So lautet der aktuelle Slogan der
Telekom. Und endlich hat diese einzigartige Firma auch geschafft, wirklich alle
Kunden mit diesem Slogan anzusprechen. Denn fast jeder Kunde kann wohl inzwischen auf ein nerviges, furchtbares oder einfach gar unfassbares Erlebnis zurückblicken.
Erlebnisse, die die immer mehr gestresste Kunden verbinden und die sich hoffentlich
in naher Zukunft zu einer Kundenbewegung aufraffen.
In den letzten Tagen kann ich auch wieder was Schönes dazu
beitragen…:
Zunächst mal frage ich mich ernsthaft, ob die gute Dame mir
echt unterstellt, ich könne nicht mit dem Online Shop umgehen, da sie die
Fehlermeldung ja nun nicht bekomme. Dass ich wegen dieser Fehlermeldungen
allerdings die gesamte letzte Woche in der Hotline hing (so wie unzählige
andere Kunden auch, wie man mir in der Hotline berichtete) war wohl nicht in
meiner Kundenhistorie verzeichnet und auch noch nicht beim Telekom Hilft Team
angekommen…
Also im Endeffekt habe ich die ganze Zeit umsonst meine
Zeit und Nerven verschwendet. Nun frage ich mich, wie kann das angehen? Wie
können unterschiedliche Mitarbeiter unterschiedliche Auskünfte geben? Wie kommt
es, dass Kunden gezwungen werden aufgrund von undurchsichtiger
Darstellungsweisen im Online Kundencenter, doch immer wieder zum Telefon
greifen zu müssen und sich dann mit unvergleichlichen Wartezeiten rumschlagen zu
müssen? Wenn ein anderes Unternehmen so handel würde und seine Kunden so
behandeln würde, dann könnte es gleich dicht machen. In meinem vorherigen Beruf
als Versicherungskauffrau hätte ich mir auch niemals den Ton erlauben können,
den einige Mitarbeiter in der Hotline an den Tag legen.
Nun reicht es mir und ich möchte natürlich gerne den
Anbieter wechseln, bin aber aufgrund meiner Laufzeitverlängerung die mein
Australien Aufenthalt mit sich trug, noch bis nächstes Jahr November
gebunden. Also dachte ich mir, dann wechsel ich doch wenigstens mal in einen
aktuellen Vertrag, damit ich auch mal Surfen kann und auch endlich eine SMS und
Telefon Flatrate mein Eigen nennen kann. (Sollte eigentlich schon Standard
sein, aber nun gut.) Nun habe ich meinen Vertrag umgestellt, bekomme aber den
Neukundenvorteil natürlichnicht
eingeräumt. Bestandskunden sind halt weniger wert als Neukunden, dass wurde mir
in dieser Branche schon früh beigebracht.
Die nette Dame die mit mir die Vetragsumstellung machte, war
wirklich nett und freundlich, allerdings vergaß sie zu erwähnen, dass ich satte
49,95 Euro für die Umstellung zahlen darf. Auch den Wunsch meine genau
Vertragslaufzeit in der Bestätigungsmail mit anzugeben, ignorierte sie am Ende
gekonnt. Ich hänge mich doch nun nicht noch mal in die Warteschleife um mich zu
beschweren… Vor allem erwische ich dann immer Mitarbeiter die gefühlt alles
abbekommen und eigentlich ist es ja schon eine Strafe überhaupt bei diesem
Unternehmen arbeiten zu müssen.
Wer sich mal anschauen will, was bei der Telekom noch so
schief geht, der kann sich die unzähligen Einträge auf der Facebookseite
anschauen.Hier der Link!
Ich arbeite nun ja schon seit ein paar Monaten in einem
kleinen Café hier in Australien. Mein Chef ist Chinese und meine gesamten Kollegen
ebenfalls fast alle. Wie ich schon letztes Mal beschrieben habe, führt das des
Öfteren zu dem einen oder anderen Missverständnis.
Gerade in Bezug auf meine Anstellung gibt es da die eine
oder andere Diskussion, die ich mit meinem Boss schon führen durfte. Ich fühle
mich als Barista dort sehr wohl und komme auch mit meinem Chef gut klar,
allerdings kann man sich ja trotzdem nicht alles gefallen lassen.
Ich arbeite dort mittlerweile als Vollzeitkraft. Pauschal
gesehen bedeutet das, dass ich weniger Geld pro Stunde bekomme, als wenn er
mich auf Stundenbasis bezahlen würde. Da ich aber deutlich mehr arbeiten kann,
zahlt sich das am Ende für mich durchaus positiv aus. Außerdem bin ich im Falle
von Krankheit abgesichert und bekomme auch einige Rechte zugesprochen, sowie beispielsweise
Urlaub oder frei an Feiertagen. Eigentlich klar. Mehr als klar. So nicht für
meinen chinesischen Chef…
Ich liebe Zahltag
Hier mal ein paar Beispiele:
Wir haben also einen Feiertag in Queensland. Das Café ist
den Tag über geschlossen und ich kann nicht arbeiten. Gönnerhaft wendet Mark
(mein Boss) sich also an mich: „Sina, da du ja einen Tag nicht arbeiten kannst,
kannst du die Stunden gerne an den anderen vier Tagen nachholen oder möchtest
du Samstag arbeiten?“ Ich war ein wenig verwirrt und fragte ihn nur wie er
darauf kommen würde. Da erklärte er mir, ich müsse doch 39 Stunden die Woche
arbeiten und am Feiertag hat das Café ja zu, also muss ich die Stunden
natürlich nachholen. Das meinte er komplett ernst. Ich habe ihm dann versucht
zu erläutern, dass er mir als Vollzeitkraft freigeben muss, wenn der Feiertag
nun mal in die Woche fällt und ich die Stunden auch nicht nachholen muss. Da
musste er direkt seinen Anwalt anrufen und nachfragen… Ratet wer Recht hatte
und einen schönen freien Tag verbringen durfte?
