Donnerstag, 31. Juli 2014

Verdammt heiße Sporteinlage

Heute habe ich mal was neues ausprobiert und habe mich todesmutig und mutterseelenalleine, nachdem alle meine Freunde abgesagt haben, in eine dieser total im Trend liegenden, Hot Yoga Stunden eingebucht. 

Ja, ihr habt richtig gelesen. Hot Yoga. In einem auf 35 – 40 Grad Celsius aufgeheizten Raum geht es da ans Eingemachte. Ich kann ich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal nach 10 Minuten so nassgeschwitzt war. Zudem haben kleine Dampföfen mit Kräutermischungen eine stimulierende Wirkung. Das habe ich mal einfach so hingenommen. 

Duftstäbchen und Kerzen
Also erstmal muss ich zugeben, dass ich immer noch ein Beginner im Bereich Yoga bin. Mit Hilfe einer App bin ich hier zwar wirklich am Trainieren und bin auch mittlerweile so elastisch wie nie zuvor in meinem Leben, aber ich habe immer noch eine Menge zu lernen. Vielleicht sollte ich das auch das nächste Mal bedenken, bevor ich gleich hochmotviert eine „Power Stunde“ buche… 
Das Studio an sich war schon mal wundervoll. Nur auf Hot Yoga ausgerichtet und einfach zum Wohlfühlen. Die Mitarbeiter haben sich direkt um einen gekümmert, alles erklärt und die Atmosphäre war warm und gemütlich. Überall standen Kerzen herum und das Licht war gedimmt. Zudem lief angenehme Musik. 
Das Studio klickt hier.
Ich mietete mir also erstmal eine Yoga Matte, zog mich um und marschierte in den Saal. Dort lagen schon vereinzelt Menschen herum, einige davon in mir völlig unbekannten Bretzelpositionen. Ich tat also 15 Minuten ebenfalls so, als sei ich tiefenentspannt und dehnte mich so gut es geht in meiner Art und Weise. Heimlich äugte ich natürlich immer mal wieder zu diesen Gummimenschen herüber und fragte mich, ob ich jemals daran kommen werde… Aber nun ja, Übung macht ja bekanntlich Meister.
Überall kleine Heizöfen...
Kerzen und Dampfdinger.
Die Leitung der Klasse hatte ein Mädel, das ich auf den ersten Blick für eine sehr schüchterne Maus gehalten habe. So kann man sich täuschen… Sie begrüßte uns und ihre Power konnte wirklich jeden mitreißen. Ich fand mich also schon wenige Minuten in den unmöglichsten Bewegungskombinationen wieder und war wirklich froh, dass ich schon mal heimlich geübt hatte. 

Und vor allem, dass ich die Englischen Begriffe nun alle kannte… So grüßte ich die Sonne und war ein abwärtsgerichteter Hund, spielte menschliche Brücke und exorzierte alle drei Kriegerpositionen durch, bis meine Beine nicht mehr mitmachen wollten. Als zusammengerolltes Blatt durften wir uns dann immer mal wieder ausruhen, bevor es dann direkt mit dem aufschauenden Hund, der Kobra, die Pyramide oder auch mal als Brett oder Winkel weiter ging. (Wer sich diese Namen ausgedacht hat…)
Völlig platt nach der Session!
Am Ende jedenfalls war ich völlig ausgelaugt und glücklich. Die Hitze tat alles weitere mich dann auch sehr schläfrig zu machen. Ich werde auf jeden Fall wieder hingehen und kann es nur weiter empfehlen. Lasst euch nicht abschrecken von all den wirren Namen und Positionen. Yoga kann wirklich Spaß machen und es bringt einen so unglaublich viel für die Gesundheit. Aber genug mit dem schwärmerischen Bla bla bla, ich muss nun ins Bett. Um fünf geht der Wecker.

Dienstag, 29. Juli 2014

Die Kunst der Barista oder auch Kaffee kochen in Australien!

