Freitag, 28. Juni 2013

Kopf aus – Leben an

Ich glaube jeder der mich kennt, weiß wie schwer es mir fällt abzuschalten. Wirklich mal meinen Kopf auszumachen und einfach nur zu sein. Ich bin ein Denker und zu jederzeit rattert es in meinem Hirn. Ich glaube, das war ein Grund, warum ich mir diese Auszeit gegönnt habe. Einfach mal runterfahren und alles neu laden. 

Das habe ich mir allerdings irgendwie einfacher vorgestellt. Ich habe ständig ein schlechtes Gewissen, wenn ich nichts tue und Geld ausgebe. Und das mit diesem Geld ausgeben ist hier echt fatal. 20-25 Dollar für das Hostel, dann noch ein Kaffee hier 4$, dann noch ein wenig Schokolade 3$, dann was zu essen für den Tag 5-10$ und wenn man dann noch was erleben will, dann ist mal ganz schnell eine ganz schöne Summe weg für den Tag. Klar habe ich für dieses Abenteuer gespart und ich will ja auch was erleben, aber so Geld auszugeben, ohne dass ich weiß, wann wieder was reinkommt, das ist eine echte Herausforderung für mich. 

Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, habe ich mir heute erstmal ein Auto gekauft. Man gönnt sich ja sonst nichts… Wenn alles  glatt läuft, dann bekomme ich das gute Stück in zwei Wochen. Dann erzähle ich mehr dazu. 
Wird wohl mein Neuer! Dazu bald mehr!
Außerdem muss man aufpassen, dass man nicht aus dem Gleichgewicht gerät und das meine ich nun wörtlich. Wenn man keinen alltäglichen Rhythmus hat, dann ist dass mit dem Essen auch so eine Sache. Ich habe ständig Hunger und könnte ununterbrochen diese australischen Leckereien in mich hineinstopfen. Und davon gibt es hier unzählige, an jeder verfluchten Straßenecke! Ich bin leider auch schon unsterblich in TimTam´s“ verliebt. Das sind kleine Schokoleckereien, die es in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt, mit einem Keks in der Mitte. 
Leckerbissen der Besonderen Art!
Ganz besonders lecker ist es, wenn du jeweils oben und unten eine Ecke abbeißt und dann deinen Tee dadurch schlürfst. Das gute Stück wird dann nämlich samtig weich und cremig und zergeht auf der Zunge… Aaaaaaaaaaah! Gut, dass ich schon im Hostel bin und die Geschäfte hier nebenan schon zu haben, sonst würde ich jetzt welche kaufen.

Ich bin außerdem ein Mensch, der viel Zeit für sich braucht. Allein um all die Gedanken in meinem Kopf zu sortieren. Diese Zeit ist manchmal schwer zu bekommen. Heute schlafe ich in einem 20 Personen Schlafraum. Ich wusste nicht mal, dass es möglich ist, so viele Metallgestelle in einen winzigen Raum zu quetschen. Aber es klappt. Diese Hostelbetreiber perfektionieren diese Disziplin. 
 Jedenfalls erwische ich mich manchmal bei dem Gedanken, wieso ich das nochmal mache, wenn ich in einem Raum liege, neben wildfremden schnarchenden, schlafenden, lachenden, tuschelnden (und noch viele Dinge mehr) Menschen. Ich habe nun auch beschlossen erstmal wieder alleine loszuziehen und mich von allen Backpackerbekanntschaften und Couchsurfern zu lösen. Ich denke das ist besser.

Heute saß ich in Brisbane im Botanischen Garten und es ist wirklich ein wunderschöner Ort. Mitten in der Stadt eine Oase der Ruhe. Die Leute machen Yoga auf den Rasen, spielen Fußball, lesen oder genießen die Sonne. Und während ich da saß und all die Geschäftsleute beobachtete, die alle in ihren Businessoutfit die Straße rauf und runter hetzen, erwischte ich mich dabei, wie ich grinste. Wie ich lächelnd diese kleinen emsigen Bienen beobachtete, die jeden Tag wieder dasselbe tun. Und ich war glücklich. 

Glücklich bei dem Gedanken, dass ich das nicht machen muss. Aber auch glücklich bei dem Gedanken, dass ich jederzeit wieder Teil dieser Welt werden kann. Dann nur eben mit einem ganz anderen Blickwinkel.

