Das wirklich erste Mal in meinem Leben
arbeite ich, ohne viel nachzudenken. Das übernimmt in meinem Fall nämlich der
Arne (mein Farmer), der sich mit den ganzen pflanztechnischen Dingen, die
finanzielle Sicht und auch alles Andere beschäftigen darf. Ich mache demnach nur
das, was er mir sagt. Und das Ganze natürlich mit ein wenig logischem
Menschenverstand. Den kann ich nämlich nicht ausschalten. Egal wie sehr ich mich
bemühe.
Generell ist das eine sehr gute Erfahrung für mich.
Sonst neige ich ja eher dazu, bei allen Aufgaben lauthals hier zu schreien und habe
mich mit meiner generellen Übermotivation schon das ein oder andere Mal in eine
echte Misere gebracht. Mein Kopf will einfach für jedes aufkommende Problem,
auch wenn es nicht meines ist, eine Lösung entwickeln und stürzt sich brüllend
auf all diese Herausforderungen. Das Schöne hierbei ist, es kommt niemals zu
einem Ende, denn gerade Leuten, denen du mit einem Problem geholfen hast, die
wissen, dass sie beim nächsten Problem einfach wieder zu dir kommen können... Auch
auf der Arbeit war das immer so. Wenn Kollegen ihr Arbeitspensum nicht
geschafft haben, habe ich mich ja förmlich aufgedrängt um zu helfen. Das habe ich
nicht mal bewusst gemacht. Ich glaube da ist so ein verdammter Automatismus in
meinem Kopf, ein Drang sich immer wieder zu beweisen.
Zurück zum Basilikum. Kräuter schneiden ist eine
Kunst für sich. Das hätte ich vorher nicht gedacht, aber jedes Kräuterlein hat
seine eigene Art und Weise zu sein. Und jedes von ihnen bevorzugt eine andere
Handhabung. Da ist die Minze, die wild um sich umherwuchernd einfach allen
Platz einnimmt, der ihr geboten wird, oder den sie findet. Die Petersilie, die
schwitzen gar nicht mag und für alle möglichen Insektenfamilien das
Schlaraffenland zu sein scheint. Der Dill, der irgendwie macht was er will und
nicht zu vergessen der Salbei, der sich seine Zeit lässt und sich auch mit
Dünger keinen Druck machen lässt. Das war nur ein kleiner Einblick. Jedes Kraut
hat seinen Charakter.
Basilikum in Styrophorkisten soweit das Auge reicht |
So mag das Basilikum seine Füße nicht gerne in Wasser
haben und beim Schneiden muss ich aufpassen, dass ich ihm genügend Möglichkeit
gebe, neue Triebe zu bekommen. Das war aber dann eigentlich auch schon alles,
was ich beachten muss. Und nach unzähligen Bündeln, die ich schon geschnitten
habe, geht das alles sehr automatisch.
Mein Kräuterschneide-Set |
Ich durfte heute über 100 Bündel Basilikum schneiden. Das
läuft ungefähr so ab: Ich schneide ca. 6-10 Stiele gezielt ab, dann bündeln, am Ende auf eine Länge
schneiden und Gummiband drum, welches ich vorher schon mit neun von seinen Freunden um mein Handgelenk gewickelt habe. Das mache ich 10 Mal. Dann laufe ich mit meiner
kleiner schwarzen Kiste voller zauberschön duftender, herrlich grüner Basilikummasse
(vorbei an unzähligen Styroporkisten mit noch viel mehr Basilikum) zur „Sleevemaschine“.
Die Sleevemaschine |
Das ist eine selbstgebastelte Konstruktion aus einem Brett und einem Stück
Dachrinne. Hier kommen die kleinen Sträußchen in Hülsen, damit sie auch noch
länger frisch bleiben und auch beim Transport die saftigen Blätter noch im Nachhinein
so schön aussehen. Auch das funktioniert ganz einfach: Plastiksleeve aufkrempeln,
über die Dachrinne stülpen, Hand durchstecken, Basilikum an den Stielen packen,
durch die Dachrinne ziehen, Hülle richten und ab in die Transportkiste
(ebenfalls eine Styroporkiste).
Basilikum rein und runterziehen |
Tadaaaa: Ein Basilikumbündel |
Das Ganze mache ich dann genau solange, bis ich
meine Bündel zusammenhabe. Ein Vorgang, der sich inzwischen für meinen Körper
automatisiert hat. Ich kann das also tun, ohne groß zu denken.
Und nun kommen wir auch zu dem Kasus Knacktus des Ganzen.
Was soll mein Kopf die ganze Zeit machen? Ich habe unendlich viel Zeit, mich
ausschweifend meiner Gedankenwelt hinzugeben, unabgelenkt von meinem Körper,
denn der ist ja beschäftigt. Ob das immer so gut ist weiß ich nicht. Ich habe
das Gefühl, ich werde wirr. Ich denke über Alles und Jeden nach und manchmal
schüttele ich nur selber verwundert den Kopf, was da alles so rauskommt. Heute
beispielsweise habe ich irgendwie die Melodie von Bob Marleys Lied „I shot the
sheriff“ in meinem Kopf bekommen. Und ehe ich mich versah (und ich kann sowas beim
besten Willen nicht kontrollieren), fing ich an mir mein eigenes Lied
hinzureimen. Was dann ungefähr
so ging:
„I cut the basil….. And I have to cut the mint as well….“
Und
dieses Lied, ging mir einfach partout nicht mehr aus meinem Kopf. Das ist doch
kein Wunder das man da wirr wird, nach einer gewissen Zeit. Aber wie heißt es so schön: Der Unterschied zwischen Wahnsinn und Genie definiert sich lediglich aus dem Erfolg. Es gibt also noch Hoffnung.
Ich bewundere jedenfalls die Leute, die in der Lage sind
Fließbandarbeit zu machen. Ihr habt meinen vollsten Respekt. Für mich wäre das
nichts auf Dauer. Ich brauch was um meinen Kopf zu bändigen. Nicht auszudenken,
was passiert, wenn ich den länger frei rumlaufen lasse.
PS: Ein Bündel Basilikum verkaufen wir übrigens für 1,50 $ weiter. Das sind gerade mal 99 Euro Cent!!!! Wenn ich darüber nachdenke werde ich noch wirrer. Wir sollten 10 Dollar pro Bündel bekommen, bei all der Liebe, Zeit und Sorgfalt, die wir da reinstecken... Frechheit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen