Freitag, 27. Dezember 2013

Scharf, schärfer, Chilis. - Farmarbeit die Zweite.

Nachdem ich meinen Farmgau überwunden habe und mich einige Tage bei lieben Freunden in Hervey Bay und in Brisbane erholen konnte, habe ich eine neue Anzeige bei Gumtree aufgegeben. Pia und ich trennten uns, da sie gerne in ein Working Hostel 400 Kilometer neben Melbourne wollte und ich ehrlich gesagt keine Ambitionen habe, in solch ein Hostel zu gehen. Die Behandlung ist hier nämlich meistens auch kein Zuckerschlecken. 

Ich erhielt ein paar interessante Angebote auf meine Anzeige und unter anderem rief mich auch der Arne an. Arne unterhält zwei Gewächshäuser in der Nähe von Noosa und baut Chillis, Tomaten und Kräuter an. Er kommt ursprünglich aus Deutschland und ist nun schon seit 13 Jahren in Australien. Er bot mir an, dass ich meine Farmarbeit bei ihm ableisten könne, als Wwoofing. Ich willigte ein ihn kennenzulernen und düste nach Noosa. Ein wunderschöner Fleck mit einem langen Fluss, direkt am Ozean.
Region Noosa

Der Fluss direkt vor meine Haustür

Der Mainbeach, 2 km entfernt

Arne war mir gleich auf Anhieb sympathisch. Er wohnt direkt in Noosaville am Fluss und sein Apartment bietet Platz für uns beide. So willigte ich ein, für ihn zu arbeiten. Zwar verdiene ich hier nichts, aber ich habe einen entspannten, netten Menschen um mich herum und ich fühle mich wohl. Außerdem kann ich meine freien Nachmittage am Strand verbringen oder die Gegend hier unsicher machen. Für nächstes Jahr möchte ich dann gerne noch einen anderen Job finden, für zwei oder drei Abende die Woche, einen bezahlten Job. Denn trotz aller Entspannung und australischer Mentalität, ist etwas Geld durchaus praktisch und notwendig. Und Zeit dazu habe ich allemal. Wir arbeiten meistens von 5-11 Uhr oder noch früher. Dann hat man den ganzen Nachmittag frei und für sich Zeit. Auch mal schön.
So fand ich mein Weihnachtsgeschenk :D

Mein Zimmer
Gerade bin ich von einem wundervollen Christmas Wochenende aus Brisbane wiedergekommen. Arne ist heute auf einen Campingtrip gefahren, sein erster Urlaub seit Monaten und hat mir die Verantwortung überlassen. Finde ich klasse, so weiß ich, dass er meine Arbeit schätzt und ich kann mir meine Tage komplett alleine einteilen. Wundervoll. Und auch die Farmarbeit kann ich genießen. Ist irgendwie entspannend.
Yoga am Flussufer

Cocktail Time muss auch mal sein

Noosa am 24. Dezember

Am Ende wird also doch alles gut.
Nur eines muss ich noch lernen, nicht so viele von diesen tollen bunten Chillis ins Essen zu knallen... Sie sehen zwar lecker aus, aber sind verdammt scharf... 

Sonntag, 8. Dezember 2013

Flucht von der Farm der Verrückten

Wie schnell sich das Leben hier ändern kann! Gestern noch erschöpft aber einigermaßen zufrieden gewesen und heute mit Sack und Pack von der Farm geflüchtet. 

Ich liege gerade neben der lieben Pia in Paul und wir parken auf einem Rasthof and der australischen Ostküste neben Mackay! 600 stolze Kilometer entfernt von der Farm der Verrückten

Aber mal von Anfang an. Ich vergaß  gestern im Blogeintrag ein paar kleine Details. Mit Absicht, man weiß ja nicht, wer das mal liest. Nun finde ich aber sollte die Wahrheit geschrieben werden. 