Dann fragte ich nach einem Tag frei, da ich zum Strand
fahren wollte. Er überlegte darüber zwei Tage und meinte dann, ich könnte frei
haben und er würde mir dann einfach weniger Lohn zahlen, dann bräuchte ich die
Stunden nicht nacharbeiten. Aaaaaaaaaah! Schon wieder. Da erklärte ich ihm dann
erstmal, dass man als Vollzeitkraft weniger Lohn bekommt, damit aber auch Rechte
eingeräumt bekommt, wie zum Beispiel Urlaub. Er rief seinen Anwalt wieder an
und tadaaaa ich hatte einen Tag frei.
Nun kündigte ich ja und habe ihm extra 6 Wochen Zeit
gegeben, sich jemanden Neues zu suchen. Allerdings bedeutet das nicht, dass ich
deshalb auf meine angesammelten Urlaubtage verzichten möchte. Was sich auch
wieder als Diskussionswürdig heraus stellte…. Aber diskutieren kann ich ja. Er
willigte schließlich ein meine Wochenarbeitszeit zu kürzen, wenn er mir schon
keinen gesamten Tag freigeben kann (aus Grund von Personalmangel). Damit konnte
ich leben. Was mich dann allerdings wieder zum Erstaunen gebracht hat, war
seine Aussage, dass er mir wohl trotzdem mein volles Gehalt zahlen würde. Ich
sagte nur, dass das auch mein volles Recht ist und ich das verdiene und das es keinesfalls
„gönnerhaftes Handeln von ihm sei“. Glaub nicht, dass er das verstanden hat.
Aber nun ja, spielt ja auch keine Rolle mehr, solange ich das Geld bekomme.
Dann an einem Freitag, war ich krank. Ich war zwar im Café
und arbeite die ersten 4 Stunden, musste dann aber krank nach Hause. Ich fühlte
mich einfach furchtbar und Mark schickte mich, nachdem er mich gesehen hatte,
schlichtweg nach Hause. Ich fragte noch, ob er eine Krankschreibung brauchen
würde und er verneinte. Eigentlich hätte ich da schon misstrauisch sein müssen,
es klang doch zu einfach… Und wie sich später herausstellte, hat er mir den Tag
einfach als Urlaubstag abgeschrieben… Natürlich hatten wir darüber auch wieder
ein Gespräch.
Dann sucht Mark ständig nach neuem Personal und wir bekommen
all diese „Trainees“, die wirklich kein Wort Englisch verstehen und nur fünf
Worte sprechen können. Was ziemlich unpraktisch ist, besonders, wenn ich sie
einlernen soll… Mein chinesisch ist nämlich immer noch nicht der Knaller. Ich wunderte
mich wieso nur Chinesen sich bewarben und Mark betonte mehrmals, er suche
wirklich alle willigen Arbeitskräfte, ungeachtet der Herkunft. Ich fand dann allerdings
heraus, dass Mark seine Jobanzeigen lediglich auf dem lokalen chinesischen
Netzwerk hier postet… Was ein Wunder, dass sich niemand anders meldet.
Langsam komme ich allerdings auch dahinter, wieso er seine
Landsleute als Angestellte bevorzugt: Sie arbeiten für ein Hungerlohn, fast
ohne Pausen und satte 12 Stunden am Stück, ohne sich auch nur einmal zu
beschweren. Zudem nehmen sie, anders als die anstrengende Deutsche da,
keinerlei Rechte war und machen einfach mal alles mit. Ich bin fast umgefallen,
als die Lieben mir schließlich gebeichtet haben, was sie per Stunde bekommen.
Dafür würde ich nicht da stehen. Zudem gibt es hier eigentlich einen
Mindestlohn an den man sich halten sollte… Aber nun ja. Ich habe ihnen geraten
das nicht mitzumachen, mehr kann ich nicht tun. Trotzdem schockierend was sich
manche Menschen so bieten lassen.
Ich jedenfalls werde versuchen aus jedem einzelnen Tag dort
das Beste zu machen. Und ich liebe meine Kollegen. Die sind einfach
fantastisch. Wir planen noch einmal auszugehen, bevor ich Australien verlasse.
Aber nur unter einer Bedingung: Kein Fachchinesisch!
Gestern wollte ich hier in Brisbane auf ein Konzert gehen.
Die Location sollte ein altes Kino sein und das hörte sich vielversprechend an.
Die Band die dort spielte, heißt Lunar Season und da ich einige Bandmitglieder
gut kenne wollte ich sie nun auch endlich mal spielen hören. Eigentlich eine
gute Planung, wer hätte ahnen können, dass der Abend dann doch ganz anders
verlaufen sollte…
Da ich am Donnerstag ein wenig Tinte in meine Haut hab
stechen lassen, hatte ich nur eine begrenzte Auswahl an Kleidungsstücke zur
Auswahl. Da ich keinen Stoff auf meinem Oberschenkel haben wollte kam nur ein Kleid
oder ein Rock in Frage und der musste auch recht weit sein, ausgehtauglich und
trotzdem warm, da ich mich die ganze Woche mit einer dicken Erkältung
rumgeschlagen habe und es war der erste Tag wo mir überhaupt nach ausgehen
zumute war.
Meine Entscheidung fiel auf ein blaues Kleid mit einem eher
60er oder 70er Jahre Schnitt. Ich hatte das Teil noch nie an und es mir einfach
mal in einem Anfall von Kaufrausch erstanden und dann nie wieder angeguckt. Mit
einem schwarzen Tuch als Gürtel gepimpt (Backpacker müssen kreativ sein) und
schwarze Stiefel dazu, habe ich mich dann direkt wie der blaue Power Ranger
gefühlt. Ich weiß nicht wie ich darauf kam, aber den ganzen Abend begleitete
mich dieses Gefühl, wahrscheinlich unterstützt von ein paar Gläschen Wein nach
einer dicken Erkältung. In dieser guten Stimmung habe ich dann auch gleich die
Toilette der Location genutzt um ein paar Selfies zu schießen. Wundervoll, wenn
man die dann am nächsten Tag mal genauer betrachtet.
