Dreimal die Woche arbeite ich als Barkeeperin in der kleinen
Hostelbar. Sie liegt im Innenhof des
Noosa Backpackerresort, ein tolles Hostel,
das ich wärmstens empfehlen kann. Ich arbeite hier neben der Farmarbeit, um
wenigstens ein wenig Geld zu verdienen. 70 Dollar bekomme ich pro Abend, das
ist nicht sonderlich viel Geld, umgerechnet etwa 14 Dollar pro Stunde.
Aber die
Arbeit macht mir wirklich Spaß und die Bedingungen sind optimal. Schließlich
ist allein der Arbeitsweg ein Traum, denn das Hostel liegt genau gegenüber auf
der anderen Straßenseite.
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Sehr gemütlich an der Bar |
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Der Innenhof - am Ende seht ihr die Bar |
In einem Hostel findet man ja so einige Gestalten. Ich kann
in einer Nacht, Menschen aus der ganzen Welt treffen. Jeder hat seine eigene
Vorliebe, seinen eigenen Akzent und Verhaltensweise.
(Nun folgt eine
Aufzählung, die vielleicht ein wenig übertrieben ist und auch auf gar keinen
Fall auf alle der genannten Menschen zutrifft.)
Nehmen wir zum Beispiel die Franzosen. Sie sind immer in
Gruppen anzutreffen und sprechen die meiste Zeit nur und ausschließlich Französisch.
Sie stehen an der Bar und diskutieren lauthals sowie wild gestikulierend über
die Getränkeauswahl. Als Außenstehende und mit keinerlei vorhandenen
französischen Sprachkenntnissen, kann sich das für mich zu einer Art Tinnitus
entwickeln. Wenn sie sich dann entschieden haben, wird einer vorgeschickt, der
dann in dem harten französischen Akzent für die ganze Gruppe die Getränke bestellt.
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Menüauswahl und natürlich Jagerbomb |
Die Asiaten tauchen immer zu zweit auf. Sie flüstern
miteinander und bestellen dann fast in Zeichensprache per Hand und Fuß. Dabei
lächeln sie immer freundlich und irgendwie habe ich das Gefühl, sie verstehen
kein Wort von dem, was ich erwidere.
Kommen wir zu den Deutschen. Die sind hier immer herrlich
Alternativ. Und unglaublich jung. Die meisten schätze ich um die 20 Jahre. Sie
trifft man des Öfteren auch alleine an, was kein Problem darstellt, da es in
jedem Hostel unzählige andere Deutsche Backpacker gibt. Die Deutschen sind
immer bestens ausgestattet: Laptop oder iPad, Spiegelreflex und GoPro,
Smartphone und allerlei anderer Spielkram ist keine Seltenheit. Dann Organic
Food auf dem Tisch und eine Packung Rolltabak, dabei wird dann in ernster
Manier über die Welt philosophiert. Die meisten Deutschen können wirklich gutes
Englisch sprechen und haben auch kein Problem sich mit anderen Backpackern
zusammen zu tun.
Die Schotten, Iren und Engländer sind einmalig. Während man
ja denken könnte, dass diese Nationalitäten keine Probleme haben, sich zu
verstehen, wurde ich hier eines Besseren belehrt. Obwohl doch alles irgendwie
englisch, haben diese Backpacker untereinander die größten Probleme sich zu
verstehen. Trifft man dann auch noch jemanden aus Wales, dann ist alles vorbei.
Ich musste sogar schon als Übersetzer fungieren. Dabei sind für mich diese abenteuerlichen
Akzente zwar toll anzuhören, aber immer noch schwer zu verstehen.
Dann findet man im jedem Hostel auf jeden Fall den Guitarrenjungen!
Die Nationalität spielt hier keine Rolle und kann auch nicht genau definiert
werden. Der Gitarrrenjunge wird jedenfalls nicht müde seine zwei bis drei
einstudierten Stücke (eines davon ist auf jeden Fall Oasis mit Wonderwall)
kundzugeben und jeder Unterhaltung damit ein summendes Hintergrundgeräusch zu verleihen.
