Sonntag, 24. November 2013

Arbeitssuche auf Gumtree

Nach knapp 5 Wochen verlasse ich nun mein Kloster fürs Erste. Ich habe eine Menge gelernt, konnte Vorurteile ablegen, großartige und interessante Menschen kennenlernen und habe mich wohl gefühlt. Außerdem habe ich in Pia wohl eine Freundin für das Leben gefunden. Es war eine spezielle Zeit und es hat mir wirklich sehr viel gegeben. Vielleicht werde ich zurückkehren. 
Überall ist es bunt :)
Im schein des Lagerfeuers


Eingang Chenrezig


Pia und Urkel der Truthahn


Vor dem Ausgehen!

Und auf der Arbeit mit dem Koch :)
Doch langsam kann ich mich nicht mehr entspannt im Buddhisten Center zurück lehnen… Ich habe immer noch meine 88 Tage Farmarbeit abzuleisten, damit ich (wenn ich denn mag) ein zweites Jahr hierbleiben kann. 88 Tage bedeutet ganze drei Monate und ich sehe dem ganzen Neugierig entgegen. Ich meine wann hat man in seinem Leben sonst schon mal die Chance ein echtes Cowgirl zu werden. 

Ich möchte ganz gerne nicht nur auf einer Farm arbeiten, sondern dabei noch ein wenig Geld verdienen. Deshalb fällt Wwoofing schon mal flach, denn da bekommt man für 35-40 Stunden Arbeit die Woche lediglich Essen und ein Dach über den Kopf. Also muss was anderes her. Pia mag auch ein wenig Geld verdienen und so entstand in unseren Köpfen der Plan, gemeinsam ins Outback zu gehen. Für ein Mädel alleine kann das nämlich ganz schön komisch werden, zwischen all den hartgesottenen, rauen und nicht allzu gesprächigen Farmern. 

Wir starteten also unsere Suche und surften auf verschiedenen Jobportalen. Eines der erfolgreichsten, bekanntesten und gleichzeitig zwielichtigen Netzwerke ist wohl Gumtree. Hier findet man alles und nichts. Und hier bekommt man auch alles und nichts… Aber mal der Reihe nach. Wir bewarben uns bei einigen Angeboten und fanden aber nicht wirklich das was wir wollten. So beschlossen wir ein eigenes Angebot aufzugeben. Leider findet man auch Gumtree unzählige „Looking for Farmwork“-Anzeigen von unglaublich vielen Backpackern. Also muss unsere Anzeige wohl etwas Besonderes sein. Zunächst diskutierten wir über das Foto. Musste schon was Schönes sein, was Aufmerksamkeit erregt und auch der Text ist nicht einfach zu schreiben. Wir bastelten einen Abend lang herum und heraus kam folgendes: 

„We are looking for a paid Job for 2nd year Visa! Outback welcome!!!

Like one Million other Backpackers we are looking for a job. As everybody else we say that we are hardworking, flexible, reliable, punctual and honest. Of course we have experience as bar-staff, waitress, housekeeper, in gardening and to take care of animals.

But why should you choose us?

We are a special combination. A 27 years old German girl and a 29 year old girl from Uruguay, met each other in a Buddhism Center and decide that we want to travel and work together. We love to laugh, we love to talk and to improve our English. We want to meet interesting people and learn a lot about the Australian country, culture and people.

We would like to get a job in the outback, roadhouse or somewhere else. We are working toward our 2nd year Visa.

Please call us under 041467****

We are looking forward to hear from you :)”
Unser Foto für unsere Jobanzeige



Wir bekamen in der darauffolgenden Nacht unzählige wirre und unmoralische Nachrichten… Von Strippen oder Massageaufforderungen, von Freundschaftsanfragen oder einfach nur ob wir noch zu haben seien… Es war alles dabei! 
Aber Geduld zahlt sich aus. Wir ignorierten all diese netten schlüpfrigen Angebote und konzentrierten uns auf die, die nichts mit ausziehen zu tun hatten. 

Und wir fanden was!!! Ab nächsten Freitag werden wir auf einer Farm in Charters Towers arbeiten. Das ist ein staubiges Nest in der Mitte von Nordqueensland und es wird wahnsinnig heiß werden. Wir werden auf einer großen Rinderfarm sein und uns da 6 Tage die Woche schwitzend durch die harte Farmarbeit beißen. Was uns dort erwartet? Keine Ahnung. Der Farmer klang relaxed und entspannt. Er betonte mehrmals, dass wir wirklich hart arbeiten müssen und war ansonsten sehr entspannt mit Pias und meiner Fragenflut (natürlich waren wir ein wenig geplant und präpariert für das Gespräch). 
Vom Buddhist Camp auf eine Cattle Farm. So kann das Leben gehen. Wir werden am Mittwochmorgen die 1.500 km lange Reise antreten. Wir sind zu zweit und aufgeregt und entspannt. Wir können Geld verdienen, Erfahrungen sammeln und ein neues Kapitel dieser Reise schreiben. Ich bin gespannt was auf uns zukommt. Ich muss nun erstmal in die City (Bin gerade noch in Brisbane für ein paar Tage… wo auch sonst?) und einen Hut suchen, der Fliegenschutz hat…. Wenn man mir sowas empfiehlt wird das wohl seine Gründe haben… 

Yeeeeeeehaw!!!! Mehr nächste Woche!

Und passend zum Thema:

Dienstag, 5. November 2013

Ich bin angekommen!