Das Leben auf der Farm mit dem Namen Natal Down, war kein leichtes für uns. Die Frau hatte, nach einem Reitunfall vor 13 Jahren, einen Gehirnschaden davon getragen und war so gut wie unberechenbar. Sie war zunächst einmal kaum zu verstehen, da sie die meiste Zeit sprach als hätte sie eine Decke im Mund! Dann fing sie ständig an zu schreien und zwar in einer Art und Weise, wie ich in meinem Leben noch nie jemand schreien hören hab.  Klang eher wie ein sterbendes Tier. Und mit Wörtern, die ich nicht mal aussprechen kann ohne rot zu werden! Ich konnte damit noch einigermaßen leben, weil ich ja wusste, dass es eine Art Behinderung war. Aber der Farmer war viel schlimmer. Ein Ende 60 Jahre alter, dicker, schwitzender Mann, der uns mehr als eindeutige Blicke zuwarf und ständig schmutzige Kommentare machte (sowas habe ich in meinem Leben noch nicht gehört!!!!!) und über Sex reden wollte! 

Und mit diesen Leuten mussten wir auskommen. Zudem kam, dass alle Aufgaben willkürlich erschienen und wir bekamen für nichts eine Einführung, für gar nichts. Das kann in solch einer Art von Arbeit echt gefährlich werden. Vor drei Monaten erst, verunglückte auf dieser Farm eine englische Backpackerin tödlich, weil sie ohne Helm von einem Motorrad stürzte. Wir hörten auch von diversen anderen Verletzungen der letzten Jahren. Die Arbeit im Outback kann nunmal gefährlich sein und ohne Einführung und Instruktionen um so mehr!!!!

Wir hielten trotz allem durch. Wenigstens einen Monat wollte ich schaffen. Das Geld und die Tage für das 2nd Year Visa wären nett gewesen... 

Aber es ging nicht mehr!!! Heute (an unserem freien Tag) wurde ich von Schreien geweckt. Die Eheleute stritten mal wieder... Ich hörte nur, dass sie über Pia und mich redeten. Ich ging rüber und fragte was das Problem sei, als sie mich auch schon als dreckiges Backpacker Pack beschimpften und mich verdächtigten Früchte gestohlen zu haben. Was natürlich nicht stimme. Ich versuchte alles zu ignorieren und mich auf unseren freien Tag zu konzentrieren.

Pia und ich wuschen gerade Paul, als der Farmer ankam und uns anstarrte. Er brauche jemand um mit ihm in die Stadt zu fahren (eine Tour 3,5 Stunden). Natürlich nur, weil er nicht alleine sein wollte. Ich sagte ihm, dass sei unser freier Tag, aber morgen würden wir mitfahren. Natürlich wollte er auch nur eine von uns mitnehmen... Ist einfacher dich nur auf eine zu konzentrieren... Ich sagte also nein und er flippte völlig aus. Mit hochroten Kopf, um sich spuckend, dachte ich wirklich er würde uns schlagen. Er beschimpfte uns wild und wurde einfach nur ekelig und persönlich. Ich konnte ihn nur entsetzt anstarren, drehte mich um und Pia und ich entschlossen uns binnen Sekunden zu verschwinden!

Innerhalb von kürzester Zeit packten wir alles zusammen und verließen diesen wahnsinnigen, furchtbaren Ort! Nun weiß ich, wieso er soviel bezahlen wollte. Schweige- und Schmerzensgeld. Und auch ist mir klar, wieso seine Kinder alle abgehauen sind und nun weit weg leben. 

Wahnsinn. Ich bin froh da weg zu sein. Gefährlicher Irrsinn! 

Samstag, 7. Dezember 2013

Im roten Herzens Australiens – oder „Schluck Staub!“

Wir schreiben heute Tag 8 meiner Farmerfahrung. Der achte Tag an dem wir zwischen 12 und 14 Stunden täglich arbeiten. Es war eine Woche voller Hoch und Tiefs. Und mehr Tiefs, wenn ich ehrlich sein soll. 

Für alle die kein Genörgel hören wollen: Hört nun auf zu lesen. Für alle anderen: Haltet durch!


