Montag, 24. März 2014

Schlaflose Nächte

Wer kennt es nicht? Stille. Wunderbare idyllische Stille. Man liegt in seinem kuscheligen Bett, den Kopf sanft auf das Kissen gebettet und mit einem Füßchen schon im Traumland. 
Und plötzlich: 3. Weltkrieg!!!
Attacke der Killermoskitos. Gefühlte 100 Hubschrauber kreisen um meinen Kopf herum, den Abstand zu meinem Ohr kontinuierlich vergrößernd und verringernd. 

Jeder hat in solchen Momenten wohl seine eigenen Maßnahmen. Im Kopf ausrechnend, wie viele Stunden ich noch schlafen kann, versuche ich das Ganze zunächst immer erst zu ignorieren. Was sind schon drei bis 45 neue Mückenstiche, gegen ein paar erholsame Stunden Schlaf? Aber diese Rechnung geht leider nicht immer auf. Denn manchmal entwickelt sich dieses Summen und Sirren zu einem regelrechten MÜCKENTINITUS! Jedes Mal, wenn man fast wieder eingeschlafen ist, dann taucht dieses Geräusch wieder auf. Dieses nervtötende, alles verdrängende Summen. Es ist omnipräsent. Und ich entwickele langsam eine unglaubliche Aggression.
Tatort
In diesen Momenten wünsche ich mir, wieder Kind zu sein. Einfach nach Mama oder Papa zu rufen und diese dann zu beobachten, wie sie mit einer Fliegenklatsche oder gerollter Fernsehzeitung in der Hand, das ganze Zimmer inspizieren. Und zwar solange, bis sie den verdammten Übeltäter gefunden und dann mit einer waghalsigen Tötungsaktion um die Ecke gebracht haben. Alles nur um ihrer Tochter eine ruhige Nacht zu ermöglichen. Zu gut kann ich mich noch daran erinnern, wie ich nicht mal mein muckeliges Bett verlassen musste und Mama und Papa mich vor diesen Horrormücken gerettet haben. Heute weiß ich dieses heldenhafte Verhalten übrigens noch mehr zu schätzen.

Aber nun bin ich alleine in Australien. Mittlerweile wohl auch schon in einem Alter wo ich meine eigene Zeitung aufrollen muss. Früher oder Später kommt das wohl auf jeden zu. Allerdings bin ich nicht alleine. Nachdem ich wild schimpfend aus meinem Zimmer gestürmt bin, halb verschlafen und haareraufend (um 3 Uhr Nachts), hat mir mein lieber Mitbewohner Murray angeboten, seine Moskito-Rauchbomben zu holen. Was unglaublich lieb war, aber ich habe das Angebot lieber dankend abgelehnt. Australische Anti-Insekten-Mittel sind meiner Erfahrung nach genauso tödlich für Zweibeiner und nicht nur für unsere fliegenden Freunde. 

Opfer
Es ist ja auch nicht so, dass ich nicht schon selber versucht habe, dieses Mistvieh um die Ecke zu bringen. Alle buddhistischen Vorsätze aus dem Fenster geworfen, war ich sogar bereit dieses Ding eiskalt zu killen. Allerdings haben diese kleinen Insekten irgendsoeine revolutionäre Chamäleonschutzfunktion. Denn sobald man das Licht anmacht, verschwinden sie. Weg. Verschollen. Nicht mehr aufzufinden. Licht aus und keine zwei Sekunden später kommt der Hubschrauben wieder angeflogen. Zuerst ganz leise, wahrnehmbar nur als nervtötendes Hintergrundgeräusch, ein konstantes Summen, welches unmöglich ausgeblendet werden kann. Dann nach circa zehn Sekunden befindet man sich wieder auf dem Schlachtfeld und fungiert als Landebahn für die Mücken dieser Welt. Licht an. Alle weg. Es ist zum verrückt werden!!!

