Mein neuer Arbeitsplatz |
Kaffee kochen ist hier nämlich nicht gleich Kaffee kochen. Von
wegen etwas Pulver in die Maschine, Wasser rein und Knopf gedrückt… Hier ist
Kaffee eine wahre Leidenschaft! Als Barista muss man ein wahrer Kaffeekenner
sein und beispielsweise über die Herkunft, Röstung, Eigenschaften oder auch die
Mahlung der Bohnen genauestens Bescheid wissen. Ein Barista muss in der Lage
sein mit Hilfe der Maschinen den perfekten Espresso herzustellen, die Basis für
die verschiedensten Kaffeespezialitäten.
Den perfekten Espresso. Klingt erstmal einfach, habe ich
auch gedacht. Ich meine schließlich habe ich doch in Deutschland schon
unzählige Espressos mit den verschiedensten Automaten hinbekommen und geschmeckt
haben die doch alle irgendwie, mal mehr, mal weniger. Aber hier habe ich als
erstes gelernt: „Vergiss alles, was du glaubst über Kaffee zu wissen!“
Aber wie kocht man denn nun Kaffee? Lasst mich euch einen
kleinen Einblick geben…: Erstmal muss die Mühle auf die Maschine eingestellt
werden. Ein Brühvorgang muss zwischen 22-28 Sekunden andauern. Die Menge des
dafür nötigen Kaffeemehls liegt zwischen 14 – 14,2 Gram. Die Wassertemperatur
der Maschine sollte um die 88-94 Grad liegen und wird mit etwa 9 Bar durch das
Kaffeemehl gepresst. Läuft das Wasser zu schnell wird es wässrig und sauer,
läuft es zu langsam ist es zu bitter. Auch der Einsatz des Siebträgers (das silberne
Teil in den man das Kaffeepulver tut) will gelernt sein. Erstmal muss man die
richtige Menge des Kaffees (natürlich frisch gemahlen) hinein geben, dann wird
es mit einem Kaffeestampfer, ein Stempelförmiges Utensil, angedrückt. Mit einem
Druck von ca. 20 kg muss man das Pulver dann pressen und dabei das Handgelenk
ganz steif machen, sonst bekommt man unschöne Klippen und Gefälle im
Pulverabdruck, die dann wiederrum den Kaffeegeschmack beeinflussen. Außerdem
sollte man tunlichst vermeiden Kaffeepulver auf dem Rand des Siebträgers zu
streuen, es sei denn man steht auf Verbranntes. Es gibt wirklich unzählige
Werte und Angaben auf die man achten soll und muss und jede Kaffeesorte hat
seine eigenen Vorlieben. Ich bin immer noch ein absoluter Beginner auf diesem
Gebiet.
Wirklich nur Kaffee??? |
Aber wer nun denkt, dass war es schon, den muss ich
enttäuschen. Denn bekommt man erstmal einen guten (ich wage gar nicht zu sagen –
perfekten) Espresso hin, dann hat man „erst“ die Grundlage des geliebten
Heißgetränkes hergestellt. Dann kommt immer noch die Milch! Und diese Milch hat
es in sich. Zunächst gibt es erstmal unzählige Arten Milch, die alle bei
unterschiedlicher Temperatur schäumen und dadurch unterschiedlich zubereitet
werden müssen, ob Vollmilch, halbfett oder fettarme Milch, Soja oder Mandelmilch,
alles mit oder ohne Laktoseanteilen, die Auswahl ist riesig. Und natürlich hat
ein gutes Café alle Milcharten für seine Kunden greifbar.
Das Aufschäumen der Milch wird in Metallkännchen mit einer
Dampfdüse vollzogen. Es wird mit kalter Milch begonnen und dann bei etwa 60
Grad gestoppt, wird die Milch zu heiß, gerinnen die Eiweiße und es entsteht
kein schöner Milchschaum mehr. Dass es eine Kunst an sich ist, mit dieser
Dampfdüse genau das gewünschte Maß an cremig weichen Milchschaum zu erzeugen,
muss ich hier ja bestimmt nicht erwähnen. Denn jedes Getränk enthält
unterschiedliche Anteile an heißer, cremiger Milch und Milchschaum. Durch
bestimmte Bewegungen der Düse kann man die Erzeugung und den Temperaturanstieg kontrollieren.
Die drei beliebtesten und bekanntesten Getränke sind Cappuccino,
Flat White und Latte. Während der Cappuccino aus je 1/3 Espresso, heißer Milch
und Milchschaum besteht, findet man im Latte Espresso (meistens 60 ml, was
einem doppeltem Shot entspricht), heiße Milch und circa einen Zentimeter
Milchschaum. Der Flat White hingegen enthält heiße Milch und Espresso, keinen
Schaum! Die Kunst ist hier keinen Milchschaum herzustellen oder ihn durch eine
spezielle Eingießtechnik nicht in den Becher kommen zu lassen.
Unterschiedliche Gewichte machen die unterschiedliche Textur deutlich |
Da habe ich auch schon das richtige Stichwort gesagt… Denn
Eingießen ist hier wahrlich eine Kunst an sich. Ganze Meisterschaften haben
sich schon aus dieser sogenannten „Latte Art“ gebildet. Sinn und Ziel ist es
hier ein optisch ansprechendes Getränk zu kreieren, oftmals in dem der Barista
mit der Milch und der Kaffeecrema wahre Gemälde auf dem Getränk erzeugt. Klick einfach mal hier oder schaut auch das folgende Video an:
Kaffee ist hier als wahrlich nicht gleich Kaffee… Das musste
ich erstmal lernen. Nicht selten höre ich Bestellungen wie:
- Einen Standard Latte, halb entkoffeiniert, mit laktosefreier Milch
- Einen kleinen Cappuccino mit Sojamilch und einen extra Shot, aber bitte ohne Koffein und mit Zimt anstatt Schokoladensprenkel
- Einen Affogatto (Doppelter Espresso mit Vanille Eis)
- Dunkle, weiße oder einfach nur heiße Schokolade, wahlweise mit einem Shot Kaffee als Mocca kommend und auch nicht selten mit Marshmallows getoppt
- Ein Short Macciato – Espresso mit einem Häubchen Milchschaum
- Flat White – Espresso mit aufgeschäumter Milch, aber kein Milchschaum
- Einen Dirty – Chai Latte mit einem Shot Espresso
- Usw… und sofort
Aber kommen wir zurück zu meinem Opa, dem habe ich nämlich
versprochen einen Blogeintrag zu schreiben über Australische
Kaffeeleidenschaften. Und falls er nicht zu beschäftigt ist, sich immer noch
kringelig zu lachen, dass seine Enkelin einen Lehrgang im Kaffee kochen
braucht, dann grüße ich ihn hiermit herzlichst!
Aber mal im Ernst! Ich liebe dich Opa und ich freue mich
schon wahnsinnig darauf dir einen wunderbaren, abgestimmten Kaffee zuzubereiten!
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