Die Arbeit ist wirklich hart. Es ist warm und staubig und die Sonne macht es einem nicht einfach den Tag zu überstehen. Die Autos sind zwar mit einer Klimaanlage ausgestattet, aber davon bekomme ich wie immer nur trockene Nebenhöhlen und Ohrenschmerzen. Heute wurde ich 6 Stunden lang in einem Auto gebraten. Mein Thermometer zeigte auch nur läppische 49 Grad an… 
Was soll man dazu noch sagen?!
Ich trinke am Tag circa 4-5 Liter Wasser und schwitze alles gleich wieder aus. Gut, dass ich hier nicht alleine bin. Pia und ich päppeln uns am Abend immer gegenseitig wieder auf. Ohne sie hätte ich glaube ich, nach drei Tagen geschmissen. Ich konnte nicht schlafen, weil es so warm war und mein Ventilator nicht der Beste ist. Er ist so laut, dass ich mehr Angst habe, dass er nachts von der Decke fällt und mich killt, als im Warmen zu schlafen. So war ich nach zwei Nächsten ohne viel Schlaf einfach nur am Ende.

Zeit für mich habe ich hier kaum. Ich weiß nicht, wer mir den Floh ins Ohr gesetzt hat, dass die Farmarbeit eine relaxte Zeit wird, mit viel Langeweile… Mein Farmer weiß davon jedenfalls nichts. Seit zwei Tagen haben wir uns wenigstens von der abendlichen Dinner Verpflichtung losgeeist und können wenigstens die Abende alleine verbringen. Sonst mussten wir immer zwischen 19 und 21 Uhr im Herrenhaus sein und mit dem Landlord-Ehepaar zusammen speisen. Das war nicht immer so entspannt.
Der Akzent den die Leute hier im Busch drauf haben, kombiniert mit einer leisen Stimme und manchem Gemurmel, macht es uns nicht leicht, alles zu verstehen. Hinzukommt, dass ich viele der Wörter (besonders für Werkzeuge oder den Rinderbetrieb) nicht mal im Deutschen kenne. So müssen wir oft nachfragen und das kommt leider nicht bei allen gut an…
 
Der Motor einer Pumpe, den wir repariert haben. Kein Wunder, dass ich die Vokalbeln nicht weiß...
Morgen haben wir einen Tag frei. Wir konnten nun aushandeln, dass wir jeden Sonntag für uns haben. Und so wie es aussieht, werden wir auch über Silvester ein paar freie Tage bekommen. Dann kann ich endlich wieder nach Brisbane, habe schon Sehnsucht. Das motiviert mich natürlich und dazu kommt, dass wir wirklich gut bezahlt werden. Ein zusätzlicher Antrieb. Und leider nicht mehr selbstverständlich hier.

Ich werde mich wohl an die Hitze, den Staub und den ständigen Durst gewöhnen müssen. Ich meine die Gegend ist trotz all des Staubes einfach traumhaft. Solche Weiten habe ich noch nie gesehen. 
Buschland
Staub wohin man schaut

Anders farbiger Staub
Die Arbeit an sich macht mir eigentlich auch Spaß. Du hast das Gefühl, dass du gebraucht wirst, du siehst was du tust und du kannst was bewirken (für mich als Schreibtisch-Matador ja nicht so selbstverständlich). Ich habe auch schon tolle Freunde gefunden.

Unsere Flaschenkinder
Mir würden allerdings 10 statt 12 Stunden täglich auch reichen. Abends falle ich einfach nur tot ins Bett, nach einer kurzen Yogaeinheit um meine Muskeln irgendwie wieder fit zu kriegen. Das positive ist, dass ich wirklich viel lerne. Und jeden Tag, so habe ich das Gefühl, kommen wir besser mit den Leuten hier klar. Einige sind wirklich wunderbar, Andere brauchen ihre Zeit um aufzutauen. Und mich stört ein wenig, dass Backpacker für wieder Andere, scheinbar nur Menschen zweiter Klasse sind. Wer weiß, vielleicht kann ich ihnen das Gegenteil beweisen. Vielleicht können sie mir auch nur den Buckel runter rutschen. Wir werden sehen.

8 Tage geschafft. 80 Tage bleiben. Auf in den Kampf.

PS: Motivations- und Mitleidsbekundungen für diese Situation nehme ich gerne entgegen, auch wenn ich sie mir selber eingebrockt habe.

Montag, 2. Dezember 2013

Das Leben im Outback – Lektion Eins

Zwei Tage bin ich auf der Farm und habe schon glatte 25 Stunden gearbeitet. Ein stolzer Anfang. „Mittendrin statt nur dabei“, ist hier wirklich das Motto schlechthin! Es gibt hier drei Grundregeln, die ich bisher verinnerlichen konnte!

