Da ist das Ding |
Erstmal beginnt es damit, dass ich Flugzeuge eigentlich
nicht sonderlich mag. Ich fühle mich ein Stück weit hilflos und irgendwie
ausgeliefert. Dann bete ich mir immer zig Statistiken runter und beruhige mich
damit, dass im Straßenverkehr doch viel mehr passiert, als in einem Flugzeug.
Aber ich kann mir nicht helfen, sobald es anfängt zu wackeln und zu wubbeln und
dann auch noch das „Bitte Anschnallen“-Zeichen aufleuchtet, macht sich ein
ungutes Gefühl in der Magengegend breit. Ich kann das ziemlich gut verdrängen
und mich gut runterbringen, bisher ohne auf die Einnahme von Medikamenten oder
Alkohol zurückgreifen zu müssen.
Aber da ist noch was anderes was mich am Fliegen stört. Es
ist so wahnsinnig unbequem. Ich weiß nicht welcher Ingenieur diese Sitze
designt hat. Wenn man nicht gerade den Luxus hat und Business Class fliegen
kann, dann sitzt man dicht an dicht, wie die Sardinen in der Dose. Sobald dann
der Vordermann noch den Sitz zurückstellt, kann man sich dann auch gar nicht
mehr bewegen. Ich weiß gar nicht, wie Leute, die größer als ich sind, das
lösen. Ich meine, ich bin ja nun wahrlich nicht die Größte mit meinen knappen
170cm.
Langstreckenflüge sind was ganz besonders Schönes. Zwar gibt
sich die Crew alle Mühe die Passagiere mit regelmäßigen Snacks in flüssiger und
fester Form sowie kompletten Mahlzeiten zu unterhalten. Und auch das Board
Programm bietet unzählige Filme, Musik, Spiele und sonstige Dinge an. Mein
Problem ist leider nur, dass ich einfach nicht lange da sitzen kann. Ich fühle
mich, als säße ich auf einem harten Brett. Mein Rücken fängt an wehzutun und
meine Beine zwicken. Ich versuche mich dann mit allen erreichbaren Kissen in
eine bessere Position zu bringen. Das funktioniert meistens nur so mittelmäßig.
Die Kissen im Flugzeug sind ein wenig größer als eine Briefmarke und deshalb
brauch man mehrere von ihnen, um damit etwas bewirken zu können. Dann kommt ja
auch noch die wunderbare Klimaanlage dazu. Die ist in einem Flugzeug grundsätzlich
auf gefühlte -32 Grad eingestellt und friert jegliche Hautpartien, die man ihr
unbedeckt ausliefert, kompromisslos ein. Weshalb ich niemals ohne Schal und
(seit diesem Flug) auch nicht mehr ohne Mütze fliegen werde. Es gibt zwar
Decken, die auf jedem Platz liegen, aber wer schon mal eine Flugzeugdecke in
der Hand hatte weiß, dass man sich wohl oder übel entscheiden muss, ob man
einen warmen Ober- oder Unterkörper bevorzugt. Für beides reicht die Größe
nämlich niemals nicht. Ich warte immer ab, bis das Boarding beendet ist und
klaue mir dann von allen leeren Sitzmöglichkeiten in meiner Nähe genügend
Decken und Kissen zusammen. Falls nichts leer ist, müssen die Stewards was
springen lassen. Ich friere doch nicht 12 Stunden.
Ich nutze die Zeit zwischen den Flügen aus... |
Dann gibt es da noch so ein seltsames Phänomen für mich: Die
Nackenrolle. Diese Nackenrolle ist ein Hörnchen-förmiges Kissen, das man sich
um den Nacken legen kann. Es gibt sie mittlerweile in allen Größen und Formen,
mit den unterschiedlichsten Füllungen und Stoffbezügen. Jeder hat solch ein
Kissen und falls man es mal vergisst, kann man es am Flughafen für lappische
30-50 Dollar erwerben. Meine Frage ist nur: Wieso zum Kuckuck brauch man das?