Tolle Selfie Location
Die Band Lunar Season die wir uns ansehen wollten, spielt Rock/ Grunge
und ist damit eigentlich nicht wirklich mein Fall. (Hier ein kleines Beispiel, wenn ihr mal reinhören wollt)
Da allerdings nicht sooo
viele Zuschauer da waren, habe ich mich motiviert in die erste Reihe des alten
Kinos gesetzt und habe das auch sogleich, nach den ersten gespielten Takten,
bereut. Ich wurde an die Wand gespielt. Es war so unglaublich laut. Gefühlte 5
Lieder später war das Ganze dann allerdings auch schon vorbei. Mir erklärte
man, dass sei normal für Gigs relativ unbekannter Bands, die würden hier immer
nur ein paar Songs zum besten geben und dann ist Schluss.
1. Reihe
Da wir uns mitten in der Valley befanden, ein Stadtteil in
Brisbane, der bekannt für sein Nachtleben ist, wollte ich noch nicht wieder
nach Hause. Und ich weiß nicht so genau, wer dann letzten Endes die Idee hatte,
spielt auch keine Rolle… Wir endeten jedenfalls damit, dass wir beschlossen in
einen Stripclub zu gehen. Wir waren nur zwei Mädels und ein Haufen Kerle, die
uns begeistert erzählten, dass man schon für 5 Dollar einen Lap Dance bekommen
würde.
Hier mal eben die Wikipedia Beschreibung für Unwissende: „Bei
einer speziellen Variante des Tabledance, dem Lapdance (engl. lap = der Schoß),
tanzt der Tänzer zwischen den Beinen des sitzenden Gastes oder setzt sich auf
dessen Schoß, um sich zur Musik zu bewegen oder einen Geschlechtsverkehr in
sitzender Position zu imitieren. Dabei ist ein gewisses Maß an physischem
Kontakt und Berührungen zwischen Tänzer und Gast gegebenenfalls möglich.“
Großartig dachte ich mir, ich fühle mich wie ein Power
Ranger, was soll schon schief gehen.Ich fand mich als 10 Minuten später, mit
einem völlig überteuerten Getränk in der Hand im Dämmerlicht, auf einem plastik-überzogendem
Sofa wieder, welches sich um eine große Bühne mit Pole-Dance-Stangen schlängelte.
Dort saß ich dann und war erstmal ein wenig baff, wie viele halbnackte Frauen
denn da überall rumliefen, tanzten und sich um die Stangen wickelten. Ich war
zwar schon mal in einem Strip Club, aber irgendwie nicht in solch einem Etablissement.
Es stellte sich heraus, dass der DJ verschiedene Musiksets spielte, dessen
Musikrichtungen wechselten von HipHop über Techno zu Rock und und und... Jedes
Mal kamen neue Mädels aus der Garderobe und schwärmten aus. Mich fragten
gefühlte 100 Frauen ob ich einen Lap Dance haben will und ich sagte immer nein.
Es wurde später und ich begann irgendwann mich zu entspannen und zwar genau so
lange, bis einer meiner Begleiter mir einen Tanz spendierte. Das Mädel fand es
sichtlich amüsant für eine Frau zu tanzen. Genau wie alle anderen Typen in
diesem Club. Es wurde gegrinst und gestarrt und ehe ich mich versah, war der
Tanz dann auch schon vorbei. Die Einzelheiten behalte ich nun einfach mal für
mich, wir müssen ja auch nicht alles breittreten. Ich kann nur sagen, es war
eine einmalige Erfahrung. Ja, ich denke, dass trifft es so ziemlich genau.
Ich bewundere die Frauen die den Mut aufbringen ihre Körper
so zu Schau zu stellen und für (hauptsächlich) Männer zu tanzen. Ich könnte das
nicht. Es ist eine Fleischbeschau. Du wirst komplett auf dein Äußeres reduziert
und die Blicke, die einige der Herren dir zuwerfen machen mir schon Gänsehaut.
Aber naja. Nun bin ich 28 und hatte meinen ersten Lap Dance.
Verrückt dieses
Leben. Ich sage es ja immer wieder. Einfach wundervoll verrückt.
Danach ist der Power Ranger dann nach Hause gegangen. Wo er
bis heute glücklich und zufrieden lebt.
Es ist soweit. Mein Herz sagt, es will heim. In altbekannte
Gegenden, mit Menschen, die ich wohl nun noch mehr liebe, als jemals zuvor. Nach
Hause in die Heimat, um meine Sehnsucht zu stillen.
Es war keine einfache Entscheidung für mich, jetzt zurück
nach Deutschland zu kommen. Mir war nicht einmal klar, ob ich überhaupt
wiederkommen will, auch wenn ich es lange behauptet habe. Ich wollte einfach
auf mich hören und fühlen wie es mir geht. Ich liebe es, neue Welten
kennenzulernen. Ich liebe es, zu reisen und Menschen zu treffen, neue
Geschichten zu hören und meine Eigenen zu schreiben.
Ich habe oft gesagt, ich bin ausgezogen um mich selbst zu
finden.
Um wieder Spaß und Freude zu haben und mich bewusst zu
entschleunigen. Wenn ich darüber nun nachdenke, dann muss ich schmunzeln. Was
ich in den letzten 1,5 Jahren gelernt und erfahren habe, war der Wahnsinn! Der
absolute, atemberaubende, verrückte Wahnsinn!
Das allerwichtigste zuerst: Ich
habe mich nicht gefunden. Ich habe was viel besseres gelernt.
Glück
Das Leben ist
eine Reise, unzählige Erlebnisse, Gefühle und Begegnungen reihen sich
aneinander. Es geht nicht darum, sich zu finden. Es geht darum zu "sein". Einfach
zu leben. Genießen und glücklich zu sein. Genau die Dinge zu tun, die man
möchte. Mutig zu sein, wenn Andere einen belächeln. Auf die kleinen Stimmen im
Kopf zu hören, auch wenn sie noch so abgehoben klingen. Es geht darum zu
fühlen, mit Haut und Haaren. Zu lachen und zu weinen. Zu fluchen und zu
schreien. Zu gewinnen und zu scheitern. Zu versuchen und zu probieren. Und alles bewusst. Es geht darum, sich an erster Stelle selbst zu
respektieren und glücklich zu machen.