Dienstag, 25. Juni 2013

Hostelgeschichten

In einem Hostel zu schlafen bringt viele Dinge mit sich. Zum einen kann man hier wunderbar neue Leute treffen und kennenlernen, man wird in die Trinkspiele der jeweiligen Region eingeführt, erfährt als erstes von den neusten Partys und Sonderangeboten, es gibt meistens die Möglichkeiten günstig Gutscheine abzustauben oder auch Touren zu buchen. Soweit so gut. 

Allerdings hat das Hostelleben auch so seine Schattenseiten. Die erlebt man gerade dann, wenn es dunkel wird. Dann kommen die wirklichen Hostelgeschichten ans Tageslicht…

Zunächst einmal achte ich darauf, dass mein Hostel zu mindestens auf den ersten Blick sauber erscheint, was nämlich alles in den dicken Teppichböden rund um die Hochbetten, zu finden ist, will man auch gar nicht sehen. Und man sollte einfach versuchen möglichst wenig von dem kontaminierten Raum zu berühren. Flip Flops sind also ein Muss, auf allen Untergründen, vor allem im Badezimmer und im Schlafraum, aber auch in der Küche und im Gemeinschaftsraum, ach eigentlich überall! 

Im Hostel passieren wirklich strange Sachen. Kulturen prallen aufeinander, Liebespaare trennen und finden sich. Es wird gekocht, gelacht, gestritten, getrunken und vieles mehr. Allein in den letzten Nächten in Byron Bay erlebte ich eine ganze Menge…

Für Pärchen ist so ein Hostel manchmal nicht so einfach, es gibt kaum Möglichkeiten sich zurück zu ziehen, wenn man in den 6-8 Mann-Schlafzimmern untergebracht sind (und alle anderen Schlafmöglichkeiten sind einfach zu teuer). In dem Hostel wo ich mich gerade befinde, das Nomads in Byron Bay gibt es nur Unisex-Duschräume. Ich denke so möchten sie den Pärchen zu ein wenig Privatsphäre verhelfen und den Zimmergenossen ein wenig Ruhe gönnen.  Allerdings muss ich zugeben, dass ist ein seltsames Gefühl ist, direkt neben einem dieser Pärchen zu duschen, aber nun gut, ich bin da ja nicht so.

Gemeinschaftswaschräume

Am Samstag als wir in Byron ankamen, waren wir drei Mädchen die einzigen in unserem Schlafraum. Das war natürlich fantastisch und wir konnten uns ein wenig ausbreiten und in Ruhe fertig machen. 
Geordnetes Chaos im Schlafraum

Also wir dann aber nachts wieder kamen, waren alle Betten belegt. 3Typen und 1 Pärchen lagen da in den restlichen Betten rum. Es stank wie Hulle und wir rissen erst mal das Fenster auf. Ich legte mich in mein Bett (ich schlief oben) und versuchte zu schlafen, als ich die ersten schmatzenden Geräusche vernahm. Grrr…. Dachte ich, dass muss doch nun nicht sein, aber ich gönn ja jedem seinen Spaß. Später allerdings da sah die ganze Sache ein wenig anders aus. Es ist ja nicht so, dass die hier unglaublich teure, stabile Betten haben in diesen Hostels. Nein, hier sind lediglich ein paar Metallrahmen mit Matratzen drauf und die quietschen ziemlich. Ich wachte also irgendwann mitten in der Nacht auf und vernahm ein ziemlich lautes, rhythmisches und kontinuierliches Quietschen…. Aaaaaaaaaaaaah! Ich wunderte mich, dass keiner was sagte und versuchte angestrengt in die andere Richtung zu hören. Das ist man gar nicht so einfach…. Und es schien ewig so weiter zu gehen, bis sich einer der Männer mal ein Herz nahm und unser Pärchen bat es sein zu lassen oder sich auf den Boden zu legen. Das zu meiner ersten Nacht. 

Gestern übertraf es allerdings noch alles. Wir sind nicht los gewesen und haben uns so gegen 24 Uhr gemütlich in unser Bett gekuschelt, noch ein wenig gelesen oder Tagebuch geschrieben. Dann haben wir versucht zu schlafen, was gar nicht so einfach ist, wenn mitten in der Nacht ständig neue betrunkene Leute auftauchen, die sich entweder im Zimmer geirrt haben oder sich als deine neuen Bettnachbarn rausstellen. Jedenfalls kam auch unser Pärchen irgendwann wieder zurück. Sie schien ziemlich betrunken und er brachte sie ins Bett und legte sich dann aber in sein eigenes Bett. Licht aus. Affe tot. Dachte ich.

