Ich bin jetzt wieder alleine. Verena ist nach sechs Wochen zurück
nach Deutschland geflogen. Hinter mir liegt eine Wahnsinns Zeit und trotzdem
oder gerade deshalb, bin ich auch froh, dass ich nun wieder Zeit für mich
alleine habe. Denn genau deshalb bin ich ja hier. Vier Monate nun schon. Und
ich muss sagen, dass es für mich die beste Entscheidung war, die ich treffen
konnte. Ich habe unvergleichliches erlebt und gesehen, wunderbare Menschen
kennen gelernt und viel über mich selber gelernt.
Ich bin mir noch nicht so schlüssig, wie es nun weitergeht.
Ich habe alle Möglichkeiten und kann tun und lassen was ich will, damit bin ich
immer noch überfordert ab und an. Ich habe immer noch keine Ahnung, was ich
machen will wenn ich zurück komme und ich bin und bleibe wohl ein ziemlicher
Denker. Manche Sachen kann man wohl nicht ablegen, egal wie weit man reist. Ich
vermisse meine Familie und ein paar andere liebe Menschen, aber ansonsten
nichts. Ich bin selber erstaunt, wie wenig ich mich nach der Heimat sehne, aber
wahrscheinlich ist es dafür einfach noch zu früh.
Gerade sitze ich bei 30 Grad auf dem Balkon einer guten
Freundin in Brisbane, die mir netterweise Unterschlupf gewährt hat. Ich werde
in dieser Stadt, die mir mittlerweile so viel bedeutet, erstmal ein wenig
bleiben und mir ein paar Wochen Zeit nehmen, wieder zu Atem zu kommen, bevor
ich mich in meine Farmarbeit stürze. Denn wenn ich ein zweites Jahr hier
bleiben will, was ich noch nicht weiß, dann muss ich 88 Tage Farmarbeit
geleistet haben, ansonsten bekommt man das Visum nicht erneut. Wird demnach Zeit
damit anzufangen. Ich denke auch, dass es eine ganz spezielle Erfahrung sein
wird.
Brisbane. Mein Blick auf die Story Bridge! Ein Traum! |
Ich habe hier wirklich viel Zeit nachzudenken. Manchmal zu
viel, aber ich glaube, es ist gut für mich. Ich habe in den letzten vier
Monaten mehr über mich gelernt, als in den Jahren davor. Ich konnte mir vieles
bewusst machen und vielleicht auch die eine oder andere Macke ablegen oder
verringern. Ich bin immer noch dabei zu lernen, so viel Zeit für mich zu haben
und diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Aufzuhören ein schlechtes Gewissen zu bekommen,
nur weil man mal gar nichts tut. Bewusst endschleunigen nennt man das, glaube
ich. Mir wird immer mehr klar, was ich nicht mehr machen möchte. Ist denke ich
auch eine Art und Weise heraus zu finden, wohin man will.
Alles in allem geht es mir wirklich gut. Gerade heute Morgen
wieder. Ich ging durch die Stadt und überall waren diese Jacuranda Trees. Sie
haben gerade Saison und sie sehen zauberschön aus. Sie scheinen nun aus Blüten
zu bestehen und die sind auch noch lila!
Jacuranda Trees vor meiner jetzigen Unterkunft! |
Ich kann mir diese Bäume stundenlang
ansehen und einfach zufrieden sein. Ich denke, wenn ich zurück in Deutschland
bin, dann sollte ich mir mehr Zeit nehmen für die einfachen Dinge. Die
Kleinigkeiten. Das was das Leben ausmacht. Ich hoffe, ich werde das nicht
vergessen.
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