Es geht ja auch nicht darum, dass ich mein Blut nicht teilen würde. Nur zu gerne würde ich ein kleines Schälchen vor die Tür stellen und alle kleinen Blutsauger, die es in meine Wohnung geschafft haben, damit beglücken. Dann hätte ich nicht nur das „Summ“-Problem gelöst sondern gleichzeitig auch noch diesen juckenden, mich verrückt machenden Mückenstichen vorgebeugt. Zwei Fliegen mit einer Klappe… Grrr… was für ein lahmes Sprichwort in diesem Zusammenhang. Aber nein, nicht möglich. Diese fliegenden Gourmets bevorzugen ihre Mahlzeit ja direkt aus der Vene. Undankbare Blutsauger!!!

Jedenfalls sitze ich nun hier auf dem Sofa, gucke mit Murray irgendeinen alten Starwars Schinken und hoffe inständig, dass während ich hier diesen Blogeintrag tippe, dass diese Mücke aus meinem Zimmer heraus, herein in die helle Stube fliegt. Es ist nun 4:30 Uhr am Morgen und ich klammere mich an die Hoffnung, dass auch Mücken mal schlafen müssen. Und wenn alles nicht hilft, dann berücksichtige ich den Rat meines Cousins und kaufe mir einen Frosch. Nacht.

PS: Ich glaube ich schreibe meine Blogeinträge nur noch schlaftrunken in der Nacht. HIhi.

Sonntag, 16. März 2014

Die Camper

Australien ist einfach ein Traum für Camping. Das Wetter ist sonnig und warm, die meiste Zeit des Jahres. Also ist es kein Wunder, dass ich auch unter die Camper gegangen bin.
Es bietet sich hier einfach mehr als an!!! 

Dieses Wochenende sind wir mit 8 Leuten aufgebrochen und auf eine Insel neben Brisbane gefahren. 

Ich bin die einzige Deutsche und somit der einzige Tourist. Das zeigt sich auch an der Ausrüstung. Während ich mich mit meiner Rolle Klebeband und meinem Leatherman Messer schon wie MacGuyver fühle, sind die Aussies hier ganz anders ausgestattet...
Jeder Australier bekommt seine Campingausrüstung wohl schon zur Geburt und sammelt dann im Laufe seines Lebens alles Wichtige und Unwichtige dazu. Vom mobilen Toilettenhaus (Dixie), über batteriebetriebenen Dusche, überdimensionale Gaskocher, Generatoren und natürlich alle Arten von Zelten. Obwohl man schon gar nicht mehr Zelt sagen kann, mobile Häuser trifft es besser!!! Riesig groß, mit allem Schnick und Schnack ausgestattet, alles kann man hier finden! 

Jedenfalls sind wir gestern früh mit vier 4WD Cars aufgebrochen und nach Bribie Island gedüst. Ohne Allradantrieb kannst du hier nämlich nicht hin. Weicher Sand wohin das Auge schaut. Da brauch man schon ein wenig Erfahrung, um da nicht stecken zu bleiben. Aber es lohnt sich!!! Nachdem wir ein Großeinkauf bei ALDI gemacht haben und unzählige deutsche Würstchen gekauft haben (Cheese Krakauer an die Macht!!!!!!), hoppelten wir mit diesen gewaltigen Autos zu unserem Campingspott. 

Und der ist einfach schlichtweg unglaublich! Direkt (!!!!) neben dem Meer in den Dünen. 


Wir sind mutterseelenallein, kilometerweit keine fremde Seele. Der Platz an sich ist schön windgeschützt und bietet genug Platz für all unsere Zelte. Nachts im Bett liegen, die unzähligen Sterne betrachten und den Wellen lauschen. Morgens Yoga am Strand, ein Bad im Meer und mit riesigen Exen zusammen frühstücken! Natur pur und eine grandiose Kombination an Leuten noch dazu. Musik, BBQ und ab ins Meer wann immer man will! Paradies. 

Ja und hier sitze ich nun. Schreibe diesen Blogeintrag und bereite mich seelisch auf eine neue Runde Flunky Ball vor. Das habe ich hier eingeführt und die Australier lieben es!!! Allerdings kann mir beim Bier trinken auch keiner so schnell was vormachen. 