Kennt ihr das, wenn ihr plötzlich ein gurgelndes Geräusch vernehmt? Ja richtig, nichts schön, ansteckend und gefolgt von einem ziemlich beißenden Gestank… Ich konnte es echt nicht glauben, aber dieses Mädel kotze sich die Seele aus dem Leib. Und natürlich nicht in eine Tüte oder auf dem Klo. Nein. Schön auf den gesamten Teppichboden, auf ihre Sachen, ins Bett und und und…. Ich muss nicht sagen wie unsere Laune da war…. Sie war kaum ansprechbar und auch nach mehrmaligen Wiederholen dieses Vorganges wurde es nicht besser. So beschloss ihr Freund den Krankenwagen anzurufen. Wir blieben solange bei dem Mädel, möglichst mit viel Abstand und achteten darauf, dass nichts passiert. Die Sanitäter kamen und diagnostizierten nach gefühlten 10 Sekunden, dass es lediglich am Alkohol lag und dass sie Ruhe bräuchte. Dann gingen sie wieder. Großartig. Ich drückte mir ein Kissen auf dem Kopf und versuchte zu schlafen… War dann auch schon vier… Heute Morgen um 7 kotze das werte Fräulein ein weiteres Mal. Ich packte alle meine Sachen zusammen und verließ mein Zimmer. 

Ich kann euch sagen, heute freue ich mich wirklich auf mein verfluchtes Zelt….

Montag, 24. Juni 2013

Stadt der Sünde - Willkommen in Byron Bay

Ein paar Tage alternatives Hippie-Leben mitten im Busch haben mir voll und total gereicht. Einige von uns haben sich sogar ganz bezaubernde neue Freunde mitgebracht: Zecken! Gott sei Dank, fanden die mein Blut wohl nicht allzu verlockend. Ich bin also clean. Wenn man das so nennen kann, denn ich habe seit 4 Tagen keine richtige Dusche mehr gesehen…

Vom Busch sind wir direkt in die nächste Kleinstadt und haben bei einem Australier übernachtet, der uns vor dem Supermarkt angequatscht hat. Auf dem Auto (Der Ford Falcon Inge) klebt nämlich ein bunter Rasta Sticker. Dieser Sticker scheint wohl manchen Leuten ein Signal zu geben, dass die Insassen dieses Autos etwas mit Marihuana zu tun haben könnten. Gut, dass uns das so nicht bewusst war, da es sich eigentlich lediglich um den Namen eines berühmten Strandes handelt. Naja soweit so gut, dieser Mann sprach uns jedenfalls direkt an, ob wir Interesse an Gras haben oder sogar welches verkaufen wollen. Ähm ja. Wir erklärten ihm die Situation, die für einiges Gelächter sorgte und nahmen dann sein Angebot bei ihm zu nächtigen dankend an. Ich konnte da nämlich endlich duschen! Außerdem sind wir zu dritt und dann kann man da schon mal mitgehen und er hatte einen wunderbaren süßen Hund. Wenn das nicht genug Gründe sind. Es war jedenfalls echt ein toller Abend. Er kochte lecker für uns, wir bedankten uns mit einem - naja noch nicht ganz perfektionierten – Schokokuchen und dann ging es am nächsten Tag wieder auf die Piste. Ab nach Byron Bay!!!

Der Ankunft in dieser City fieberte ich schon seit Tagen entgehen. Byron Bay, der Hotspot für alle Backpacker und Partymetropole ca. 100 km vor Brisbane. Und was soll ich sagen, Byron hält was es verspricht. Die ganze Stadt ist nur darauf ausgelegt dir alle Wünsche zu erfüllen. Mit Geld kannst du hier der glücklichste Mensch sein und alles tun, was dir beliebt. Jeden Tag ist hier die Hölle los: Live-Music, Special-Offers, Touristen über Touristen, Essen wohin man schaut, Shoppingläden, tolle Strände, Surferspots, und und und. Allerdings ist es glaube ich fast unmöglich sein Geld hier zusammen zu halten. Wir fielen beim buchen des Hostels schon fast in Ohnmacht. Im Durchschnitt zahlst du hier 6-10 Dollar mehr die Nacht, als in Sydney und es ist Nebensaison!!! Aber wir wollten auch nicht ganz ins abgewrackteste Hostel, nach unserer Hippietour, und buchten uns ein nettes Hostel mitten im Zentrum für drei Nächte (Spezial-Offer). 
Ab auf die Piste