Am Sonntag habe ich mit meinem Opa telefoniert und ihm von meinem neuen Job erzählt. Ich habe ein Vollzeit Job in einem Café ergattern können, mit dazugehöriger Ausbildung zur Barista. Barista schimpfen sich hier die Leute, die (mal platt gesagt) den Kaffee kochen. Hört sich einfach an, ist es aber ganz und gar nicht. Aber lasst mich euch einen Einblick geben in die Kaffeewelten Australiens…!
Mein neuer Arbeitsplatz
Kaffee kochen ist hier nämlich nicht gleich Kaffee kochen. Von wegen etwas Pulver in die Maschine, Wasser rein und Knopf gedrückt… Hier ist Kaffee eine wahre Leidenschaft! Als Barista muss man ein wahrer Kaffeekenner sein und beispielsweise über die Herkunft, Röstung, Eigenschaften oder auch die Mahlung der Bohnen genauestens Bescheid wissen. Ein Barista muss in der Lage sein mit Hilfe der Maschinen den perfekten Espresso herzustellen, die Basis für die verschiedensten Kaffeespezialitäten.

Den perfekten Espresso. Klingt erstmal einfach, habe ich auch gedacht. Ich meine schließlich habe ich doch in Deutschland schon unzählige Espressos mit den verschiedensten Automaten hinbekommen und geschmeckt haben die doch alle irgendwie, mal mehr, mal weniger. Aber hier habe ich als erstes gelernt: „Vergiss alles, was du glaubst über Kaffee zu wissen!“ 
 
Klein, aber fein!
Aber wie kocht man denn nun Kaffee? Lasst mich euch einen kleinen Einblick geben…: Erstmal muss die Mühle auf die Maschine eingestellt werden. Ein Brühvorgang muss zwischen 22-28 Sekunden andauern. Die Menge des dafür nötigen Kaffeemehls liegt zwischen 14 – 14,2 Gram. Die Wassertemperatur der Maschine sollte um die 88-94 Grad liegen und wird mit etwa 9 Bar durch das Kaffeemehl gepresst. Läuft das Wasser zu schnell wird es wässrig und sauer, läuft es zu langsam ist es zu bitter. Auch der Einsatz des Siebträgers (das silberne Teil in den man das Kaffeepulver tut) will gelernt sein. Erstmal muss man die richtige Menge des Kaffees (natürlich frisch gemahlen) hinein geben, dann wird es mit einem Kaffeestampfer, ein Stempelförmiges Utensil, angedrückt. Mit einem Druck von ca. 20 kg muss man das Pulver dann pressen und dabei das Handgelenk ganz steif machen, sonst bekommt man unschöne Klippen und Gefälle im Pulverabdruck, die dann wiederrum den Kaffeegeschmack beeinflussen. Außerdem sollte man tunlichst vermeiden Kaffeepulver auf dem Rand des Siebträgers zu streuen, es sei denn man steht auf Verbranntes. Es gibt wirklich unzählige Werte und Angaben auf die man achten soll und muss und jede Kaffeesorte hat seine eigenen Vorlieben. Ich bin immer noch ein absoluter Beginner auf diesem Gebiet.
Wirklich nur Kaffee???
Aber wer nun denkt, dass war es schon, den muss ich enttäuschen. Denn bekommt man erstmal einen guten (ich wage gar nicht zu sagen – perfekten) Espresso hin, dann hat man „erst“ die Grundlage des geliebten Heißgetränkes hergestellt. Dann kommt immer noch die Milch! Und diese Milch hat es in sich. Zunächst gibt es erstmal unzählige Arten Milch, die alle bei unterschiedlicher Temperatur schäumen und dadurch unterschiedlich zubereitet werden müssen, ob Vollmilch, halbfett oder fettarme Milch, Soja oder Mandelmilch, alles mit oder ohne Laktoseanteilen, die Auswahl ist riesig. Und natürlich hat ein gutes Café alle Milcharten für seine Kunden greifbar.
Das Aufschäumen der Milch wird in Metallkännchen mit einer Dampfdüse vollzogen. Es wird mit kalter Milch begonnen und dann bei etwa 60 Grad gestoppt, wird die Milch zu heiß, gerinnen die Eiweiße und es entsteht kein schöner Milchschaum mehr. Dass es eine Kunst an sich ist, mit dieser Dampfdüse genau das gewünschte Maß an cremig weichen Milchschaum zu erzeugen, muss ich hier ja bestimmt nicht erwähnen. Denn jedes Getränk enthält unterschiedliche Anteile an heißer, cremiger Milch und Milchschaum. Durch bestimmte Bewegungen der Düse kann man die Erzeugung und den Temperaturanstieg kontrollieren. 