Mittwoch, 12. März 2014

Laser Game

Heute bin ich mit meinen Mitbewohner Murray und unserer Nachbarin Phoebe in ein Spielecentrum gefahren. Wir wollten Laser Tag spielen. Und ich wollte einfach mal wieder Kind sein. Zu gut hatte ich noch in Erinnerung, wie ich mit leuchtenden Augen die Flipperautomaten gefüttert habe oder den Puck beim Airhockey über die Platte hab flitzen lassen.

Wie sich herausgestellt hatte, war das eine ganz hervorragende Idee! Mit den Decknamen Muzza, Ninja Girl und WarriorSina, eingehüllt in schwarzen Klamotten und ausgestattet mit einer Laser Ausrüstung, ging es auf ins Gefecht. 
Auf ins Gefecht!
Jeder von uns hatte eine Laserwaffe und war ausgerüstet mit wild blinkenden Sensoren, die auf jeglichen Laserkontakt regierten. Ziel war es deine Gegner so oft wie möglich abzuschießen. Wir bekamen während des Gefechts immer wieder neue Gegner, da die Angestellten in diesem Center wohl ziemlich gelangweilt waren… Und die konnten das verdammt gut. Gerade so ein kleiner, circa 14-jähriger Zwerg machte mir das Leben ziemlich schwer und erschoss mich gleich 10-mal in Folge. 

Die Area war großartig, auf zwei Etagen aufgebaut im Halbdunkeln und Schwarzlicht, jede Menge Hindernisse, Wände, mit Gucklöchern und irritierenden Spiegeln, Dicke Schaumstoffrollen, Zäune und andere Barrieren.
Foto von http://www.noosatenpin.com.au/
Foto von http://www.noosatenpin.com.au/
Keinerlei Schlupfwinkel, die sich für längeres Verweilen eigneten und durch unzählige Lichteffekte wurde man nur noch mehr verwirrt. Ich mit meinem Orientierungssinn, sauste wie ein Wirbelwind durch die Gänge, presste mich rücklings an die Wände, lugte durch Lücken und um Wände und kämpfte mit Herzblut, aufgeregt vor mich hin kichernd. Ein Wahnsinns Spaß das Ganze. Ich war die ganze Zeit angespannt und so wunderbar aufgebregt wie lange nicht mehr. Jedes Mal, wenn man getroffen wurde, blinkten alle Sensoren rot auf und man konnte für 3 Sekunden nicht schießen und musste zu sehen, sich schleunigst in Sicherheit zu bringen. Ich hatte solch einen Spaß. Immer wenn ich plötzlich jemanden herumrennen sehen habe, bin ich hinterher, auf der Lauer und nur darauf aus, schneller zu sein als die Anderen. Unermüdlich sind wir durch die Gänge gewirbelt und haben gelacht, geschrien und gekichert. Haben uns erschrocken und versucht wieder zu Atem zu kommen. Ein wunderbares Spiel!!!! Und ich habe das schon so lange nicht mehr gemacht. 
Foto von http://www.noosatenpin.com.au/the-arena/
Während der Pausen haben wir uns mit den unzähligen Automaten die Zeit vertrieben, gegeneinander Autorennen gespielt und Flipperkugeln in der Luft gehalten. Ein großartiger Nachmittag ging viel zu schnell zu Ende. Das werden wir garantiert wiederholen. 
ATTACKEEEEEEEE!

Montag, 10. März 2014

Die Suche nach dem richtigen Leben

Wo will ich hin? Wo soll ich bleiben?