Reizüberflutung in Byron


Nach all diesen ruhigen, doch recht kühlen Nächten im Auto und im Zelt konnten wir alle die Stadt genießen und saugten das Leben in uns auf. Ich konnte ein paar „Locals“ kennenlernen und gute Kontakte knüpfen. Das ist am Anfang mal gar nicht so einfach, weil diese Australier manchmal ganz schön murmeln. Da kann ein Satz schon mal klingen, wie ein einziges Wort und die laute Musik in Discotheken trägt nicht gerade dazu bei, dass ich die Menschen besser verstehe. Wir werden nach diesen drei Tagen aufbrechen und uns wieder in die Natur schlagen. Wir wollen es ja auch nicht übertreiben mit diesen anderen Menschen. Obwohl ich sagen muss, ich könnte mich an dieses Byron gewöhnen und ich denke ich werde wieder kommen. Diese Stadt ist einfach ein Traum. Wie wurde mir gleich am ersten Abend eingetrichtert: „Byron Bay! The best place in the world.“ 
Auf gehts - Ab gehts! Drei Tage wach!

Donnerstag, 20. Juni 2013

Couchsurfing mit Bodhi und seinen Freunden

So. Heute habe ich erst mal alles auf mich wirken lassen. Hier ist es echt ruhig und sehr einsam. Circa 120 Leute leben in dieser Community. Es ist eine halbe Stunde Autofahrt bis zu dem nächsten Örtchen. Also habe ich immer noch das Gefühl, dass ich weglaufen kann, wenn ich möchte. Sehen wir mal…

Gestern Abend saßen wir mit einigen Leuten am Lagerfeuer, es war wahnsinnig kalt. Wir sind halt mitten im Busch und rund um uns herum sind viele Bäume. Alle Leute leben hier in selbstgebastelten Hütten und ich muss sagen, einige sind richtig kreativ. Andere geben sich wohl mit weniger zufrieden. Ich muss ehrlich zugeben, die meisten Leute hier sind wohl zufriedener als die meisten Menschen in Städten und „normalen“ Wohngemeinschaften. Aber ob das wohl was für mich ist. Hmm ich weiß ja nicht.

Alle leben hier im Einklang mit der Natur, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Natur auch mit mir im Einklang leben will. Hier sind unglaublich große Ameisen, die so fest zustechen, wie Bienen beißen können. Ich muss hier erst mal die Spinnen töten, wegtragen oder auch suchen, bevor ich in mein Bett gehen kann. Das Regenwasser was ich trinken soll beinhaltet so viele kleine Partikel, dass ich davon nicht nur sitt, sondern auch satt werden kann. Aber gesund ist es. Ganz bestimmt. Wenn ich Hunger habe, dann pflücke ich mir einfach irgendwas von diesen vielen bunten Pflanzen ab und gehe in diese komplett ausgestattete Küche. Zudem bietet Bodhi uns eine Menge Dinge an, die ich nicht ganz definieren kann. Aber auch hier gilt: Probieren geht über Studieren.

Um diesen Blogeintrag zu schreiben, durfte ich gerade in einen andern umgebauten Bus gehen: Der Internetbus. Verrückterweise steht hier alles drin was man so braucht, sogar ein Mac hat er, der Bodhi. Also doch gar nicht so hinterwäldlerisch, wie er uns auftischen will.

Wir machen hier jedenfalls einen Haufen Arbeit. Nicht nur, dass wir die Lebensmittel selber mitbringen durften, wir kochen auch, machen Beete, schleppen tonnenweise Erde von A nach B und pflanzen und fällen Bäume, so wie er es gerade möchte. Einen rechten Plan dabei gibt es glaube ich nicht. Einiges schleppen wir morgens an eine Stelle, nur um es dann zwei Stunden später wieder anderswo hinzustellen. Aber naja. Gleich wird Bodhi noch Bohnen pflanzen, die wachsen nämlich am besten, wenn man sie mit zunehmenden Mond einsäht. Ähm ja. Dann werde ich ihm mal helfen. Wer weiß, vielleicht tut mir ein wenig zunehmendes Mondlicht auch gut.

Hier ein paar Impressionen:
Der "Dragon"

HuckleberryFinn lässt grüßen...


Mein neuer Freund

Bodhis Haus - die Küche

Bodhi gibt mir einen wilden "Dragon"

Das Ess"zimmer"

Unser Wohnbus

Die Nachbarn

Sina, Arianne und Madline vor dem Gemeinschaftshaus