Die drei beliebtesten und bekanntesten Getränke sind Cappuccino, Flat White und Latte. Während der Cappuccino aus je 1/3 Espresso, heißer Milch und Milchschaum besteht, findet man im Latte Espresso (meistens 60 ml, was einem doppeltem Shot entspricht), heiße Milch und circa einen Zentimeter Milchschaum. Der Flat White hingegen enthält heiße Milch und Espresso, keinen Schaum! Die Kunst ist hier keinen Milchschaum herzustellen oder ihn durch eine spezielle Eingießtechnik nicht in den Becher kommen zu lassen. 
Unterschiedliche Gewichte machen die unterschiedliche Textur deutlich
Da habe ich auch schon das richtige Stichwort gesagt… Denn Eingießen ist hier wahrlich eine Kunst an sich. Ganze Meisterschaften haben sich schon aus dieser sogenannten „Latte Art“ gebildet. Sinn und Ziel ist es hier ein optisch ansprechendes Getränk zu kreieren, oftmals in dem der Barista mit der Milch und der Kaffeecrema wahre Gemälde auf dem Getränk erzeugt. Klick einfach mal hier oder schaut auch das folgende Video an:

Kaffee ist hier als wahrlich nicht gleich Kaffee… Das musste ich erstmal lernen. Nicht selten höre ich Bestellungen wie:
  • Einen Standard Latte, halb entkoffeiniert, mit laktosefreier Milch
  • Einen kleinen Cappuccino mit Sojamilch und einen extra Shot, aber bitte ohne Koffein und mit Zimt anstatt Schokoladensprenkel
  • Einen Affogatto (Doppelter Espresso mit Vanille Eis)
  • Dunkle, weiße oder einfach nur heiße Schokolade, wahlweise mit einem Shot Kaffee als Mocca kommend und auch nicht selten mit Marshmallows getoppt
  • Ein Short Macciato – Espresso mit einem Häubchen Milchschaum
  • Flat White – Espresso mit aufgeschäumter Milch, aber kein Milchschaum
  • Einen Dirty – Chai Latte mit einem Shot Espresso
  • Usw… und sofort
Es gibt hier unzählige Variationen von Heiß- und auch Kaltgetränken. Jeder hat seine eigene Vorliebe und bestellt was ihm lieb ist. Und jeder hat auch die genausten Vorstellungen wie es dann am Ende zu schmecken hat. Ist ja auch eigentlich richtig so, wenn ich das nur nicht alles erfüllen müsste. Aber ich muss zugeben, es macht mir Spaß. Fühlt sich ein wenig verrückt an, aber die Liebe zum Detail hat mich hier gepackt.

Aber kommen wir zurück zu meinem Opa, dem habe ich nämlich versprochen einen Blogeintrag zu schreiben über Australische Kaffeeleidenschaften. Und falls er nicht zu beschäftigt ist, sich immer noch kringelig zu lachen, dass seine Enkelin einen Lehrgang im Kaffee kochen braucht, dann grüße ich ihn hiermit herzlichst! 

Aber mal im Ernst! Ich liebe dich Opa und ich freue mich schon wahnsinnig darauf dir einen wunderbaren, abgestimmten Kaffee zuzubereiten!

Dienstag, 15. Juli 2014

Australische Sportkultur hautnah: State of Origin

Ich liebe es mich unter die einheimische Bevölkerung zu mischen. Geradezu perfekt sind da die unzähligen Sportevent, die vor allem in den Großstädten regelmäßig ausgetragen werden. In Brisbane fand dazu passend das letzte Spiel der diesjährigen State of Origin Serie statt! 