Zwei Wochen sind schon um. Vierzehn Tage lebe ich nun schon an diesem speziellen Ort! Die Zeit verging wie im Flug und trotzdem bin ich schon voll und ganz ein Teil der Community hier. Ein Part des Chenrezig Institutes. Ein Ort an dem Buddhismus gelehrt und studiert wird. Ein Tempel, eine Gemeinschaft, eine Schule und auch ein Ort des Rückzugs und der Geborgenheit. Chenrezig ist wirklich eine eigene kleine Welt. Eine "Bubble" mit ganz eigenen Regeln...

Ich bin hier ein Volunteer, ein Ehrenamtlicher, der am Work Exchange Program teilnehmen darf. Das bedeutet ich arbeite 5 Tage die Woche 6 Stunden, inklusive 45 Minuten Pause. Es gibt verschiedene Arbeitsbereiche in denen wir Volunteers tätig sind. So putzen und schrubben wir alles was uns unter die Nase kommt, im Bereich housekeeping; wir sind als kitchenhand und Co-Koch tätig in der Küche des Restaurants (Veganes Essen- unglaublich lecker); beackern die riesigen Landareale im Bereich Grounds oder arbeiten als Barista (Kaffeefee) oder Kellnerin im Café. 

Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft ist wirklich einzigartig und ich muss zugeben, dass ich am Anfang die vielen Dankeschöns nicht ganz ernst nehmen konnte, dass ich nicht verstehen konnte, wieso man mir dankt, für die Arbeit, die ich doch laut Dienstplan machen muss. Das alleine zeigt ja schon eine verkorkste Mentalität. Das man ein Dankeschön nicht einfach annehmen kann ohne skeptisch zu hinterfragen... Ich musste lernen mich nicht zu stressen und nicht alles zu 100 Prozent machen zu wollen. Lernen um Hilfe zu bitten, ohne ein Bittsteller zu sein, weil die Leute das gerne machen. Lernen ein Teil des Ganzen zu sein. Nicht mehr und nicht weniger. 

Es ist hier wirklich ein besonderer Ort. Es leben hier circa 25-30
Nonnen und Mönche sowie etwa 15 Volunteers und ein paar andere Einwohner. Ich lebe mit Pia in einem Zimmer und mit 4 weiteren Leuten in einem Haus, genannt das Family Center. Pia und ich verstehen uns blind. Sie ist 29, kommt aus Uruguay und ist dort Anwältin und auch aus ihrem Leben ausgebrochen.
 Wir zwei machen alles zusammen. Wir sind der Schreck aller hier, denn wo auch immer wir hingehen, wir bombardieren jeden mit Fragen, haben immer Argumente und Diskussionsstoff parat und sind auch sonst ziemlich neugierig und skeptisch. 

Ich lese jeden Tag ca 2-4 Stunden englische Philosophie über Buddhismus. Es ist hart zu verstehen, aber es macht mir Super viel Spass! 
Ich bin nicht so sehr an dem religiösem Part interessiert, aber die Philosophie ist großartig. Eigentlich sagt es (um es mal kurz zu fassen etwa): du kannst nur glücklich und zufrieden sein, aus dir selbst heraus! 


Um zu diesen "erleuchteten" Zustand zu kommen muss man viel lernen, vor allem über den eigenen Geist. Ich persönlich beschäftige mich viel mit Meditation. Es ist Super schwierig... Und danach fühle ich mich entweder kaputt oder hyperaktiv. Ich bin bekanntlich nicht die Gefuldigste, was bei Meditation leider nicht so hilfreich ist. So wollen meine Gedanken mir partout nicht gehorchen und mein Kopf sucht sich die kreativsten Schlupfwinkel, um sich bloß nicht auf eine geordnete Sache einzulassen... Zwischendurch fällt mir dann auf, dass meine Nase juckt, meine Wirbelsäule zwickt oder ich mit meinen Gedanken schon wieder meilenweit entfernt bin. Arg... Aber ich gebe nicht auf! Ein paar Monate und die Sache wird bestimmt schon besser laufen. 

Wir haben hier die Möglichkeit zu vielen Teachings zu gehen und uns Leute anzugucken, die schon wissen wovon die sprechen. 
Manche Leute sind hier natürlich etwas abgehoben und scheinen den ganzen Tag auf ihrer Wolke umherzuschweifen, andere wiederum nutzen diesen Ort um sich vor der Welt zu verstecken, jeder hat hier wohl einen besonderen Hintergrund (man sucht sich nicht umsonst solch einen Ort aus um zu Sein...). So gibt es hier aber vor allem eine Menge Menschen die scheinen gefunden zu haben, was man zum zufrieden sein braucht. Ich bewundere das. 

Vor allem genieße ich, dass ich endlich wieder lernen kann. Studieren über studieren. Und nur für mich. Ich kann sein soviel ich will. Ich stehe um sechs Uhr morgens auf und falle um 9 tot ins Bett. Ich liebe es! Buddhismus erscheint mir großartig! Es ist keine Sekte oder wirre Glaubensgemeinschaft. Zweifel sind erlaubt und Kritiker willkommen. 

Mir gefällt es so gut hier, dass ich meinen anstehenden Road Trip für Dezember gecancelt habe und mich erstmal nur auf mich konzentriere. So versuche ich auch möglichst wenig Internet zu nutzen und mich ein wenig von der Außenwelt abzukapseln. Fühlt sich frei an!