habe unvergleichliches erlebt und gesehen, wunderbare Menschen kennen gelernt und viel über mich selber gelernt. 

Ich bin mir noch nicht so schlüssig, wie es nun weitergeht. Ich habe alle Möglichkeiten und kann tun und lassen was ich will, damit bin ich immer noch überfordert ab und an. Ich habe immer noch keine Ahnung, was ich machen will wenn ich zurück komme und ich bin und bleibe wohl ein ziemlicher Denker. Manche Sachen kann man wohl nicht ablegen, egal wie weit man reist. Ich vermisse meine Familie und ein paar andere liebe Menschen, aber ansonsten nichts. Ich bin selber erstaunt, wie wenig ich mich nach der Heimat sehne, aber wahrscheinlich ist es dafür einfach noch zu früh. 

Gerade sitze ich bei 30 Grad auf dem Balkon einer guten Freundin in Brisbane, die mir netterweise Unterschlupf gewährt hat. Ich werde in dieser Stadt, die mir mittlerweile so viel bedeutet, erstmal ein wenig bleiben und mir ein paar Wochen Zeit nehmen, wieder zu Atem zu kommen, bevor ich mich in meine Farmarbeit stürze. Denn wenn ich ein zweites Jahr hier bleiben will, was ich noch nicht weiß, dann muss ich 88 Tage Farmarbeit geleistet haben, ansonsten bekommt man das Visum nicht erneut. Wird demnach Zeit damit anzufangen. Ich denke auch, dass es eine ganz spezielle Erfahrung sein wird. 

Brisbane. Mein Blick auf die Story Bridge! Ein Traum!
Ich habe hier wirklich viel Zeit nachzudenken. Manchmal zu viel, aber ich glaube, es ist gut für mich. Ich habe in den letzten vier Monaten mehr über mich gelernt, als in den Jahren davor. Ich konnte mir vieles bewusst machen und vielleicht auch die eine oder andere Macke ablegen oder verringern. Ich bin immer noch dabei zu lernen, so viel Zeit für mich zu haben und diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Aufzuhören ein schlechtes Gewissen zu bekommen, nur weil man mal gar nichts tut. Bewusst endschleunigen nennt man das, glaube ich. Mir wird immer mehr klar, was ich nicht mehr machen möchte. Ist denke ich auch eine Art und Weise heraus zu finden, wohin man will. 

Alles in allem geht es mir wirklich gut. Gerade heute Morgen wieder. Ich ging durch die Stadt und überall waren diese Jacuranda Trees. Sie haben gerade Saison und sie sehen zauberschön aus. Sie scheinen nun aus Blüten zu bestehen und die sind auch noch lila! 
Jacuranda Trees vor meiner jetzigen Unterkunft!
Ich kann mir diese Bäume stundenlang ansehen und einfach zufrieden sein. Ich denke, wenn ich zurück in Deutschland bin, dann sollte ich mir mehr Zeit nehmen für die einfachen Dinge. Die Kleinigkeiten. Das was das Leben ausmacht. Ich hoffe, ich werde das nicht vergessen.