Dazu erst Mal ein wenig Hintergrund. Es handelt sich hier um Rugby League Spiel. (Klickt hier um nochmal eine Info zu den verschiedenen RugbyArten zu finden.) Der State of Origin Wettbewerb wird jährlich ausgetragen. In jeweils drei Spielen messen sich hier die Nationalteams von New South Wales und Queensland, abwechseln in den jeweiligen Hauptstädten Sydney und Brisbane. In einem der Teams zu spielen ist natürlich eine sehr große Auszeichnung. Das Event gehört zu den größten Sportereignissen Australiens und weltweit sehr populär. Und was soll ich sagen? Ich hatte die Ehre dieses Jahr ein Spiel live zu erleben. 
Zunächst einmal fiebere ich ganz klar für die „Maroons“ (Kastanienbraun) aus Queensland. Was auch die Trikotfarbe entspricht! Hier habe ich einfach die meiste Zeit verbracht und kann mich am ehesten mit Australien identifizieren. Außerdem haben die Maroons die „Blues“ (Blauen) aus NSW die letzten 8 Jahren in der State of Origin Serie kontinuierlich besiegt. Was natürlich zeigt, dass ich mich für das richtige Team entschieden habe. Hihi…
 Ich mit einem Maroon Trickot
Die Maskottchen der Teams finde ich ein wenig gewöhnungsbedürftig. Für Queensland steht die Cane Toad (eine Krötenart), während NSW von einer Küchenschabe (cockroache) symbolisiert wird. Die Aufmachungen der Maskottchen sind allerdings so verfremdet, dass ich erst nach einer ausführlichen Erklärung wusste, was sie darstellen. Aber seht selbst:
Als Comic (Quelle)
Die Kostüme der Maskottchen (Quelle)
Dieses Jahr hat Queensland leider die ersten beiden Spiele der Origin Serie verloren. Das heißt bei diesem letzten dritten Spiel, ging es eigentlich nur um Schadensbegrenzung. Und genau dafür hatten wir Tickets.

Zunächst Mal schmissen wir uns in die richtige Aufmachung und zogen möglichst viele Maroonfarbende Klamotten an. Dann ging es los auf die Fanmeile und danach ins Stadion.
State of Origion ist ein richtiges Spektakel. Über 50.000 Leute feiern mit ihren Mannschaften im Stadion, dazwischen Live Musik und natürlich unzählige alkoholische Getränke. Die Australier sind unglaubliche Patrioten und verfechten ihren Staat mit allem was dazugehört. Von einfacher Fankleidung, über Schminke bis hin zu Tattoos lässt sich alles sehen! Ach ja und singen und grölen nicht vergessen. Hier heißt es lauter „Queenslander“ zu schreien als „New South Wales“ Rufe durchkommen zu lassen. (Ich finde immer noch, Queenslander könnte auch der Name einer neuen Wurstsorte sein… aber nun gut.)

Mein Platz Im Stadion
Wenn das Spiel beginnt, dann wird es laut. Es wird munter drauflos gegrölt, gejubelt und geflucht. Und nicht zu vergessen: Beleidigt! Ob Mann ob Frau, Kind oder Erwachsene alle werfen den gegnerischen Mitspielern die größten Beleidigungen an den Kopf. Ganz Sprechgesänge entstehen so in einem Block und schwappen über. Ich war von der Heftigkeit dieser „Feindseligkeiten“ ziemlich überrascht und möchte die hier auch nicht wiederholen. Allerdings gilt die Verunglimpfung wirklich „nur“ der Spieler der Mannschaften. Im Fanblock sitzen Blau und Maroon gemeinsam, manchmal sogar auch gemixt und kommen ganz wunderbar miteinander klar. Kleine Streitigkeiten kommen natürlich vor, aber sonst ist es wirklich friedlich. 
Was hier an alkoholischen Getränken konsumiert wird, geht über meinen Verstand hinaus. Man kann hier alles kaufen. Von normalen Bier über die härtesten Spirituosen. Die meisten bewaffnen sich gleich mit mehreren Viererträgern, damit sie während des Spieles nicht so oft aufstehen müssen. 
Ein Spiel dauert zwei Mal 40 Minuten. Allerdings nur theoretisch, denn die Uhr stoppt bei jeder Gelegenheit. So wird wirklich nur die eigentliche Spielzeit gemessen und alle anderen Unterbrechungen liegen außerhalb der Spielzeit, was das ganze natürlich ungemein lang macht und unberechenbar lang. Faszinierend für mich war allerdings, dass die Spieler direkt auf dem Platz, während des eigentlichen Spielzuges behandelt werden, also medizinische Versorgung bekommen. Während beim Fußball immer theatralische Pausen eingelegt werden, versuchen die Spieler hier keine Sekunde des aktiven Spieles zu verpassen. Hinzu kommt, dass das Spiel ewig dauern würde, wenn es für jede Verletzung eine Unterbrechung geben würde.
Ein beliebter "Vergleich" dafür
Auch wunderschön bei State of Origin zu beobachten sind die Anspannungen unter den Spielern. So arten einfache Takle nicht selten in kleinere oder größere Prügeleien aus, die von den Schiedsrichtern nicht wirklich geahndet werden. So kommt es mir jedenfalls vor. Während bei unserem Fußball schon alle des Platzes verwiesen wären, können hier irgendwie alle tun und lassen was sie wollen. Jedenfalls macht es auf mich den Eindruck. Ein wunderbares Geschupse und Gerangel auf dem Platz. Wer interesse hat, hier ein kleiner Einblick was da genau heißt (die 30 besten State of Origin Fights):