Mich selbst zu finden. Was eine utopische Vorstellung. Und
wie unnötig zugleich. Wie wundervoll es ist, darüber nun einfach ein wenig zu lächeln.
Australien, vor allem hier in Brisbane, ist mir ans Herz
gewachsen. Ich habe hier wundervolle Menschen kennengelernt und ich habe hier
sehr gerne gelebt. Allerdings bin ich nun ehrlich zu mir selber und ich bin an
dem Punkt gekommen, an dem das „Sehnen“ nach Heimat, Familie und Freunde
einfach überwiegt.
Ich möchte neben meiner Mama auf dem Sofa sitzen und einen
Wein trinken. Ich möchte in Papas Büro stürmen und ihn am Schreibtisch
überfallen und tiefgreifende Golfdiskussionen haben. Ich möchte Alessas Augen
funkeln sehen, wenn sie von Achmet (ihr Pferd) erzählt oder mit Marius
unterwegs ist. Ich möchte mit Marieke und Nane über mein Leben philosophieren
und über jedes kleinste Detail herumschwafeln. Ich möchte mit meinen Opas
Mittagessen, durch den Garten schlendern und sie einfach wieder in die Arme
schließen. Ich möchte zu Oma und Helmut fahren und Tee trinken. Mit meinen
Tanten und Onkels quatschen, als wenn es kein Morgen gibt. Ich möchte Bruno und
Anke sehen und mit ihnen gemeinsam auf dem Sofa Werder anfeuern, Karten spielen
oder einfach nur die Seele baumeln lassen. Ich möchte feiern gehen, mit meinen
kleinen Cousins, die mir über den Kopf gewachsen sind. Ich möchte einfach alle
Menschen wieder sehen, die mein ganzes Leben ausmachen. Die Menschen, mit denen
ich schon so viel Zeit verbringen durfte und die mich geprägt haben. Ich möchte
tanzen, feiern und lachen mit ihnen. Wertvolle Zeit verschwenden und hochwichtige
Dinge unternehmen. Ich möchte mit ihnen nach den Sternen greifen und zurück auf
den Boden kommen.
Einfach sein!
Ich kann euch nicht sagen, wie sehr sich mein Herz danach
sehnt jeden einzelnen wieder zu sehen. Wie sehr ich mich danach sehne wieder
typisch deutsche, spießige Traditionen und Macken zu erleben. Deutschsprachige
Musik zu hören und einfach mal wieder deutsche Konversationen zu haben. Es ist
Zeit für mich. Und ich freue mich unbändig.
Ich komme HEIM Freunde! Am 23. Oktober bin ich da.
Ich arbeite nun seit über 6 Wochen schon in meinem kleinen
Café. Zeit mal ein wenig ins Detail zu gehen...
Mein Arbeitgeber
Mein Café ist unter einem chinesischen Management. Genau
genommen gibt es außer mir nur eine Barista, die nicht aus Asien kommt. Und das
ist leider nur eine Aushilfskraft, die nur ca. 8 Stunden die Woche da ist.
Ansonsten arbeite ich mit einigen Chinesen und Taiwanern zusammen. An sich
überhaupt kein Problem, wenn da nicht gewisse Sprachschwierigkeiten auftauchen
würden… Sowohl in Taiwan als auch in China spricht man Mandarin. Das heißt alle
können sich ganz großartig untereinander verständigen. Das einzige Problem:
Sina. Denn ich spreche kein Mandarin, noch kann ich auch nur ein Satz
verstehen. Für mich hört sich das mehr nach einem Gesang an und ich kann weder
sagen wo ein Wort anfängt oder wo es aufhört.
Ich arbeite also zwischen 8-10 Stunden täglich in dem
kleinen Café und ich verstehe nur Bahnhof. Natürlich sprechen wir mit den
Gästen Englisch, was ich meistens übernehme, alle anderen wuseln umher und
unterhalten sich in Mandarin. Theoretisch kein Problem, ist ja auch deren
Muttersprache und ich kann verstehen, dass es einfach bequemer ist darauf
zurückzugreifen, vor allem wenn das englische noch nicht ganz perfekt sitzt.
Praktisch ist es aber eine Eigenschaft, die mich langfristig wahnsinnig macht. Stellt
euch vor ihr seid an der Kaffeemaschine und neben euch, hinter euch, über euren
Kopf und ständig und andauernd würdet ihr eine Sprache hören, die ihr einfach
mal überhaupt nicht versteht…
Einige meiner Kollegen
Geht für 10 Minuten. Kein Problem, für zwei
Stunden- auch kein Problem. Aber für einen ganzen Tag oder mehrere Wochen: Auf
gar keinen Fall. Man wird wirr.
Das erste Mal als ich es angesprochen habe, hat mich keiner
richtig ernst genommen. Die Mädels haben nur gekichert und irgendwas auf
Mandarin zu mir gesagt, um mich dann groß anzuschauen und zu fragen ob ich
wirklich nichts verstehen könnte. Ähm nein! Mark (mein Boss) hat mir nur
gönnerhaft auf die Schulter geklopft und gesagt er hätte nichts dagegen, wenn
ich mit mir selber Deutsch sprechen würde. Soviel dazu. Was also nun???
Ein paar Tage später habe ich noch mal einen zweiten Anlauf
genommen. Ich bin durchs Café gerannt und habe Deutsch gesprochen. Lautstark
und mit mir selber, ich habe Deutsche Lieder gesunden und wundervolle kleine
Gespräche mit mir selbst gehabt. Alle waren ziemlich verwirrt und guckten mich
schräg an. Ein bisschen verrückt vielleicht, aber drastische Situationen,
erfordern kreative Maßnahmen. Und was soll ich sagen? Es hat gewirkt, am Ende
des Tages kamen meine Kollegen an und meinten sie haben es begriffen und sie
versuchen nun englisch zu sprechen. Und ich solle sie doch bitte darauf
hinweisen, wenn sie wieder zurück fallen. Wundervoll, nun bin ich glücklich.