1. Vergesse niemals nicht deinen Hut!!!

Die Sonne in diesem Kontinent frisst dich förmlich. Sie brennt erbarmungslos auf dich hinab. Und all die Bäume mit ihren Streichholzärmchen können dir nicht wirklich Schutz und Schatten bieten. Deshalb ist ein Hut Überlebenswichtig. Ich bekomme langsam das Gefühl, wir hätten in diesen Gegenstand mehr investieren sollen, als 6 Dollar bei Kmart…

2. Fluchen ist gesund und gehört zur Tagesordnung

 Baue in jedem deiner Sätze mindestens einmal das Wort „bloody“ ein. Falls du dir nicht sicher bist wo, verwende es mehrmals. Wird es ein wenig stressiger oder rauer kannst du auch alternativ „Fucking“ oder „fuck“ sagen. Wenn du ganz wild wirst dann baust du Sachen wie „Son of a bitch“ oder „stupid bitch“ ein. Je mehr desto besser.

3. Es ist niemals zu wenig Zeit um sich lässig gegen Etwas gegen zu lehnen!

Auch im größten Trubel schaffen es diese Menschen relaxt auszusehen. Eben rasen sie noch auf Motorrädern oder Buggy´s (Foto weiter unten) hinter Rindern her, um im nächsten Moment dann schon lässig die Hüfte vorzuschieben und sich gegen den nächst besten Gegenstand zu lehnen. Das kann ein Baum oder eine Wand sein, ein Auto oder auch ein Pferd, bevorzugt werden allerdings Zäune, denn hier kann man sich nicht nur anlehnen, sondern auch noch lässig einen Fuß auf eine Latte stellen. 

Wenn man diese Grundregeln beherzigt, dann überlebt man schon mal die ersten paar Stunden hier. Aber mal im Ernst, es gibt hier keine Einführungszeit oder Schonfrist... Wenn du hier bist, dann packst du mit an. So fand ich mich an meinem ersten Tag am Steuer eines 4WD (Allradantrieb) wieder und düste über Stock und Stein. Eine Stunde später stand ich dann plötzlich in der Mitte einer zusammengetrieben Rinderherde und versucht diese in einen Truck zu scheuchen. Zwischendurch musste ich mich mit beherzten Sprüngen auf den Zaun retten (der mal doppelt so groß war, wie ich) um mich vor wilden Bullen in Sicherheit zu bringen. Später am Tag saß ich dann plötzlich selber in einem dieser Buggys und trieb Rinder durch den Busch. 
Ein Buggy
Und die fahren hier wie die Irren! Über Stock Steine und Bäume, kein Hindernis ist groß genug um ausweichen zu müssen. Einfach drüber und gib Gas. Ich hielt tapfer durch und blickte ab und an neidisch zu den schätzungsweise 12 Jährigen Töchtern der Farmer hinüber, die alles mit links mitmachten. 

Obwohl ich mit meiner Ausstattung eher aussehe wie ein Hobbygärtner, als ein richtiges Cowgirl, versuche ich mein Bestes. So düste ich heute Morgen bereits um 6:30 Uhr mit einem dieser Buggy´s durch die Gegend. 
Strohhut und h&m Sonnebrille - perfekte Ausstattung für Beginner
David, der Herr dieses riesigen Areals, ich schätze ihn übrigens um die 65 Jahre, brachte mir in einem zwei Minuten Kurs bei, wie ich das Ding fahre und dann gings los. Mit ihm zusammen brausten wir zu sämtlichen Wasserquellen hier in der Gegend. Es ist sehr trocken und es ist wichtig, dass die Pumpen funktionieren, ansonsten verenden die armen Rinder schnell in der Hitze. Die riesigen Wasserlöcher haben leider die Eigenschaft zu gefährlichen Schlammpfützen zu werden, in denen die armen Rinder stecken bleiben. Hört sich im ersten Moment lustig an und ich musste auch zwei Mal hingucken, als ich die erste Kuh in solch einer Lage sah, aber diese armen Lebewesen sterben qualvoll in diesem Gefängnis aus Schlamm und Wasser. Also mussten wir sie da rausbekommen. Ehe ich mich versah warf ich Seile um Kuhhälse, zog sie mit dem Buggy raus (beim ersten Mal ziemliche Überwindungskraft das arme Ding am Hals zu ziehen, aber einzige Möglichkeit, sie herauszubekommen), dann schnell Rückwärtsgang, auf den Hals und Kopf lehnen, damit wir das Seil schnell abbekommen, bevor sie aufsteht und überlegt ihre Retter lieber anzugreifen als dankbar zu sein (hatten wir nicht nur einmal heute). Leider waren ein paar dieser armen Dinger so schwach, dass wir sie erschießen mussten. Auch da war ich überrascht von mir. Ich dachte ich könne sowas nicht mit ansehen, aber im Gegenteil es war ein seltsames Gefühl, aber da ich wusste das wir die Kuh nur erlösen, konnte ich es mit ansehen. 