Eine andere tolle Sache ist, dass ein Video Schiedsrichter alle Entscheidungen der Schiris auf dem Feld nochmal überprüft. Das finde ich persönlich großartig und beugt Missverständnissen vor. Es verzögert allerdings auch das Spiel und regt aufbrausende Gefühlsregungen an, wenn dann mal eine Entscheidung gekippt wird und doch keine Punkte erzielt wurden.
Ich konnte mich jedenfalls ganz gut eingliedern, an meinem Repertoire von Beleidigungen muss ich noch arbeiten, aber buhen und jubeln kann ich schon ganz hervorragend. Ein tolles Erlebnis und wieder eine Erfahrung reicher.

Freitag, 11. Juli 2014

Rugby in Australien – die Analyse eines Anfängers

Australien liebt seinen Sport. Während im heißen Sommer eher Cricket geschaut wird, sind die Wintermonate ganz klar von Rugby dominiert. Ich interessiere mich ebenfalls sehr für Sport und liebe es ins Stadion zu gehen. Da ist es nur ganz normal, dass ich mich auch mit diesem Volkssport anfreunden wollte. Kann ja nicht so schwer sein, wenn man hier an der Quelle sitzt. Dachte ich. Leider war mir da nicht bewusst, dass Rugby hier wahrlich nicht gleich Rugby ist… Aber nun mal von vorne.


In Australien gibt es drei verschiedene Arten von Rugby oder auch Football. Je nach Region sind die Leute mal mehr verrückt nach der einen oder der anderen. 

Australian Football:

Offiziell: Fangen wir mal mit Australian Football an. Zwei Mannschaften auf den Feld, jeweils 18 Spieler, ein für Rugby typischer elliptischer Ball, ovales Feld und vier Torpfosten an jedem der beiden Enden. Australien Football ist auch als Aussie Football oder Football nach australischen Regeln bekannt und ist vor allem in den Staaten Victoria, South Australia und Western Australia die beliebteste Volkssportart. Sinn des Spieles ist es, den Ball durch die Torpfosten zu schießen. 20 Minuten pro Viertel Spielzeit. Beheimatet ist der Sport in der AFL (Australian Football League). Das ist sowohl der Name des Veranstalters als auch der Name der Liga.

Das Feld, Foto von Wikipedia
Meine Sichtweise: Für mich ist dieser Sport völlig wirr. Und ich muss zugeben, so viel Erfahrung habe ich hier auch nicht. Es scheint irgendwie eine Kombination zwischen Fussball und Rugby zu sein. Die Typen auf dem Feld sind nicht so muskulös, wie bei den anderen Rugby Arten, da sie die ganze Zeit hin und her wetzen. Es darf aber auch hier geschupst, gerangelt und getackelt werden. Der Ball darf geschossen und per Hand weitergegeben oder geschlagen werden. Werfen ist dagegen strikt verboten. Da fängt meine Verwirrung schon an. Ich sehe da nicht wirklich die Unterschiede. Im Gegensatz zu anderen Football Arten kommt es hier nicht zur Häufchenbildung. Das Spiel ist wahnsinnig schnell und alle rennen, in sehr kurzen Shorts und ärmellosen Oberteilen mit gewöhnungsbedürftigen Mustern wild durcheinander. Für die Fans, natürlich das einzig wahre wirkliche Rugby.
Foto von: http://nyfooty.com/site/