Am darauffolgenden Tag überraschte mich Mark sogar mit einer
App, die er sich runtergeladen hat. Es war ein Übersetzer. Er sprach Sachen in
Chinesisch ein und heraus kamen wundervolle deutsche Satzfragmente, die mal
überhaupt keinen Sinn ergaben. Aber ich weiß seine Mühe sehr zu schätzen und
die App hat für einige Lacher bei uns gesorgt.
Minion Tag :)
Es ist schon verrückt wie unterschiedlich unsere Kulturen
sind und ich liebe es mich mit meinem Kollegen über die Verhältnisse in unseren
Heimatländern zu unterhalten. Ein Beispiel ist, dass so ziemlich jeder Chinese
der hier ist, auch hier in Australien bleiben will. Diese Freiheit, die für
mich als Europäer total normal ist, ist für die meisten Chinesen komplett neu
und aufregend. Von seltsamen Gerichten mit Hunden und Katzen, über
Ein-Kind-Politik und Zensur im Internet – ich lerne hier jeden Tag was Neues.
Und es ist doch was anderes das alles Mal aus erster Hand zu hören, als aus den
Nachrichten oder Geschichtsbüchern.
Mir ist jedenfalls klar, dass ich diesmal einen ganz
besonderen Job ergattern konnte. Ein wundervoller Platz, an dem ich auch trotz
des frühen Starts um 6 Uhr, wirklich viel Lache und verdammt viel lernen kann. Und
wer weiß, vielleicht ja auch den einen oder anderen Satz in Chinesisch. Nur
soviel schon mal:
Wǒ de míngzì shì xīnlàng
Das bedeutet: „Ich heiße Sina.“ Alles klar? Ganz einfach,
sag ich doch… :)
Da am Mittwoch in Queensland Feiertag ist, habe ich das mal zum Anlass genommen uns einen Tisch im berühmt, berüchtigten German Club Brisbane zu buchen.
Zusammenfassung des Abends :)
Mit 10 Mann sind wir da eingelaufen und haben uns mal mit deutschem Essen, frischem deutschem Fassbier und natürlich Schnaps verwöhnen lassen.
Eingang zum German Club
Gigantischer Weise mussten wir uns wirklich anstellen um in den German Club, der mit "Brisbane Deutscher Turnverein" betitelt war, reinzukommen. Es war so voll und alle wollten in diesen Club um schnell an die Bar oder ins Restaurant zu gehen. Wir haben dann auch gleich eine 5 Jährige Mitgliedschaft abgeschlossen um reinzukommen. 5 Euro und 5 Prozent off für die nächsten fünf Jahre. Mal schauen, wie oft ich das nutzen werde.
"Gut Heil" über der Tür, ehemaliger Gruß der Turner
Bekannte Marken lachten mich direkt an
Die Bar
Ich war hellauf begeistert, dass der German Club sogar mein geliebtes Weißbier Schneiders Weisse vom Fass hat!!! Das habe ich schon Jahrelang nimma getrunken und ich habe jeden Schluck genossen!
Schneiders Weisse (ich weiß, falsches Glas)
Der Saal war urig und erinnert an eine ehemalige Turnhalle. Überall sind "Typisch Deutsche Dinge" angebracht und so lachte mich doch wirklich auch der Bundespräsident an:
Foto von Joachim Gauck :D
Der Saal
Das Menü ist natürlich typisch Deutsch, was sich hier eher als typisch Bayrisch rausstellt, aber es war gigantisch.
Lammkeule
Vegetarier haben hier ein schweres Leben und essen wohl nur die Beilagen
Glückliche Gesichter beim Anblick des "Pork Knuckle"
Schweinehaxe - hmmm lecker! Mit Sauerkraut!
Ich war so begeistert und musste auch einiges aus dem Schnapsmenü ausprobieren. Ich denke wir hatten alle unglaublich viel Spaß und einen tollen Abend. Ich habe einige andere Deutsche getroffen und es mir wirklich gutgehen lassen. Ich werde auch jedenfall wieder hingehen!
Ich habe in alten Fotos gestöbert und mich dabei halb kringelig gelacht. Jeder hat ja mal einen so genannten "Bad Hair Day", aber ich hatte scheinbar ganze "Bad Hair Jahre". Mein Favorit ist immer noch meine Prinz Eisenherzzeit in 2009... Diesen Friseur würde ich immer noch gerne an die Wand hauen.. (Lest hier) Aber nun gut, auch solche Phasen überwindet man dann irgendwann...
Hier ist ein Einblick aus den letzten 10 Jahren meiner Haargeschichte. Lasst euch berieseln.
2005
Mein Style 2005 war irgendwie nicht gerade geignet für meine Gesichtsform. Aber die Ohrringe, die habe ich immernoch.
2006
Finde ich schon besser, aber immer noch ziemlich kurz.
2007
Hier hatte ich einen ziemlich gestuften Kopf und mein Haar war vom vielen gefärbe schon unglaublich kaputt, aber das interessiert einen ja recht wenig...
2008
Meine Grüne und Rote Phase. Scheinbar muss sich jedes Mädchen mal unkontrolliert Farbe in die Haare klatschen. Ich habe es geliebt, vor allem meine grüne Strähne.
2009
Prinz Eisenherz.... Woar! Ich weiß nicht, was diesen Friseur da geritten hat. Ich hatte nen Pottschnitt und das für ein ganzes Jahr, bis es irgendwie nachgewachsen war. Ich kann sagen, dass ich aus dieser Erfahrung eine Skepsis gegenüber Friseure mitgenommen habe, die mich bis heute begleitet...
2010
Es wurde länger und besser. Das Haare nur so langsam wachsen.
2011
Die Haare werden länger und länger, aber immer noch dunkelbraun.
2012
Ich kann Zöpfe machen. Braun bleibt.
2013
Braun in Deutschland und blond gebleicht in Australien. Der Entschluss gegen meinen heißgeliebten Pony ist gefallen. Nun heißt es Geduld!
2014
Und nun seht selbst, Pony fast lang, Haare hell, blonde Strähnen durch die Sonne und ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Rückblick. Hihi.