Wir fuhren den ganzen Tag kreuz und quer über das Gelände. Es ist wirklich mal was anderes. Ich sah schätzungsweise 300 Kängurus und Wildschweine mit ihren Baby´s, Dingos sowie unzählige Arten von Vögeln und Kriechtieren. Nicht zu vergessen die Rinder. Auf diesem Gelände hier leben allein 25.000 bis 30.000 dieser Vierbeinigen Viecher. Und die Erde. Rote Erde über und überall. Vor allem auf mir. Denn in solch einem Buggy hat man nicht wirklich Schutz vor dem Staub Queenslands. So sah ich ziemlich bunt aus am Ende des Tages. 
Dreckig und k.o.

Outback Art - Kunst der besonderen Art 
Und auch die Hitze kann ich bisher gut ab. Klar schwitze ich, aber das tun hier alle. Und ich bin unglaublich dankbar, dass wir weite Klamotten zum Arbeiten haben, die wirklich bequem sind. Sonst wäre ich hier schon eingegangen. Heute waren wir 13 Stunden on Tour. Ich bin wirklich stehend kaputt und muss nun ins Bett, weil um 5:30 Uhr meine Nacht schon wieder endet. Fotos gibt es die nächsten Tage/Wochen. Bisher bin ich zu viel damit zu beschäftigt auf mich aufzupassen, da kann ich mein Handy noch nicht mitnehmen und Netz gibt es hier sowieso nur am Farmhaus.


Fazit: Tag zwei auf der Farm überlebt. Bleiben nur noch 86 weitere für das zweite Jahr Visa. Howwwdy! Let´s go!

Sonntag, 1. Dezember 2013

Der Weg ist das Ziel - Verloren im Outback

Pia und ich sind gerade auf dem Weg in den Norden Queenslands, um zu unserer Cattle Farm zu kommen. Wir sind extra am Mittwochmorgen losgefahren und konnten noch ein paar ruhige Tage am Strand verbringen. Nebenbei haben wir Bekanntschaft mit dem Whitsunday Council Officer gemacht und konnten uns nur um Haaresbreite um eine Geldstrafe herumdrücken für Wildcamping… Das brachte uns nicht nur Herzklopfen, sondern auch eine unruhige Nacht am Bruce Highway zwischen diversen Trucks. Aber das nur nebenbei. 

Samstagmorgen also ging es dann endlich auf die Farm. Wir hatten einen Namen und eine Nummer und die ungefähre Richtung. Also stürzten wir uns (glücklich, dass wir unseren Schlafplatz am Highway aufgeben konnten) ins Abenteuer. 

Die großen Farmen in Australien sind nicht einfach zu finden, jedenfalls nicht mit herkömmlichen Mitteln wie Navigationssystemen oder Straßenkarten. Das mussten wir bitter lernen. Wir kamen nach drei Stunden Fahrt in Charters Towers an. Ein Nest, das seine besten Zeiten wohl schon hinter sich hat. Zur Zeit des Goldrausches war diese Stadt ziemlich reich und eine Menge Leute tummelten sich in ihr, so erzählte es uns jedenfalls unser Lonely Planet. Wir sahen von dem Reichtum nicht wirklich was und machten uns nichtsdestotrotz motiviert auf die Suche nach unserer Farm. Sagte der Farmer doch, es sei in der Nähe von Charters Towers. Nachdem wir leider nur die Mailbox erreichten und auch nach mehrmaligen durchforsten der City nicht auch nur die Spur einer Farm entdeckten, fuhren wir zur örtlichen Tankstelle, die gleichzeitig als Tante-Emma-Laden fungierte. 