Rugby Union:

Offiziell: Fünf australische Mannschaften spielen gegen neuseeländische und afrikanische Teams. Zwei Mannschaften, je 15 Spieler, ein elliptischer Ball und ein rechteckiges Feld. Spielzeit zwei Mal 40 Minuten. Verbreitet über der ganzen Welt. Gepunktet werden, kann auf zwei Arten: Den Ball jeweils am Ende in das dafür vorgesehene Feld tragen oder durch die beiden Torstangen schießen. Durch Tackling kämpfen die Spieler um den Ballbesitz.
Meine Sichtweise: Für mich ist ein Merkmal von Rugby Union die ständige Häufchenbildung. Mehr als in allen anderen Rugby Spielen tackeln, raufen und wälzen sich die Spieler hier übereinander. Die Regeln erlauben, dass nach jeder Attacke um den Ball gekämpft werden darf und das tun die Spieler auch. Muskelbepackte Männer in kurzen Höschen ziehen sich an den Trickos und rammen ihre Körper gegeneinander. Mir versicherte mir, dass hier auch Regeln greifen, aber die kann ich beim besten Willen nicht sehen. Für mich ist es ein wirres Gerangel, bei dem am Ende irgendeine Mannschaft den Ball bekommt, ihren Spielzug startet und dann geht das Gewusel von vorne los.
Häufchenbildung beim Tackling, Quelle: Understand Rugby

Rugby League:

Offiziell: Die Regeln ähneln sehr denen von Rugby Union. Allerdings besteht eine Mannschaft aus 13 Spieler und das Spielfeld ist ein wenig kleiner, was mehr Kontakt zwischen den Spielern erzwingt. Außerdem wird der Ball nach einem Tackle nicht umkämpft, sondern die besitzende Mannschaft erhält ihn zurück, für insgesamt 6 Tacklings. Rugby League ist am populärsten in Australien, breitet sich aber immer mehr aus. Besonders in New South Wales und Queensland ist eine wahrer Kult um Rugby League zu finden. Seit 1980 spielen die besten Spieler aus NSW und Queensland hier jährlich die State of Origin Series, eine der wohl härtesten Wettbewerbe in Rugby League.
 
Beginn State of Origin 2014
Meine Sichtweise: Mein Favorit! Durch das 6-Tackle System hat das Spiel für mich eine klare Ordnung. Klar, es handelt sich auch in diesem Spiel um sehr maskulin auftretende, muskulöse Männer, die sich gegenseitig zu Boden reißen und dabei menschliche Pyramiden bauen, aber irgendwie ist es einfacher zu verfolgen. Jede Mannschaft hat 6 Versuche um den Ball weiter an das gegnerische Malfeld zu tragen und damit zu Punkten. Schafft sie es nicht in der Zeit, bekommt die andere Mannschaft den Ball. Ein klares, sichtbares System, dass sogar ich als Anfänger gut erkennen kann, was will man mehr. Allerdings sollte man als Fan dieses Spiel nicht zimperlich sein. Die Tacklings sind nicht von schlechten Eltern und so manch ein Fussballer sollte sich in Sachen schmerzempfinden da nochmal ein Beispiel nehmen. Allerdings ist es mir ein Rätsel, wieso jemand – lediglich mit einem Ball bewaffnet - grölend in eine menschliche Mauer aus purer Muskelkraft reinrennt, nur um ein paar Sekunden später schmerzlich flachgelegt zu werden und vielleicht ein paar Meter gut gemacht zu haben. Ach ja und das bis zu sechs Mal pro Angriff.
Ich möchte mich aber auch nicht beschweren. Viele der Spieler sehen wirklich gut aus, sind wahnsinnig trainiert, meistens tätowiert, schweißnass und tragen enge Oberteile und kurze Shorts. Am Ende bin ich dann doch nur ein Mädchen, dass sich ein wenig amüsieren möchte…