Heute habe ich mal was neues ausprobiert und habe mich
todesmutig und mutterseelenalleine, nachdem alle meine Freunde abgesagt haben,
in eine dieser total im Trend liegenden, Hot Yoga Stunden eingebucht.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Hot Yoga. In einem auf 35 – 40
Grad Celsius aufgeheizten Raum geht es da ans Eingemachte. Ich kann ich kaum
erinnern, wann ich das letzte Mal nach 10 Minuten so nassgeschwitzt war. Zudem
haben kleine Dampföfen mit Kräutermischungen eine stimulierende Wirkung. Das
habe ich mal einfach so hingenommen.
Duftstäbchen und Kerzen
Also erstmal muss ich zugeben, dass ich immer noch ein
Beginner im Bereich Yoga bin. Mit Hilfe einer App bin ich hier zwar wirklich am
Trainieren und bin auch mittlerweile so elastisch wie nie zuvor in meinem
Leben, aber ich habe immer noch eine Menge zu lernen. Vielleicht sollte ich das
auch das nächste Mal bedenken, bevor ich gleich hochmotviert eine „Power Stunde“
buche…
Das Studio an sich war schon mal wundervoll. Nur auf Hot
Yoga ausgerichtet und einfach zum Wohlfühlen. Die Mitarbeiter haben sich direkt
um einen gekümmert, alles erklärt und die Atmosphäre war warm und gemütlich.
Überall standen Kerzen herum und das Licht war gedimmt. Zudem lief angenehme
Musik.
Ich mietete mir also erstmal eine Yoga Matte, zog mich um
und marschierte in den Saal. Dort lagen schon vereinzelt Menschen herum, einige
davon in mir völlig unbekannten Bretzelpositionen. Ich tat also 15 Minuten ebenfalls
so, als sei ich tiefenentspannt und dehnte mich so gut es geht in meiner Art
und Weise. Heimlich äugte ich natürlich immer mal wieder zu diesen
Gummimenschen herüber und fragte mich, ob ich jemals daran kommen werde… Aber
nun ja, Übung macht ja bekanntlich Meister.
Überall kleine Heizöfen...
Kerzen und Dampfdinger.
Die Leitung der Klasse hatte ein Mädel, das ich auf den
ersten Blick für eine sehr schüchterne Maus gehalten habe. So kann man sich
täuschen… Sie begrüßte uns und ihre Power konnte wirklich jeden mitreißen. Ich
fand mich also schon wenige Minuten in den unmöglichsten Bewegungskombinationen
wieder und war wirklich froh, dass ich schon mal heimlich geübt hatte.
Und vor
allem, dass ich die Englischen Begriffe nun alle kannte… So grüßte ich die Sonne
und war ein abwärtsgerichteter Hund, spielte menschliche Brücke und exorzierte
alle drei Kriegerpositionen durch, bis meine Beine nicht mehr mitmachen
wollten. Als zusammengerolltes Blatt durften wir uns dann immer mal wieder
ausruhen, bevor es dann direkt mit dem aufschauenden Hund, der Kobra, die
Pyramide oder auch mal als Brett oder Winkel weiter ging. (Wer sich diese Namen
ausgedacht hat…)
Völlig platt nach der Session!
Am Ende jedenfalls war ich völlig ausgelaugt und glücklich.
Die Hitze tat alles weitere mich dann auch sehr schläfrig zu machen. Ich werde
auf jeden Fall wieder hingehen und kann es nur weiter empfehlen. Lasst euch
nicht abschrecken von all den wirren Namen und Positionen. Yoga kann wirklich
Spaß machen und es bringt einen so unglaublich viel für die Gesundheit. Aber
genug mit dem schwärmerischen Bla bla bla, ich muss nun ins Bett. Um fünf geht
der Wecker.
Am Sonntag habe ich mit meinem Opa telefoniert und ihm von
meinem neuen Job erzählt. Ich habe ein Vollzeit Job in einem Café ergattern
können, mit dazugehöriger Ausbildung zur Barista. Barista schimpfen sich hier
die Leute, die (mal platt gesagt) den Kaffee kochen. Hört sich einfach an, ist
es aber ganz und gar nicht. Aber lasst mich euch einen Einblick geben in die
Kaffeewelten Australiens…!
Mein neuer Arbeitsplatz
Kaffee kochen ist hier nämlich nicht gleich Kaffee kochen. Von
wegen etwas Pulver in die Maschine, Wasser rein und Knopf gedrückt… Hier ist
Kaffee eine wahre Leidenschaft! Als Barista muss man ein wahrer Kaffeekenner
sein und beispielsweise über die Herkunft, Röstung, Eigenschaften oder auch die
Mahlung der Bohnen genauestens Bescheid wissen. Ein Barista muss in der Lage
sein mit Hilfe der Maschinen den perfekten Espresso herzustellen, die Basis für
die verschiedensten Kaffeespezialitäten.
Den perfekten Espresso. Klingt erstmal einfach, habe ich
auch gedacht. Ich meine schließlich habe ich doch in Deutschland schon
unzählige Espressos mit den verschiedensten Automaten hinbekommen und geschmeckt
haben die doch alle irgendwie, mal mehr, mal weniger. Aber hier habe ich als
erstes gelernt: „Vergiss alles, was du glaubst über Kaffee zu wissen!“
Klein,aber fein!
Aber wie kocht man denn nun Kaffee? Lasst mich euch einen
kleinen Einblick geben…: Erstmal muss die Mühle auf die Maschine eingestellt
werden. Ein Brühvorgang muss zwischen 22-28 Sekunden andauern. Die Menge des
dafür nötigen Kaffeemehls liegt zwischen 14 – 14,2 Gram. Die Wassertemperatur
der Maschine sollte um die 88-94 Grad liegen und wird mit etwa 9 Bar durch das
Kaffeemehl gepresst. Läuft das Wasser zu schnell wird es wässrig und sauer,
läuft es zu langsam ist es zu bitter. Auch der Einsatz des Siebträgers (das silberne
Teil in den man das Kaffeepulver tut) will gelernt sein. Erstmal muss man die
richtige Menge des Kaffees (natürlich frisch gemahlen) hinein geben, dann wird
es mit einem Kaffeestampfer, ein Stempelförmiges Utensil, angedrückt. Mit einem
Druck von ca. 20 kg muss man das Pulver dann pressen und dabei das Handgelenk
ganz steif machen, sonst bekommt man unschöne Klippen und Gefälle im
Pulverabdruck, die dann wiederrum den Kaffeegeschmack beeinflussen. Außerdem
sollte man tunlichst vermeiden Kaffeepulver auf dem Rand des Siebträgers zu
streuen, es sei denn man steht auf Verbranntes. Es gibt wirklich unzählige
Werte und Angaben auf die man achten soll und muss und jede Kaffeesorte hat
seine eigenen Vorlieben. Ich bin immer noch ein absoluter Beginner auf diesem
Gebiet.