Die Goon-Trinker sind eine ganz spezielle Gruppe. Meistens
handelt es sich hierbei um eine Gruppe halbstarke Partyanimals, die sich zusammen
getan haben um ein gemeinsames Hobby zu frönen: Goon trinken. Bei Goon handelt
es sich um den billigsten und meines Erachtens ungesündesten Alkohol, den man
in Australien finden kann. Es soll sich hierbei angeblich um Wein handeln,
konnte ich jedoch trotz größter Mühe noch nicht herausschmecken. Goon wird in
4-5 Liter Kartons verkauft. Mit 10 Dollar pro Karton gibt es wirklich nichts Billigeres.
Der Goon selbst, ist in einem silbernen Plastiksack verpackt, der alternativ
auch als Kissen genutzt werden kann. Mit diesem billigen Fusel werden so
ziemlich alle Trinkspiele der Erde gespielt, modernisiert und neuerfunden. Da
wir bei uns im Hostel kein BYO (bring your own alcohol) haben und alles an der
Bar gekauft werden muss, werden diese Spiele 100 Meter weiter am Fluss gespielt
und ich habe dann nur die Alkoholleichen. Kommt aber Gott sei Dank nicht so
häufig vor.
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Ein Goon-Sack |
Das war nur ein kleiner Einblick. Ich könnte noch seitenlang
von den anderen Stereotypen berichten. Den Barbies, den Schnorrern, den Clowns oder
den Außenseitern, den Muttis und von verirrten Familien... Wirklich
faszinierend. Sozialforschung auf kleinstem Bereich.
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Geckos an meinem Bardach, sie beschützen mich vor den Moskitos |
Aber kommen wir mal zu meiner Bar. Ich habe das Glück, dass
zu meinen Kunden auch eine Schar Einheimische zählt, die mich fleißig besuchen.
Von allen nur „Xena the Warriorprincess“ genannt (wer es nicht wusste: Xena und
Sina betont man im englischen haargenau gleich… ), fühle ich mich herzlich
aufgenommen. Da haben wir den professionellen Spieler, der gerade nur noch
literweise Bier trinkt und keinen Rum mehr, weil er gerade einen künstlichen
Darmausgang bekommen hat. Seine recht korpulente Frau, die immer einen klugen
Spruch parat hat und selber einen Scotch nach dem anderen wegtrinkt. Dann ein
älteres schwules Paar, die sich die ganze Zeit piesacken und auch sonst
herrlich mitzuerleben sind. Sie teilen sich immer ihre Bierchen und der Abend
endet immer mit einer handfesten Diskussion, wo sie denn nun dinieren sollen. Dann
gibt es da noch den silberhaarigen Einsiedlerkrebs, der immer mürrisch
dreinschaut und von seinen 3 Exfrauen und seinen zwischen 16 bis 45 Jahre alten
Kindern erzählt. Es sind noch einige andere da und auch Murray und Arne schauen
regelmäßig vorbei, sodass es fast schon wie eine kleine Familie ist. Das Zeug
zu einer Reality-Show hätte es jedenfalls.
Seit zwei Tagen habe ich das Vergnügen einen Surferboy aus
Florida und einen Biersammler aus Australien bedienen zu dürfen. Die Beiden
sind über sechzig und halten mich auf den laufenden.
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Meine Barherren |
Der Biersammler weiß alles
und kann jeden Gast auf seiner eigenen Sprache ansprechen. Er ist ein
wandelndes Lexikon und versteht sich außerdem auf Horoskope. Was dazu geführt
hat, dass ich langsam das Gefühl habe, er weiß mehr über mich, als ich selber.
Der amerikanische Surferboy hingegen ist ein recht ruhiger Geselle und wenn er
dann spricht, dann ist es eisenhart in zu verstehen, in solch einem
ausgefeilten amerikanischem Slang.
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Getränkeauswahl - gut und günstig |
Gestern wurde mir mein Charakter erklärt. Anhand meines
Geburtsdatums und allerlei kosmischen Einflüssen, die ich schon wieder
verdrängt habe. Ich habe die Lebenszahl 29/11, die er aus meinem Geburtsdatum
errechnet hat. Und hier nur ein kleiner Auszug aus meinem Text.
“Many
29/11s are extremely creative, but they have trouble handling the energy.
Before 29/11s can open the floodgates of their inborn creative potential, they
have to find themselves — their center, identity, balance, and boundaries.”
Ist irgendwie unheimlich wie sehr ich mich da wieder
gefunden habe…. Wer es selber mal ausprobieren will. Klickt einfach
hier. Habt
Spaß!