„Sina, du musst dich langsam mal entscheiden was du willst und ein ernsthaftes Leben beginnen. Einen richtigen Job, du kannst doch nicht ewig nichts Richtiges machen.“

Solche Sätze können wohl nur von Eltern kommen und nein, um die zu hören, ist man wohl als Kind nie zu alt. Nach einem Telefonat mit meinen Eltern letzte Woche, indem meine Mums mir sagte wie sehr sie mich vermisse und mein Dad mir riet, langsam mal wieder ernst zu machen, geriet ich ins grübeln. Wiedermal

Neun Monate bin ich jetzt hier. Für einige sicher „schon“ für andere „erst“. Ich habe viel erlebt. Dinge getan, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Dinge über mich erfahren. Einige mag ich, andere nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass es sich hierbei nicht um das richtige Leben handelt. Es ist mein Leben. Und es ist mein Einziges. Klar, ich habe keinen Alltag, nicht viel Routine. Ich habe keinen Job, der meinem Bildungsstand angemessen zu sein scheint und ich habe keine Wohnung. Ist das die Definition für ein richtiges Leben? Ich habe einen riesengroßen Koffer und einen Rucksack voller Bücher. Ich kann bleiben wo ich will und gehen wann ich mag. Ich esse, schlafe und atme. Zugegeben, dass entspricht nicht dem, was ich mir noch vor ein paar Jahren unter richtigem Leben vorgestellt habe. Aber wer genau nimmt sich eigentlich heraus, das festzulegen? Für mich fühlt sich das hier nämlich ziemlich real an. Mit allen Sorgen und Nöten, Freuden und Gelassenheiten. 

Was genau mache ich denn sonst? Ist das alles nicht auch das richtige Leben? Gehört das nicht dazu? Ist es nicht wichtiger zu leben und das zu tun, was man will, als nicht glücklich zu sein? Und was genau bedeutet „Ernst des Lebens“? Gefangen zu sein in einem Kreislauf, der einen langsam auffrisst? Zu wissen, dass da so viel mehr ist, aber das man nicht mehr raus kann? Will ich das? Und was will ich überhaupt? Ich meine so richtig im Ernst und mit vollem Herzen. Was ist, wenn ich darauf keine Antwort geben kann? Muss ich das überhaupt?
"Richtiges Leben" oder "Neue Ufer"?

Eine gute Freundin rät mir ständig, ich solle mein Jahr genießen. Einfach leben und sein lassen, ohne viel zu denken. Leider habe ich die Gebrauchsanweisung dafür noch nicht gefunden. Ich bin ein Denker. Ich kann mich wahnsinnig machen und gerade wenn ich viel Zeit habe, dann umso mehr.

Mir ist bewusst, dass ich nicht ewig so weiter machen kann. Ich brauche Geld zum Leben und dazu gehört bekannterweise auch ein Job. Ich möchte auch gerne arbeiten. Ich sehne mich nach einem Job, der mich herausfordert, mir Neues bietet und gleichzeitig Spielraum für Kreativität lässt. Mein Kopf ist gelangweilt. Die Frage ist nur: Was? Wo? Wie? Und wer gibt einem die Chance das zu tun? Gerade hier in Australien ist es in meiner Branche sehr schwer an etwas zu kommen. Jede Bewerbung die unbeantwortet zurückbleibt, deprimiert mich ein wenig mehr. „Komm zurück nach Deutschland“, höre ich dann immer. Hmm. Natürlich ein Gedanke in meinem Kopf. Aber auch da liegen die Jobs nicht auf der Straße. Und will ich das? Will ich zurück? Bin ich dafür bereit? Und zurück wohin? Auch da steht ein Neuanfang bevor. 

Ich bin 28. Ich bin 28 Jahre und habe keinen Masterplan. Ich weiß nicht, was mein Traumjob ist und ich habe keinerlei Ahnung wo ich mich in fünf Jahren sehe. Ist das schlimm? Ich weiß im Moment nicht einmal wo ich mich nächste Woche sehe. Ich kann nicht sagen, dass es mir damit schlecht geht. Eigentlich geht es mir damit recht gut. Aber dann erzählen einem die Menschen immer wieder, man solle doch mal ankommen. Ein richtiges Leben beginnen. Dabei fühlt sich dieses Leben, in dem ich gerade stecke, verdammt real an.