Wirklich nur Kaffee???
Aber wer nun denkt, dass war es schon, den muss ich
enttäuschen. Denn bekommt man erstmal einen guten (ich wage gar nicht zu sagen –
perfekten) Espresso hin, dann hat man „erst“ die Grundlage des geliebten
Heißgetränkes hergestellt. Dann kommt immer noch die Milch! Und diese Milch hat
es in sich. Zunächst gibt es erstmal unzählige Arten Milch, die alle bei
unterschiedlicher Temperatur schäumen und dadurch unterschiedlich zubereitet
werden müssen, ob Vollmilch, halbfett oder fettarme Milch, Soja oder Mandelmilch,
alles mit oder ohne Laktoseanteilen, die Auswahl ist riesig. Und natürlich hat
ein gutes Café alle Milcharten für seine Kunden greifbar.
Das Aufschäumen der Milch wird in Metallkännchen mit einer
Dampfdüse vollzogen. Es wird mit kalter Milch begonnen und dann bei etwa 60
Grad gestoppt, wird die Milch zu heiß, gerinnen die Eiweiße und es entsteht
kein schöner Milchschaum mehr. Dass es eine Kunst an sich ist, mit dieser
Dampfdüse genau das gewünschte Maß an cremig weichen Milchschaum zu erzeugen,
muss ich hier ja bestimmt nicht erwähnen. Denn jedes Getränk enthält
unterschiedliche Anteile an heißer, cremiger Milch und Milchschaum. Durch
bestimmte Bewegungen der Düse kann man die Erzeugung und den Temperaturanstieg kontrollieren.
Die drei beliebtesten und bekanntesten Getränke sind Cappuccino,
Flat White und Latte. Während der Cappuccino aus je 1/3 Espresso, heißer Milch
und Milchschaum besteht, findet man im Latte Espresso (meistens 60 ml, was
einem doppeltem Shot entspricht), heiße Milch und circa einen Zentimeter
Milchschaum. Der Flat White hingegen enthält heiße Milch und Espresso, keinen
Schaum! Die Kunst ist hier keinen Milchschaum herzustellen oder ihn durch eine
spezielle Eingießtechnik nicht in den Becher kommen zu lassen.
Unterschiedliche Gewichte machen die unterschiedliche Textur deutlich
Da habe ich auch schon das richtige Stichwort gesagt… Denn
Eingießen ist hier wahrlich eine Kunst an sich. Ganze Meisterschaften haben
sich schon aus dieser sogenannten „Latte Art“ gebildet. Sinn und Ziel ist es
hier ein optisch ansprechendes Getränk zu kreieren, oftmals in dem der Barista
mit der Milch und der Kaffeecrema wahre Gemälde auf dem Getränk erzeugt. Klick einfach mal hier oder schaut auch das folgende Video an:
Kaffee ist hier als wahrlich nicht gleich Kaffee… Das musste
ich erstmal lernen. Nicht selten höre ich Bestellungen wie:
Einen Standard Latte, halb entkoffeiniert, mit laktosefreier
Milch
Einen kleinen Cappuccino mit Sojamilch und einen extra Shot,
aber bitte ohne Koffein und mit Zimt anstatt Schokoladensprenkel
Einen Affogatto (Doppelter Espresso mit Vanille Eis)
Dunkle, weiße oder einfach nur heiße Schokolade, wahlweise
mit einem Shot Kaffee als Mocca kommend und auch nicht selten mit Marshmallows getoppt
Ein Short Macciato – Espresso mit einem Häubchen Milchschaum
Flat White – Espresso mit aufgeschäumter Milch, aber kein
Milchschaum
Einen Dirty – Chai Latte mit einem Shot Espresso
Usw… und sofort
Es gibt hier unzählige Variationen von Heiß- und auch
Kaltgetränken. Jeder hat seine eigene Vorliebe und bestellt was ihm lieb ist.
Und jeder hat auch die genausten Vorstellungen wie es dann am Ende zu schmecken
hat. Ist ja auch eigentlich richtig so, wenn ich das nur nicht alles erfüllen
müsste. Aber ich muss zugeben, es macht mir Spaß. Fühlt sich ein wenig verrückt
an, aber die Liebe zum Detail hat mich hier gepackt.
Aber kommen wir zurück zu meinem Opa, dem habe ich nämlich
versprochen einen Blogeintrag zu schreiben über Australische
Kaffeeleidenschaften. Und falls er nicht zu beschäftigt ist, sich immer noch
kringelig zu lachen, dass seine Enkelin einen Lehrgang im Kaffee kochen
braucht, dann grüße ich ihn hiermit herzlichst!
Aber mal im Ernst! Ich liebe dich Opa und ich freue mich
schon wahnsinnig darauf dir einen wunderbaren, abgestimmten Kaffee zuzubereiten!
Ich liebe es mich unter die einheimische Bevölkerung zu
mischen. Geradezu perfekt sind da die unzähligen Sportevent, die vor allem in
den Großstädten regelmäßig ausgetragen werden. In Brisbane fand dazu passend
das letzte Spiel der diesjährigen State of Origin Serie statt!