Dort fragten wir einem Mann mit Hut (das muss wohl ein Cowboy sein) nach dem Weg. Er schien recht amüsiert über die zwei Damen mit zerzausten Haaren und verschwitzten Gesichtern, die da vor ihm standen und lediglich den Vornamen David und den ungefähren Namen des Proberty wussten (den sie nebenbei gesagt, auch noch völlig falsch buchstabiert hatten). Unglaublicher Weise konnte er uns helfen. Naja mehr oder weniger. Er erklärte uns, wir seien auf dem Richtigen Weg und müssen nur noch circa 100 Kilometer ins Inland fahren, da würden wir dann ein weiteres Schild finden.100 Kilometer, welch ein Klacks dachten wir uns, dafür müssen wir nicht mal tanken!
Gesagt getan. 125 km weiter fanden wir ein Schild. Oder besser gesagt eines, dass mal eins werden wollte:

Das Schild!
Woher zum Kuckuck sollten wir wissen in welche Richtung wir fahren sollten? Das Schild sah von beiden Seiten gleich aus und es gab drei Möglichkeiten. 
Wir entschieden uns für die komfortabelste und fuhren weiter geradeaus. In 32 Kilometer sollte die Farm namens Myrtna sein. 45 Kilometer weiter merkten wir, dass wir wohl in die falsche Richtung gefahren sind und fuhren wieder zurück zum Schild, wo wir von einer lieben Dame den Hinweis bekamen, dass wir die unbefestigte Straße mit den verlockend aussehenden Schlaglöchern nehmen müssen. Wir fuhren 32 Kilometer (was ungefähr 1,5 Stunden dauerte, aufgrund meines nicht allzu Geländetauglichen Vehikels Paul) und kamen wirklich an einer Farm an. Gott sei Dank, wir hatten kaum noch Sprit, Wasser und Essen. 

Wir rannten also freudig strahlend auf den Farmer zu und stellten uns vor. Sina – David. David – Sina. Pia – David. David – Pia. Wir plapperten munter drauf los und bemerkten nicht, dass der Farmer uns immer verwirrter musterte… Bis er dann schließlich sagte: „Wieso seid ihr hier? Ich erwarte niemanden?“ Pia und ich waren perplex und wussten nicht was wir sagen sollten. Wir stotterten herum, dass uns ein David anrief und er wollte Backpacker für seine Farm. Der Farmer fing an zu lachen und sagte, sein Nachbar hieße auch David und es müsse sich um ihn handeln. Die Farm sei gleich um die Ecke.

Erleichtert nun auf dem richtigen Weg zu sein fuhren Pia und ich (immer noch ohne viel Sprit, Wasser und Essen) zu der nächsten Farm die „Gleich um die Ecke“ sein sollte. Wie sich leider herausstellte haben australische Menschen vom Land eine andere Auffassung von gleich um die Ecke als Deutsche. Nachdem Pia und ich nach 20 Kilometern immer noch keine Farm gefunden haben und wir immer noch in der Mitte vom Nirgendwo waren, auf unbefestigter Straße, ohne Strom und Wasser, ohne Handyempfang und ohne ein Ende in Sicht, schlich sich so langsam Unbehagen in unser Köpfchen. 
Im Nirgendwo
Wir beschlossen umzudrehen und zu David Nummer 1 zurück zu fahren. Nach ca. 19 Kilometern trafen wir ein anderes Auto. Wir erklärten ihm unsere Situation. Er hatten natürlich schon von den zwei komischen BackpackerLadies gehört, die den falschen David trafen und wild in der Gegend rumirrten (BUSCHFUNK – unglaublich). Und er konnte uns helfen und lotste uns zu der richtigen Farm, die wirklich gleich um die Ecke war. Nur 25 Kilometer!!!

Hier sind wir nun also. Erschöpft und dehydriert. Und zu kaputt um weiter zu schreiben. Uns geht es gut und wir sind hier schon bekannt wie ein bunter Hund. Paul hat kein Sprit mehr und ist dreckig wie nie. Aber wir sind heile angekommen. Nun beginnt das Farmer Leben.
Ich melde mich die Tage! Howwwdy!!!