Ich weiß nicht, ob ich was falsch mache, aber ich bekomme mit dem Ding nur das Gefühl,
dass ich an einer Halsstarre leide. Ich kann meinen Kopf nicht mehr richtig
bewegen und hänge irgendwie mit meinem halben Rücken in der Luft, weil das Ding
am Hals so viel Platz wegnimmt, dass es gefühlte Meter zwischen mir und dem
Sitz bringt. Wo soll das denn bitte bequem sein? Ich besitze nun ein Ding, das
ich aufblasen kann, so kann ich kontrollieren, wie dick das Teil ist und wie
starr mein Hals sein soll. Bringen tut es mir irgendwie trotzdem nichts. Ich
bevorzuge ein richtiges Kissen.
Wenn man es sich also dann mit seinen Kissen und Decken
irgendwann mal bequem gemacht hat, dann versucht man also zu schlafen. Von
Australien nach Deutschland ist man mal ganz schnell über 25 Stunden unterwegs.
Da wäre ein wenig Schlaf ja ganz nett. Allerdings funktioniert das bei mir
nicht, sobald ich meine wilden Fluggedanken gebändigt habe und in die Traumwelt
huschen will, rempelt mich jemand an, muss jemand an meinem Sitz vorbei zur
Toilette, stupsen mich die Stewards fragend an oder es fängt irgendwo ein Kind
an zu schreien. Dann bemerke ich leider immer, dass ich doch nicht so bequem
sitzliege und muss wieder alles von vorne hin und her verschieben um die
bestmöglichste der unbequemen Positionen herauszufinden. Es ist ein
Teufelskreis. Und je müder ich werde, desto wirrer werden meine Gedanken. Ich
habe vorhin noch mit dem Gedanken gespielt, diese mal aufzuschreiben, aber dann
könnte ich ja noch weniger schlafen...! Außerdem weiß ich nicht, ob ich das
veröffentlichen will.
Diesmal bin ich übrigens über Finnland geflogen. Mein erster
Besuch hier im Flughafen hat sich eher angefühlt wie ein Kurzurlaub im
Hochsicherheitsgefängnis. Die finnischen Grenzkontrollen übertrafen alles was
ich bisher erlebt habe. Mit meiner fast leeren Zahnpastatube konnte ich mühelos
in Australien und Singapur passieren, in Finnland wurde ich damit rausgefischt
und durfte mich einer Ganzkörperkontrolle hingeben. Und das habe ich intensiver
noch nicht erlebt. Die gute Dame hat wirklich alles abgetastet. Hosenbündchen,
T-Shirt-Saum, Haare, Schuhe und sämtliche andere Bereiche. Ich meine ist ja gut
so, aber ich war nur etwas erstaunt. Ich wollte ja lediglich von dem einen
Flugzeug in das Andere springen. Dafür musste ich neben dem Ganzkörperscheck
auch noch drei Mal meine Boardkarte und zwei Mal meinen Pass checken lassen. Um
mich dann mit 50 Geschäftsmännern im eisig kalten Helsinki in einem Bus
pferchen zu lassen und zu einer kleinen Maschine gebracht zu werden, die
lediglich Zwei-und-Zwei Sitze nebeneinander hat. Ich bekam dann auch noch
direkt den Sitz hinter den 8 Plätzen Businessklasse und konnte das wunderbare
Essen riechen, dass wir Normalsterblichen Passagiere nicht bekommen.
Aber ach was solls. Irgendwie mag ich es auch. Die Vorfreude
macht alles dicke wieder wett und ein wenig Zombie spielen, hat ja auch was für
sich. Zudem kommt, dass Flughäfen meistens wie riesig große Abenteuer
Spielplätze für Erwachsene sind. Unzählige Shopping, Essens, Wellness,
Entertainment und Sportmöglichkeiten übertreffen sich gegenseitig und machen
dir die Zeit bis zum Einstieg in die nächste Sardinenbüchse so wundervoll wie
möglich. Gerade in Singapur habe ich es mir diesmal gutgehen lassen können.
Butterflygarten und Massagesitze inklusive.
Massage für umsonst! |