Dazu erst Mal ein wenig Hintergrund. Es handelt sich hier um
Rugby League Spiel. (Klickt hier um nochmal eine Info zu den verschiedenen RugbyArten zu finden.) Der State of Origin Wettbewerb wird jährlich ausgetragen. In
jeweils drei Spielen messen sich hier die Nationalteams von New South Wales und
Queensland, abwechseln in den jeweiligen Hauptstädten Sydney und Brisbane. In
einem der Teams zu spielen ist natürlich eine sehr große Auszeichnung. Das
Event gehört zu den größten Sportereignissen Australiens und weltweit sehr
populär. Und was soll ich sagen? Ich hatte die Ehre dieses Jahr ein Spiel live
zu erleben.
Zunächst einmal fiebere ich ganz klar für die „Maroons“
(Kastanienbraun) aus Queensland. Was auch die Trikotfarbe entspricht! Hier habe
ich einfach die meiste Zeit verbracht und kann mich am ehesten mit Australien identifizieren.
Außerdem haben die Maroons die „Blues“ (Blauen) aus NSW die letzten 8 Jahren in
der State of Origin Serie kontinuierlich besiegt. Was natürlich zeigt, dass ich
mich für das richtige Team entschieden habe. Hihi…
Ich mit einem Maroon Trickot
Die Maskottchen der Teams finde ich ein wenig
gewöhnungsbedürftig. Für Queensland steht die Cane Toad (eine Krötenart),
während NSW von einer Küchenschabe (cockroache) symbolisiert wird. Die
Aufmachungen der Maskottchen sind allerdings so verfremdet, dass ich erst nach
einer ausführlichen Erklärung wusste, was sie darstellen. Aber seht selbst:
Dieses Jahr hat Queensland leider die ersten beiden Spiele
der Origin Serie verloren. Das heißt bei diesem letzten dritten Spiel, ging es eigentlich
nur um Schadensbegrenzung. Und genau dafür hatten wir Tickets.
Zunächst Mal
schmissen wir uns in die richtige Aufmachung und zogen möglichst viele
Maroonfarbende Klamotten an. Dann ging es los auf die Fanmeile und danach ins
Stadion.
State of Origion ist ein richtiges Spektakel. Über 50.000
Leute feiern mit ihren Mannschaften im Stadion, dazwischen Live Musik und
natürlich unzählige alkoholische Getränke. Die Australier sind unglaubliche
Patrioten und verfechten ihren Staat mit allem was dazugehört. Von einfacher
Fankleidung, über Schminke bis hin zu Tattoos lässt sich alles sehen! Ach ja
und singen und grölen nicht vergessen. Hier heißt es lauter „Queenslander“ zu
schreien als „New South Wales“ Rufe durchkommen zu lassen. (Ich finde immer
noch, Queenslander könnte auch der Name einer neuen Wurstsorte sein… aber nun
gut.)
Mein Platz Im Stadion
Wenn das Spiel beginnt, dann wird es laut. Es wird munter
drauflos gegrölt, gejubelt und geflucht. Und nicht zu vergessen: Beleidigt! Ob
Mann ob Frau, Kind oder Erwachsene alle werfen den gegnerischen Mitspielern die
größten Beleidigungen an den Kopf. Ganz Sprechgesänge entstehen so in einem
Block und schwappen über. Ich war von der Heftigkeit dieser „Feindseligkeiten“
ziemlich überrascht und möchte die hier auch nicht wiederholen. Allerdings gilt
die Verunglimpfung wirklich „nur“ der Spieler der Mannschaften. Im Fanblock
sitzen Blau und Maroon gemeinsam, manchmal sogar auch gemixt und kommen ganz
wunderbar miteinander klar. Kleine Streitigkeiten kommen natürlich vor, aber
sonst ist es wirklich friedlich.
Was hier an alkoholischen Getränken konsumiert wird, geht
über meinen Verstand hinaus. Man kann hier alles kaufen. Von normalen Bier über
die härtesten Spirituosen. Die meisten bewaffnen sich gleich mit mehreren Viererträgern,
damit sie während des Spieles nicht so oft aufstehen müssen.
Ein Spiel dauert zwei Mal 40 Minuten. Allerdings nur
theoretisch, denn die Uhr stoppt bei jeder Gelegenheit. So wird wirklich nur
die eigentliche Spielzeit gemessen und alle anderen Unterbrechungen liegen
außerhalb der Spielzeit, was das ganze natürlich ungemein lang macht und
unberechenbar lang. Faszinierend für mich war allerdings, dass die Spieler
direkt auf dem Platz, während des eigentlichen Spielzuges behandelt werden,
also medizinische Versorgung bekommen. Während beim Fußball immer theatralische
Pausen eingelegt werden, versuchen die Spieler hier keine Sekunde des aktiven
Spieles zu verpassen. Hinzu kommt, dass das Spiel ewig dauern würde, wenn es
für jede Verletzung eine Unterbrechung geben würde.
Ein beliebter "Vergleich" dafür
Auch wunderschön bei State of Origin zu beobachten sind die
Anspannungen unter den Spielern. So arten einfache Takle nicht selten in
kleinere oder größere Prügeleien aus, die von den Schiedsrichtern nicht
wirklich geahndet werden. So kommt es mir jedenfalls vor. Während bei unserem Fußball
schon alle des Platzes verwiesen wären, können hier irgendwie alle tun und
lassen was sie wollen. Jedenfalls macht es auf mich den Eindruck. Ein
wunderbares Geschupse und Gerangel auf dem Platz. Wer interesse hat, hier ein kleiner Einblick was da genau heißt (die 30 besten State of Origin Fights):
Eine andere tolle Sache ist, dass ein Video Schiedsrichter alle
Entscheidungen der Schiris auf dem Feld nochmal überprüft. Das finde ich
persönlich großartig und beugt Missverständnissen vor. Es verzögert allerdings
auch das Spiel und regt aufbrausende Gefühlsregungen an, wenn dann mal eine
Entscheidung gekippt wird und doch keine Punkte erzielt wurden.
Ich konnte mich jedenfalls ganz gut eingliedern, an meinem Repertoire
von Beleidigungen muss ich noch arbeiten, aber buhen und jubeln kann ich schon
ganz hervorragend. Ein tolles Erlebnis und wieder eine Erfahrung reicher.